Ein Titel wie VOLLBLÜTER lässt zunächst an einen Film mit pferdebegeisterten Mädchen denken, die im wilden Galopp über Wiesen reiten. Ein Pferd kommt in dem Erstlingswerk von Regisseur und Drehbuchautor Cory Finley auch vor, allerdings eher in einer kurzen Nebenrolle. VOLLBLÜTER zeigt einen Ausschnitt im Leben von zwei Teenies, die – wie teure Pferde – wohlbehütet leben und trotzdem ihre Probleme haben.
Inhalt von VOLLBLÜTER
Zwei Teenie-Mädchen aus reichem Hause verbringen in den Sommerferien viel Zeit miteinander. Amanda hat erst letztens ein Pferd getötet, Lily mimt die Vorzeigetochter. Wie aus Langeweile beginnen sie den Mord am ungeliebten Stiefvater von Lily zu planen.
Resümee zu VOLLBLÜTER
VOLLBLÜTER ist ein Film der von seiner Ästhetik lebt. Die Häuser, die Menschen und die Kleidung sind (fast) immer makellos. Und selbst die Momente in denen es Makel zu sehen gibt, sind trotzdem sehr schön anzusehen. Jeder Moment des Films scheint perfekt inszeniert. Inmitten dieser anscheinenden Perfektion sind die beiden Mädchen, Lily und Amanda. Beide sind von außen ebenfalls makellos in ihren Designerklamotten, innerlich sieht das allerdings anders aus. Amanda offenbart recht früh im Film, dass sie keinerlei Emotionen hat und Lily hegt einen Hass für ihren Stiefvater. Aus dieser Kombination ergibt sich die Handlung des Films. Dieser Ansatz hat Potenzial für einen spannenden Film.
Neben der hübschen Optik hat VOLLBLÜTER aufschlussreiche Einblicke in das Leben von zwei Teenies zu bieten. Die beiden sind sehr unterschiedlich und ähneln sich auf eine gewisse Weise trotzdem: innerlich sind sie leer, wenn auch auf unterschiedliche Arten. Diese Leere überträgt sich auf den Film, es passiert ziemlich wenig. Obwohl das Grundthema einigermaßen turbulent ist, ist der Film an sich eher ruhig. Es gibt keine actiongeladenen Szenen, vielmehr ähnelt VOLLBLÜTER einem Kammerspiel. Wenig verwunderlich, da es zuerst als Theaterstück gedacht war. Der Fokus liegt eindeutig eher auf den Gesprächen zwischen Lily und Amanda, weniger auf dem Plan den Stiefvater zu ermorden.
Aussehen ist nicht alles
Wahrscheinlich ist die Stärke von VOLLBLÜTER, das Innenleben der beiden Mädchen als eine Art grundlegende Atmosphäre im Film wiederzugeben, auch seine größte Schwäche. Man sieht sich die Handlung an und kommt aber nicht ins Mitfiebern. Lily und Amanda sind beides keine Charaktere mit denen man sich identifizieren kann. Die beiden wirken stets gleichgültig und diese Gleichgültigkeit überträgt sich. Wenn der Abspann läuft wurde man 92 Minuten recht gut unterhalten, wird aber wahrscheinlich später nicht mehr viel an VOLLBLÜTER denken.
Die Leistung von Olivia Cooke (THE LIMEHOUSE GOLEM) als Amanda und Anya Taylor-Joy (THE WITCH) als Lily ist hervorragend. Die beiden schaffen es ihre Rollen sehr überzeugend darzustellen und die Beziehung zwischen den Charakteren lebendig wirken zu lassen. Der Kleinganove Tim wird von Antony Yelchin gespielt, der in dem Film leider seinen letzten Auftritt hatte. Er starb nach den Dreharbeiten bei einem Unfall.
Wie bereits erwähnt ist VOLLBLÜTER visuell eine wahre Freude. Jedes Detail im Bildaufbau passt perfekt zueinander und schafft eine wunderbare Ästhetik. Dazu kommt die sehr gute Kameraarbeit, die es schafft die Stimmung gut einzufangen.
Es gibt so gut wie keine explizite Gewalt in dem Film. Was an sich nicht schlimm ist, allerdings ist der Vergleich mit AMERICAN PSYCHO aus der Marketingkampagne damit eher deplatziert.
Für ein Erstlingswerk ist VOLLBLÜTER sehr gut gelungen. Die Handlung an sich hat Potenzial, das leider nicht ausgeschöpft wird. Der Film schafft es nicht Spannung aufzubauen und plätschert ein wenig dahin. Trotzdem bietet der Film 92 Minuten angenehme Unterhaltung, sofern statt spannendem Thriller ein Drama erwartet.