Sieh an, es gibt 2021 noch junge Künstler, die Found Footage drehen.
Das verwundert etwas, denn seine Blütezeit hatte dieser Stil in den Nuller-Jahren. Danach erschienen zwar immer noch etliche Streifen im Pseudo-Doku- / Home-Video- / Wackel-Cam – Style, man musste aber schon genauer hinsehen, um die Perlen zu entdecken.
In den letzten Jahren flaute der einstige Megatrend endgültig ab und in den frühen 20ern sind Found Footage Filme so angesagt wie Schlaghosen oder Vokuhila.
Offen gestanden war es genau dieser offenkundige Anachronismus, der THE JUNGLE (übrigens nicht zu verwechseln mit JUNGLE) zunächst für mich interessant machte, denn warum nicht mal wieder etwas Retro schauen?
Beim genaueren Hinsehen fallen aber zwei Dinge auf.
1. THE JUNGLE ist nicht neu, sondern wurde schon 2013 abgedreht und
2. verantwortlich ist Regisseur Andrew Trauki, der mit THE REEF, BLACK WATER und BLACK WATER: ABYSS schon einige Male naturnahen Horror inszenierte.
THE JUNGLE kommt leider zu spät
Story:
Zoologe Larry Black und sein Bruder Ben reisen mit allerlei Filmequipment bewaffnet nach Indonesien, wo sie den seltenen javanischen Leoparden vor die Linse bekommen wollen.
Viel Euphorie kommt bei den Einheimischen nicht auf, man warnt die Tier-Touris vielmehr vor dem, was im Dschungel lauert, aber natürlich lässt sich das Team nicht ins Bockshorn jagen und macht sich auf die Expedition.
Bald müssen sie aber erkennen, dass sich tatsächlich Unheimliches in den dichten Wäldern abspielt und sie finden Anzeichen schwarzer Magie….
THE JUNGLE ist entweder ein Film für Found Footage – Fans, die sich jeden dieser Filme ansehen oder für ein gänzlich unverbrauchtes Publikum, das mit dieser Machart nie in Berührung kam und in dem Werk etwas Neues sehen.
Alle anderen werden mindestens ein halbes Dutzend baugleiche Werke nennen können und viele sind besser.
Was man THE JUNGLE zugutehalten muss, ist die Tatsache, dass tatsächlich in Indonesien gefilmt wurde, ein gewisser Exotikbonus ist also da.
In Indonesien nichts Neues
Obskures Handwerk, das in den Bäumen hängt, grünstichige Nachtbildaufnahmen und das Verirren im Wald….das klingt sicher erst einmal unangenehm, wenn es einem selbst widerfährt, als Zuschauer wird man in diesem Fall aber nicht gut mit auf die Reise genommen.
Zum einen fällt es schwer einen Draht zu den Figuren zu finden, zum anderen ist man damit beschäftigt, die innerliche Checkliste der Filme abzuhaken, die ähnlich vorgingen.
Dass THE JUNGLE den langsamen Aufbau wählt, sollte man ihm nicht vorwerfen, das taten Mega-Erfolge wie PARANORMAL ACTIVITY und BLAIR WITCH PROJECT auch.
Auch das augenscheinlich kleine Budget ist in diesem Fall kein Hindernis (und auch hier sei an die beiden kommerziellen Kracher verwiesen, die mit wenig Geld enorme Summen einspielten).
THE JUNGLE ist vor allem zu spät dran.
Er war 2013 zu spät dran und 2021 gilt das umso mehr.
Zuletzt noch eine Anmerkung zu dem, was im Wald lauert (kleiner Spoiler).
Während die Blair Hexe im Grunde eine Legende blieb, die zumindest im Original nie zu sehen war, zeigt uns THE JUNGLE etwas mehr vom „Bösen“, gibt diesem aber auch wenig Screentime. Wer also auf massive Showeffekte hofft, geht weitestgehend leer aus.
Fazit:
Found Footage ist 2021 leider tot (vielleicht veröffentlicht aber mal irgendwann endlich jemand THE TAKING OF DEBORAH LOGAN, MEGAN IS MISSING oder THE POUGHKEEPSIE TAPES auf Deutsch).