THE LAST THING MARY SAW nimmt uns mit ins Jahr 1843.
Eine Zeit strengen Glaubens und strenger Sitten.
Wer in dieser Zeit Aufregung, Action und Feuerwerk erwartet, tut gut daran jetzt umzukehren….
Worum geht es in THE LAST THING MARY SAW?
Nach dem die Matriarchin der Familie unter mysteriösen Umständen ums Leben kam, wird die junge Mary nach den Ereignissen befragt. Die Rekapitulation der Ereignisse offenbart die schrecklichen Ereignisse, aber auch die seinerzeit unmoralischen Geheimnisse, die sich in der Familie zutrugen.
Obwohl es nicht falsch ist, THE LAST THING MARY SAW als „kleinen“ Film zu bezeichnen, spielen ein paar bekanntere Namen mit. Da wäre zum einen Isabelle Fuhrman (ORPHAN) als stummes Hausmädchen und Marys Geliebte, zum anderen Rory Culkin (LORDS OF CHAOS) als Herumtreiber mit Feuermal im Gesicht. Eine andere alte Bekannte ist Judith Roberts, deren markantes Gesicht man noch aus DEAD SILENCE in Erinnerung haben dürfte, was ihre Darstellung der harten Matriarchin hier noch verstärkt.
THE LAST THING MARY SAW ist für THE WITCH-Fans gemacht, aber
Inhaltlich lässt sich der Film in der Nähe von THE WITCH und anderen Slowburnern mit Folk- und Religionsanteilen einordnen. Wie eingangs erwähnt, das muss man mögen, es ist aber gewünscht und kein Zufall.
Und so passt es auch ins Bild, dass der Horroranteil eher Nadelstichen statt Axthieben gleicht. Diese sind dann auch vergleichsweise rar und vergleichsweise subtil, wirken aber genau dadurch an der richtigen Stelle.
Und doch ist THE LAST THING MARY SAW weit weniger auf bewährte Horroreffekte oder gar Jumpscares aus. Wenn das Grauen hier funktioniert, dann aus einer längeren Szene heraus, nicht aufgrund eines einzelnen Augenblicks. Am Ende nimmt man den Film als Ganzes wahr (oder vergisst ihn rasch wieder).
Auch das lässt Vergleiche mit THE WITCH zu, doch wirkte dieser authentischer. Ob Kleidung oder Sprache, Robert Eggers Film vermittelte einen stimmigen Eindruck, als wäre alles so alt wie es aussieht, jedes Möbelstück seit Jahren in Gebrauch und jedes Wort so gesprochen worden.
THE LAST THING MARY SAW lässt hingegen die Vermutung zu, dass verschiedene Requisiten entweder wenig akkurat auf alt getrimmt oder aus verschiedenen Zeitaltern zusammengeworfen wurden.
Ein kontrastarmes, dunkles Bild mag vielleicht in eine schlecht ausgeleuchtete Zeit passen, sorgt aber zusammen mit dem niedrigen Tempo und langen Dialogen (die nicht immer zu etwas führen) dafür, dass beim Zuschauer eine gewisse Schläfrigkeit einsetzt.
Slow Burn in Ehren, aber gerade dann sind Details, Darsteller und Story wichtig. An den Schauspielern liegt es in diesem Fall nicht, der Rest ist aber nicht mehr als ein Na ja.
Fazit: Ob man sich THE LAST THING MARY SAW ansieht, sollte man sich überlegen. Er ist wirklich für ein spezielles Publikum gemacht und die Absicht ist hier besser als die Umsetzung.