Wenn der Regisseur von FREAKY und HAPPY DEATHDAY zum Produzenten wird, erhält man schon eine Vorstellung in welche Richtung TIME CUT laufen könnte.
Christopher Landon, auch Autor verschiedener PARANORMAL ACTIVITY – Teile, mischt hier erneut komödiantische Klassiker mit Teen-Horror und das Ergebnis ist genau, was man erwarten konnte.
Wovon handelt TIME CUT?
Lucys Schwester Summer wurde ermordet, bevor Lucy überhaupt geboren wurde. Den Mörder hat man nicht gefasst, aber ihre Familie steht noch immer unter den Ereignissen aus dem Jahr 2003.
Als Lucy durch einen Zufall auf eine Zeitmaschine stößt, die sie in die Tage kurz vor Summers Ermordung katapultiert, muss sie sich entscheiden, ob sie ihre große Schwester retten kann…und will.
Ich liebe Zeitreisen und -schleifen. Sie sind so schön unkompliziert kompliziert, werfen viele Was-wäre-wenn-Fragen auf, spielen mit dem Raum-Zeit-Kontinuum, verdrehen dir das Gehirn, niemand kann den Wahrheitsgehalt überprüfen und dank ein paar wissenschaftlicher Begriffe kann man sich auch auf der Couch wie Doc Brown fühlen, wenn man im Physikunterricht öfters fehlte.
Das gilt für TIME CUT besonders, der zwar formell auch dem Science-Fiction-Genre zuzuordnen ist, aber science sehr klein und FICTION ziemlich groß schreibt.
Anders ausgedrückt: Dies ist eher Sechstklässler-Unterricht als Uni-Vorlesung, was sich nicht nur auf die Zeitmaschine bezieht, sondern den ganzen Film. Komplexe Sachverhalte werden mit erstaunlich einfachen Antworten gelöst, als wäre man auf einer populistischen Politik-Kundgebung.
Der maskierte Mörder kommt selbst für Slasher-Verhältnisse so schnell von A nach B, dass ich mir sicher war, dass im SCREAM-Stil mindestens zwei Killer am Werk sind und was tut Lucy, wenn sie „Treibstoff“ für die Reise zurück braucht? Sie stolpert in eine nukleare Forschungseinrichtung, die mit kaum mehr als einem Gartenzaun gesichert ist, und bedient sich. Die Zeitmaschine selbst offenbart dabei ein minimalistisches Innenleben, da hat jede Kaffeemaschine mehr Technik.
Diese Naivität zieht sich durch die komplette Story, widmet sich dafür aber diffizilen Teen-Fragen.
Wenn Lucy Summer rettet, wird sie dann überhaupt existieren? Oder werden ihre Eltern kein zweites Kind bekommen?
Und wann ist der richtige Moment für ein Outing?
Horror für Anfänger
Ein Horroranteil ist natürlich auch da, wer aber Slasher nur aufgrund des Killer-Wiedererkennungswertes schaut, wird durch Maske und Waffe wohl enttäuscht. Interessanter ist da schon, wer unter dieser Maske steckt. Das soll hier aber natürlich noch nicht verraten werden.
Im Laufe der Story kommen einige Opfer zusammen, das junge Zielpublikum wird aber nicht durch übertriebene Grausamkeiten über Gebühr beansprucht, sodass ein großer Teil des Sterbens eher im Vorbeigehen geschieht.
Marty McFly hatte es schwerer
Als Marty McFly in ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT von 1985 nach 1955 reiste, waren das auch nur 30 Jahre. Die Welt war aber eine gänzlich andere.
In TIME CUT sind es 20 Jahre, man muss aber schon zwei Mal hinsehen, um Unterschiede auszumachen. Ja, man trägt 2003 bauchfrei, Avril Lavigne läuft auf dem Discman und Smartphones gab es noch nicht, aber die Macher tun sich schwer uns diese Epoche als gänzlich eigene Ära vorzustellen und flüchten sich teils sogar in 80er-Jahre-Neon.
Fazit zu TIME CUT
TIME CUT wirkt wie ein TV-Film, der von Netflix bestellt wurde, nicht wie ein Kinofilm, der zufällig irgendwann im Stream landet.
Die Beleuchtung ist bunt, aber nicht stimmig und es wäre überraschend, wenn Madison Bailey (Lucy), die in jeder Szene schaut, als wolle sie gleich in Tränen ausbrechen oder ihre Filmschwester Antonia Gentry eine große Karriere bevorsteht. Die gleichen Zweifel sind auch bei Regisseurin Hannah Macpherson angebracht.
Und dennoch kann man sich vorstellen, dass TIME CUT bei Teenagern, die zur Halloween-Zeit einen Zugang zum Horror finden, gut ankommt. Und warum auch nicht? Wer keinen Wert auf akkurate Quantenphysik und massiven Gore legt, kriegt anderthalb Stunden leichte Unterhaltung, die nicht langweilt.
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