Wenn euch beim Betrachten des Covers zuerst die grüne FSK-Freigabe ins Auge springt, geht es euch wie uns.
Horror mit einer ab12-Freigabe wirkt noch immer auf viele abschreckend, wenigstens wenn es denn wirklich Horror sein soll.
Zwar wird die FSK immer lockerer, wie verschiedene Beispiele zeigen, aber VOICE FROM THE STONE ist ein Film, den man besser von Anfang an ins Mystery-Genre einordnet, statt mit überhöhten Erwartungen heranzutreten.
Italien, in den 50er Jahren.
Verena ist eine Krankenschwester, die auf ein abgelegenes Anwesen in der Toskana gerufen wird, wo der junge Jakob seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr spricht, dafür aber an den Wänden lauscht.
Zunächst skeptisch, beginnt auch Verena Stimmen zu hören und kommt damit dem Geheimnis der alten Mauern auf die Spur.
Nach der Freigabe mag auch die italienische Herkunft abschreckend wirken. Sehen wir der Tatsache ins Auge: Altmeister wie Fulci und Argento sind tot oder haben seit Jahren nichts mehr Zählbares produziert und jüngere italienische Filme drängten sich in den letzten zwei Jahrzehnten nicht unbedingt nach vorne.
In diesem Punkt kann insofern Entwarnung gegeben werden, dass es sich um eine internationale Produktion handelt, deren Hauptrolle Emilia Clarke, die viele aus GAME OF THRONES kennen, übernahm.
Der Filmtitel ist sinnvoll gewählt und das nicht nur weil der Junge den Geräuschen der Mauern zuhört, Steine sind ein durchgängiges Thema. Jakob hat einen Stein als Spielzeug, sein Vater ist Bildhauer, ein ehemaliger Steinbruch dient als Badesee und das Anwesen besteht aus vielen alten Steinen.
Dadurch entsteht eine zusammenhängende Idee, eine Verbindung der Bestandteile und es trägt zur Bildung einer bestimmten Atmosphäre bei.
Horror hin oder her, VOICE FROM THE STONE ist eine professionelle Produktion geworden, die ihre Geschichte in ästhetischen Bildern einer herbstlichen Toskana erzählt und versteht sich der prächtigen Kulisse zu bedienen.
Das wissen Rosamunde Pilcher – Verfilmungen aber auch und wenngleich VOICE FROM THE STONE nicht übermäßig im Kitsch angelt, ist die Verfilmung des Silvio Raffo – Romans eine durchwachsene Angelegenheit.
Sowohl Emilia Clark als Verena, als auch Marton Csokas, der den Vater des Jungen mimt, zeigen ihr schauspielerisches Talent, scheinen aber nie ganz in ihrer Rolle aufzugehen. Verena gibt sich beispielsweise anfangs selbstbewusst gegenüber ihres neuen Arbeitgebers, wirkt später aber oft unsicher und verhuscht und springt zwischen diesen beiden Zuständen hin und her.
Vor allem männliche Voyeure werden sich daran erfreuen, dass Clarke mit vollem Körpereinsatz spielt, aber 1-2 Nacktszenen können nicht über die Längen hinweghelfen, die VOICE FROM THE STONE ebenfalls beinhaltet.
Für Gruseleinsteiger ist der Film gar nicht verkehrt, aber weit davon entfernt ein Must-See zu sein.