Horrorfilme aus Spanien sind längst kein Geheimtipp mehr. Nichtsdestotrotz verblüfft es immer wieder, wie die Spanier mit altbekannten Stilmitteln ein hohes Maß an Grusel und Unwohlsein erreichen, während eben dies bei Produktionen anderer Länder auf der Strecke bleibt. Der neue Horrorfilm VOCES – DIE STIMMEN von Ángel Gómez Hernández, schlägt in ganz verschiedene Genre-Kerben.
Story
Daniel, Sara und ihr neunjähriger Sohn Eric sind eine glückliche Familie, die in ein altes Haus auf dem Land zieht. Die Eltern verfolgen den Plan, das Haus zu restaurieren und zu verkaufen, darin sind sie geübt. Erics Wunsch, in einem Haus mit Pool zu wohnen geht in nun vorerst in Erfüllung. Die Freude darüber verfliegt aber schnell, als der kleine Sohn beginnt Stimmen zu hören und das Drama seinen Lauf nimmt, als Eric tot in dem Pool gefunden wird.
Willkommen im Haunted House
Das Vorgeplänkel der Familie, samt Einzug in das neue uralte Gemäuer, lässt die Spukhaus-Fans schon aufhorchen und andere augenrollend dreinblicken. Ja, wir kennen verfluchte Häuser zur Genüge, mal mehr, mal weniger schreckliche. Hier sollte nun also eine Story folgen, die spannend und schaurig erzählt wird. Dafür muss man aber ein wenig Geduld mitbringen, denn VOCES – DIE STIMMEN erzählt seine Geschichte in Ruhe und ohne jegliche Hast.
Die Stimmen in VOCES – DIE STIMMEN
Eric, der kleine Sohn wird relativ schnell Opfer der malträtierenden Stimmen. Er nimmt sie teilweise durch sein Walkie-Talkie war, hört ein flüstern oder spürt die Präsenz böser Erscheinungen. Wie selbstverständlich geht damit eine Wesensveränderung einher. Seine Angst, seine versuchten Erklärungen, warum er sich seltsam verhält, prallen sowohl bei der Schulleitung ab, diese schmeißt ihn kurzerhand von der Schule, als auch bei seiner Mutter. Einzig Daniel, der Vater, bemüht sich darum, Eric zu verstehen.
Drama um ein totes Kind
Es kommt, wie es kommen musste. Dem Jungen glaubt natürlich niemand, wenn er von den Stimmen erzählt, somit wird sein Schicksal besiegelt, als Daniel den Jungen tot auf dem Wasser im Pool treibend, findet. (An dieser Stelle gibt es keine Spoilerwarnung, denn der Verlauf der Story baut sich auf Erics tot auf) Und nun sind wir mittendrin und man fragt sich unweigerlich, was denn jetzt noch kommen soll, wenn der bisherige Plot abrupt endet.
Kein Ende in Sicht
Die Trauer der Eltern wird nicht länger als nötig zelebriert, bleibt aber glaubhaft. Hier passiert nichts, was nicht schon einmal gezeigt wurde, wenn die Mutter beschließt, für ein paar Tage dem Haus und damit den Erinnerungen an Eric zu entkommen und sich in eine andere Herberge einquartiert, der Vater aber zurück bleibt und die Handlung übernimmt. Es gilt nun, die Ereignisse zu untersuchen die Daniel, etwa als er die Stimme seines Sohnes wahrnimmt, mittlerweile auch heimsuchen. Hilfe holt sich Daniel dabei von dem Parawissenschaftler Germán, welcher mit zugegebenermaßen wenig eindrucksvollem Equipment versucht, dem Geschehen im Haus auf den Grund zu gehen.
Das Einführen neuer Charaktere gestaltet sich, wenn die Handlung schon fortgeschritten ist, manchmal schwierig. Auch hier hat man kurz den Eindruck, dass die Story nun ermüdend in die Länge gezogen wird, in dem die nächste halbe Stunde mit dem suchen nach Geistern verbracht wird.
Überraschung und Genrewechsel
Denn es geht nun rasant weiter. Die Stimmen werden schnell entlarvt und bekommen durch Wärmebild einen Körper. Wir sind also bald am Ende angelangt? Pustekuchen! Mittendrin ändert VOCES – DIE STIMMEN sein Subgenre und wartet mit einer Figur auf, die auch die Autorin des Reviews noch eine Weile hat zittern lassen. Nein, wir bekommen hier keine Unmengen an Blut zu sehen, dafür aber wohl getimte Jump Scares und Szenen, die mit passgenauem Score unterlegt, ein paar gehörige Schauer über den Rücken jagen.
Aufklärung und der letzte Twist
(Kleiner Spoiler Vorhanden)
Noch einmal wird sich viel Zeit für die Aufklärung in VOCES – DIE STIMMEN genommen, Rückblicke offenbaren Hinweise, die nun Sinn ergeben und keine Fragen mehr offen lassen und davon türmen sich im Verlauf eine ganze Menge auf. Was man allerdings kommen sieht ist, dass es kein Happyend geben wird und den Gedanken bekommt man konsequent bestätigt. Womit man hingegen nicht mehr rechnet ist, ein erneuter Twist. Dieser wäre zwar nicht notwendig gewesen, gibt dem Film aber noch den letzten Schliff, um Genrefans zu begeistern.
VOCES – DIE STIMMEN vereint jede Menge Details, die tausendfach gezeigt wurden, bleibt aber eigenständig. Zum Teil fühlt man sich an Genrevertreter wie THE CONJURING oder INSIDIOUS erinnert, was den Stilmitteln zuzuschreiben ist und nie unangenehm aufstößt. Einmal mehr zeigen die Spanier, dass sie Qualität und Genre vereinen können.
https://www.youtube.com/watch?v=LkKclH7miYA