V/H/S 94 gehört nicht zu den Filmen, mit denen man rechnen konnte.
Sicher, V/H/S und V/H/S 2 waren sehenswerte Found Footage–Anthologien, aber der dritte Teil V/H/S VIRAL wirkte nicht nur inhaltlich müde, sondern erschien auch zu einer Zeit, als Wackelcam–Movies so angesagt waren, wie Oberlippenbärte bei Frauen.
Aber einige der Macher fanden sich noch einmal zusammen und zauberten im bewährten Stil Kurzgeschichten, die zu dem besten gehören, was das Franchise zu bieten hat.
Wovon handelt V/H/S 94?
Die Rahmenhandlung bildet dabei ein SWAT-Team, das nachts in ein unheimliches Gebäude eindringt, um einen Drogenring zu zerschlagen. Dort finden sie nicht nur eine Leiche, und jede Menge Schaufensterpuppen, sondern auch laufende Fernseher und Videotapes.
V/H/S 94 ist ein gelungenes Franchise-Comeback
Die erste Geschichte, die auf den Fernsehern flimmert, begleitet ein Reporter-Team eines Nachrichtensenders, das die sagenumwobene Gestalt des Rat Man in den Abwasserkanälen einer Stadt sucht. Dabei stoßen sie aber auch auf einen Kult, der das Ende der Welt beschwört.
Schon in dieser Story wird deutlich, dass der Film nicht vorhat mit Gewalt hinterm Berg zu halten.
Das tut die zweite Geschichte auch nicht, steht aber trotzdem eher für guten Grusel. Im Stile von THE VIGIL soll eine junge Frau eine Nacht Totenwache halten. Doch der kürzlich verstorbene hat es sich anders überlegt und steht noch mal auf.
Das Segment stammt von Simon Barrett, der schon verschiedene Geschichten zu den ersten V/H/S-Filmen beisteuerte und kürzlich seinen ersten Langfilm SEANCE veröffentlichte.
Ein wahres Splatterfeuerwerk entfacht danach Timo Tjahjanto, der noch immer zu wenig Anerkennung für sein grausames Tun erhält, aber nicht nur in V/H/S 2, sondern auch THE ABCS OF DEATH einige der besten Segmente beisteuerte.
In diesem Fall erzählt seine Story von einem illegalen medizinischen Experiment, in dem ein Mann und eine Frau zu Robotern „umgebaut“ werden, was höchst brutale Folgen hat.
Was wir zu sehen bekommen, ist eine gelungene Mischung aus HARDCORE und FRANKENSTEIN’S ARMY und kann nur als aberwitzig beschrieben werden.
Es wird brutal
Etwas ruhiger wird es dann mit einem Beitrag, bei dem wir einer rechtsradikalen Bürgerwehr über die braunen Schultern schauen. Die Nazis haben einen Mann in einem Verschlag gefangen und erschießen ihn….allerdings mehr als einmal. An dieser Stelle sei nur verraten, dass das Töten mit einem Attentat zu tun hat.
Neben Tjahjanto und Barrett waren auch David Bruckner (THE HOUSE AT NIGHT) und Brad Miska an V/H/S 94 beteiligt. Letztere entwickelten erneut das Gesamtkonzept.
Es fällt auf, dass der Film erwachsener wirkt und man Ficki-Pipi-Kaka-Dialogen, die vorher teilweise dümmlich aufgesetzt einfloßen, den Rücken kehrte.
Allerdings muss man auch sagen, dass das SWAT-Team, mit dem man eigentlich Professionalität assoziiert, verhält, als wäre es ein Haufen besoffener Statisten in Uniformen.
Da V/H/S 94 bislang den deutschen Markt noch nicht erreicht hat (bislang läuft er nur auf dem amerikanischen Shudder), darf gemutmaßt werden, ob er sich bei den Jugendschützern durchmogeln kann. Zumindest Timo Tjahjantos Werk dürfte Sorgenfalten hervorrufen. Da es sich aber auch um das längste (und beste) Segment handelt und Gewalt flächendeckend eingesetzt wird, wären einzelne Schnitte oder ein komplettes Entfernen der Geschichte witzlos.
Es wäre also denkbar, dass der Film (ähnlich wie V/H/S 2) keine ungeschnittene FSK-Freigabe erhält.
Fazit zu V/H/S 94
Unterm Strich ein gelungenes Projekt, das belegt, dass Found Footage auch in den 2020er Jahren funktionieren kann und zudem weiter Hoffnung macht, dass das Jahrzehnt brutal wird.