Braucht die Welt wirklich einen weiteren Film über die Charles Manson – Morde?
Von HELTER SKELTER – DIE NACHT DER LANGEN MESSER (1976) über aktuelle Filme wie WOLVES AT THE DOOR oder HOUSE OF MANSON bis zu anstehenden Tarantino-Streifen ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD oder CHARLIE SAYS wurde das Thema alleine in Spielfilmen wieder und wieder aufgegriffen.
Mit THE HAUNTING OF SHARON TATE reiht sich nun ein weiterer Film ein, der aber gar nicht versucht den bekannten Fakten zu folgen.
Die sehen natürlich so aus:
Im August 1969 wurde die schwangere Schauspielerin zusammen mit vier Bekannten in ihrer Villa in Hollywood von Mitgliedern der Manson-Family ermordet.
Die Ereignisse im Film setzen einige Tage vor dieser brutalen Tragödie an, die Sharon mit ihren Freunden und Hausmeister Steven auf ihrem Grundstück verbringt.
Zu dieser Zeit wird ihr Hund getötet, ein eigenartiger Typ namens Charlie taucht auf und Tate hat immer wieder brutale Träume, die ihren eigenen Tod zeigen.
Und dann kommt der Tag, an dem wirklich eine Gruppe Fremder ins Haus eindringt.
Gemäß der großen Seiten wie rottentomatoes.com und imdb.com hassen Kritiker und Fans THE HAUNTING OF SHARON TATE gleichermaßen und neben klassischer Kritikpunkte wird vor allem die Respektlosigkeit bemängelt, in der hier aus einem realen Fall ein fiktiver Horrorfilm gemacht wird.
Diese Vorwürfe sind natürlich nicht von der Hand zu weisen und während sich Fans Idioten, die sich ein Manson-Autogramm übers Bett hängen, ohnehin kaum an Pietätlosigkeiten stören werden, gibt der Film nicht vor eine Doku zu sein.
Viel mehr spielt er mit dem Wissen der Zuschauer um die echten Morde und der daraus entstehenden Erwartungshaltung. Selbstverständlich weiß jeder, wer Charlie sein soll, der ums Grundstück streift, selbst wenn das nie so geschah.
Insofern ist die Umsetzung zunächst vielleicht geschmacklos, aber auch recht clever. Allerdings gestaltet sich die erste Filmstunde als Mischung aus alternativen Fakten und wenig interessanten Details. Sharon Tates Beziehung zu Ehemann Roman Polanski (der nur namentlich erwähnt wird), wird mehrfach angerissen, trägt aber nichts zur Geschichte bei.
Keiner der Akteure weckt Interesse oder sticht hervor und Tates visionäre Träume sorgen zwar für blutige Abwechslung, füllen aber -obwohl die Gewaltakte weitestgehend schnörkellos und damit hart und realistisch umgesetzt sind – keinen Film. Schlimmer noch, laute Kiddie-gerechte Jumpscares blasen auch dann einen Schrecken auf, wenn dieser gar nicht da ist.
Zudem wird zwischenzeitlich der Verdacht nahegelegt, dass in der Villa gar paranormale Aktivitäten vor sich gehen, was weit hergeholt scheint.
Im finalen Drittel des Streifens tut sich dann was, wobei man sich als Zuschauer zunächst gar nicht mehr sicher sein kann, ob man sich wieder in einem Alptraum oder der für die Protagonisten bitteren Realität befindet. Trotzdem fügen sich zuletzt die meisten Puzzleteile zusammen.
Regisseur Daniel Farrands war in der Vergangenheit für die bekannten Horror-Dokus NEVER SLEEP AGAIN und CRYSTAL LAKE MEMORIES verantwortlich, wo er „nur“ Fakten zusammentragen musste. Dass er sich mit THE HAUNTING OF SHARON TATE einer Mischung aus True Crime und rein fiktivem Stoff stellt, ist ein Experiment, das unabhängig von der Frage des guten Geschmacks stellenweise gelingt, aber auch stellenweise misslingt.