Was will uns ein seltsamer Filmtitel wie SCHLITTER sagen?
Auf den ersten Blick nicht viel, das Cover deutet aber schon an, dass es um eine Art Holzschlitten gehen könnte. Was der in einem harten französischen Rachefilm verloren hat, verraten wir euch.
Wovon handelt SCHLITTER – EVIL IN THE WOODS?
Lucas und Mathias sind 8 Jahre alt und Freunde, die als Söhne von Holzfällern in den Vogesen aufwachsen.
Bis Lucas‘ Vater eines Tages durch einen unachtsamen Moment Mathias überfährt. Er wirft die Leiche einen Abhang hinab und begeht Fahrerflucht. Lucas, der mit im Auto sitzt und alles mit ansieht, schweigt ebenso wie sein Vater.
Viele Jahre später kehrt Lucas mit seiner Freundin und einem Kumpel zur Beerdigung seiner Eltern in das abgelegene Dorf zurück. Dort trifft er auf Mathias‘ Vater, der ihn freundlich zu sich einlädt….
Man ahnt es, es bleibt nicht beim freundlichen Austausch und der Vater weiß inzwischen, was damals mit seinem Sohn geschah, was keine guten Voraussetzungen für eine friedliche Abreise sind.
Die wird durch ein defektes Auto dann auch erst mal erschwert, sodass das Trio über Nacht bleiben darf.
Achtung: Trailer
All das und noch einiges mehr ist bereits dem Trailer und der allgemeinen Inhaltsangabe des Labels zu entnehmen. Das wirkt unglücklich, liegt aber am Film selbst, dessen erster früher Twist eben genau darin besteht, dass der auf den allerersten Blick harmlose Vater, der im Rollstuhl sitzt, schnell erahnen lässt, dass er dunkle Pläne hat.
Die Vogesen sind gleich hinter der Grenze zu Deutschland zu finden, aber die französische (Film-)Kultur hält direkt Einzug. Alles wirkt urig, rau und grimmig wie eine filterlose Gauloise. Die Figur des alten Holzfällers sieht so aus, wie man sich einen vorstellt, der hier oben die meiste Zeit seines Lebens verbrachte.
Was dem widerspricht ist nicht nur der plakative Untertitel EVIL IN THE WOODS, der nach US-Kino vom Grabbeltisch klingt, sondern auch verschiedene Momente, die im Widerspruch zum simplen Stil des Films stehen.
Da ist u.a. die Bastelleidenschaft des Bösewichts zu benennen, der nicht nur extravagante Mausefallen mit Guillotine baut, sondern im Keller auch SAW-mäßige Vorrichtungen installiert hat, die man dem Film auch dann nicht abkauft, wenn man berücksichtigt, dass er sich offenbar 20 Jahre (!) Zeit ließ für eine Rache, die auf einem einzigen (!) Indiz für die Fahrerflucht beruht.
Brutal, aber naiv
Das ist weder stimmig, noch plausibel und auch aus den Figuren hätte sich mehr machen lassen. Gerade Lucas hätte Potential gehabt, aber über seinem Umgang mit dem Unfall erfahren wir kaum etwas. Es wird einfach als Tatsache vorausgesetzt, dass ein 8jähriger über ein solch traumatisches Erlebnis einfach Stillschweigen bewahrt, ohne wenigstens seelischen Schaden zu nehmen.
Was SCHLITTER aber kann, ist brutal sein und die Szene mit dem Holzschlitten, ist das einfache Highlights des Films, um den die ein oder andere naive Stelle im Storytelling herumgebaut wurde.
SCHLITTER erscheint über Tiberius. Ein Label, das gerade in den letzten Jahren von Fans nicht gerade mit Qualitätsfilmen assoziiert wurde. Dieser Film ist nun auch nicht perfekt, aber kein Hai-Quatsch oder Stümper-Kino. Gute Ansätze sind zu erkennen, allerdings ist Regisseur Pierre Mouchet Debütant und diese Unerfahrenheit ist ihm anzumerken.
Fazit zu SCHLITTER
Somit kann man sich SCHLITTER anschauen, wird sich aufgrund der knappen Spielzeit von ca. 75 Minuten auch nicht langweilen, hat aber den Eindruck, dass ihm eine Viertelstunde mehr für Figurenbuilding ebenso gut gestanden hätte, wie ein stimmigeres Drehbuch.
Hier kannst du SCHLITTER – EVIL IN THE WOODS ansehen
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