WOUNDS ist der zweite Spielfilm von dem britisch-iranischen Regisseur Babak Anvari. Sein Debüt UNDER THE SHADOW (2016) dürfte einigen bekannt sein. Am 18.10.2019 ist WOUNDS auf Netflix erschienen und behandelt erneut mysteriöse und übernatürliche Geschehnisse. Anders als UNDER THE SHADOW spielt WOUNDS jedoch in der heutigen Zeit und ein unscheinbares Smartphone nimmt eine wichtige Rolle ein.
Der Film basiert auf dem Buch THE VISIBLE FILTH von Nathan Ballingrud.
Inhalt von WOUNDS
Das Leben vom Barkeeper Will verläuft in geregelten, wenn auch oft alkoholgeschwängerten, Bahnen. Er lebt mit seiner Freundin zusammen, die noch studiert, und scheint keine besonderen Hobbies zu haben, außer nach Feierabend zu trinken. Nach einer Schlägerei in der Bar findet Will ein liegengelassenes Smartphone, das jemandem aus einer Gruppe Collegekids gehört. Er findet auf dem Gerät verstörende Bilder und bald beginnt sein eigenen Leben aus den Fugen zu geraten.
Resümee zu WOUNDS
WOUNDS schafft es von Beginn an eine spannende Atmosphäre zu schaffen. Bereits nach den ersten Minuten ist man in der Handlung angekommen und möchte wissen, worauf alles hinauslaufen wird. Soundtrack und Bild arbeiten sehr gut zusammen, um die Atmosphäre herzustellen und zu halten. Die Idee des Films, das ein Smartphone mehr oder weniger Menschen in Besitz nimmt, ist neu und an sich eine gute Grundlage. Im weiteren Verlauf des Films werden immer mehr fragen im Zusammenhang mit dem Telefon aufgeworfen – und am Ende leider nicht beantwortet.
Die Charaktere in WOUNDS sind alle nicht sonderlich ausgefeilt. Der Hauptcharakter Will ist wahrscheinlich noch am komplexesten, einfach weil er die meiste Zeit zu sehen ist. Aber trotzdem erfährt man nicht wirklich viel über ihn und sein vorheriges Leben. Klar ist nur, dass er offensichtlich seine Freundin bereits mehrfach betrogen und ein Alkoholproblem hat. Nun muss ein Hauptcharakter natürlich nicht immer sympathisch sein, aber die Gründe für sein Handeln wären trotzdem interessant zu erfahren. So kann man einem ziemlich unsympathischen Typen auf den Weg in den Wahnsinn beobachten.
Die Figuren neben Will wirken alle wie lieblos gestaltete Pappkameraden. Alles dreht sich um Will, die anderen Personen sind nur da, um seine Geschichte etwas ausschmücken zu können. Somit sind sie alle auch mehr oder weniger austauschbar. Keine besonders gute Voraussetzung um mit ihnen mitzufiebern.
Neben den platten Charakteren sind die vielen offenen Fragen am Ende eines der Probleme von WOUNDS. UNDER THE SHADOW ließ am Schluss auch ein paar Fragen offen und somit Raum für die eigene Interpretation. In WOUNDS wird allerdings keine der wichtigen Fragen beantwortet. Die Schlussszene wird erst als diese ersichtlich, als der Abspann beginnt. Bis zum letzten Bild besteht die Hoffnung, dass doch noch etwas von dem Mysterium aufgeklärt wird. Aber bis auf wage Hinweise auf Gnostizismus und einen unbekannten Dämon bleibt alles ein großes Geheimnis. Beispielsweise wird die Herkunft der Bilder auf dem „besessenen“ Smartphone nie geklärt.
WOUNDS ist ein sehr atmosphärischer Film. Es wird eine sehr düstere und spannende Geschichte erzählt, die leider kein abschließendes Ende findet. Es bleiben zu viele Fragen offen und damit kommt der Schluss von WOUNDS sehr plötzlich. Ein paar mehr der offenen Handlungsstränge zu beenden, hätte dem Film sicher gut getan.