Erst gestern lobten wir den italienischen Thriller im Allgemeinen, schon kommt TRAPPED – MÖRDERISCHE TIEFE um die Ecke und straft uns Lügen.
Der hat neben Thriller-Anteilen allerdings auch Elemente des Horror- und Exploitationfilms und steht in der Tradition von Rüpeln wie Joe D’Amato.
Wovon handelt TRAPPED – MÖRDERISCHE TIEFE?
Carol ist Reise-Influencerin. Gemeinsam mit ihrer Partnerin Roberta ist sie in Asien unterwegs. Roberta wünscht sich, dass ihre Freundin das Handy mal weglegt und sich Zeit für sie nimmt. Dazu hat sie Gelegenheit, als sie eine Jacht samt Skipper Frank chartert. Immer wieder provozieren die frivolen Girls ihren Kapitän, doch der behält die Contenance. Bis…
Klammert man einige Massenszenen mit Statisten am Anfang aus, hat der Film drei Schauspieler. Daraus solch ein Chaos zu machen, verdient schon Anerkennung.
Kaschiert wird das mit diversen Fummel- und Sexszenen der beiden Schauspielerinnen. Zunächst hebt sich TRAPPED – MÖRDERISCHE TIEFE damit angenehm von US-Produktionen ab, die sich vor jeglicher nackten Haut fürchten, aber schnell zeichnet sich ab, dass diese Szenen vor allem dem Voyeurismus dienen.
Allerdings muss man sich ja auch mit irgendwas die Zeit vertreiben und wenn bei einem 80-minütigen Film bis Minute 45 keinerlei Spannung oder Bedrohung entsteht, sind nackte Tatsachen und hübsche Landschaften das Einzige was bleibt.
Nach dieser Dreiviertelstunde überschlagen sich die Ereignisse in verschiedene Richtungen (grobe Spoiler folgen). Zunächst ist bei der Erforschung einer Unterwasserhöhle eine Sauerstoffflasche defekt, dann schwimmt mal ein Hai durchs Bild und eine der Personen ist nicht, wer sie vorgibt zu sein.
Das könnte man vielleicht kombinieren und das Label spricht von einer Mischung aus 47 METERS DOWN (Hai) und BREAKING SURFACE (Survival). Das ist aber pures Schönreden, denn der Hai ist nur eine Randbemerkung und er verschwindet nach wenigen Sekunden wieder in den Weiten des Ozeans, ohne auch nur einmal zuzubeißen.
Die Unterwassenhöhlen-Episode ist größer und der Wendepunkt der Story, aber auch nicht rund. Die dort zurückgelassene Roberta (das Label spricht fälschlicherweise von Carol), sitzt erst mal herum, wird dann von Frank für tot erklärt, scheint aber auf wundersame Weise einen Ausweg zu finden. Wie? Wissen wir nicht.
So tief ist die „mörderische Tiefe“
Nach 45 Minuten Softporno wird es interessant
Langer Rede, kurzer Sinn. Frank, der sich mehr als die Hälfte des Films vorbildlich verhält, die Frauen bekocht, ohne Murren verschüttete Drinks aufwischt und wie der normalste Typ der Welt wirkt, ist auf einmal der Psycho-Deluxe.
Diese Dreier-Konstellation auf dem Wasser gab es schon mal so ähnlich. Zum einen im starken Thriller TODESSTILLE, zum anderen in REISE NACH AGATIS.
Den TODESSTILLE-Vergleich sollte man schnell wieder über Bord werfen, denn die beiden Filme sind nicht in der gleichen Liga, nicht mal im gleichen Ozean.
Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass Regisseur Dario Germani neben alten Italo-Horrorschinken auch REISE NACH AGATIS schaute. Die Schauspieler in TRAPPED – MÖRDERISCHE TIEFE sind attraktiver als in REISE NACH AGATIS, können aber auch nur leidlich spielen.
Wer sich die „guten“ alten italienischen Horrorfilme zurückwünscht, hat Glück: TRAPPED – MÖRDERISCHE TIEFE stammt nicht nur aus Italien, man gibt den Darstellern englische Namen, spielt an exotischen Schauplätzen und hat die Qualität eines 1990er Fiat Panda.
Altmodisch ist der Film aber auch deswegen, weil Franks Motiv sich anhört wie „Selbst schuld, wenn ihr so kurze Röcke tragt“.
Die oben schon erwähnte Nähe zu Joe D’Amato hat TRAPPED – MÖRDERISCHE TIEFE u.a. auch deswegen, weil von Dario Germani der neue MAN-EATER (2022) stammt, während D’Amato das Original drehte. TRAPPED setzt auf Sex (einvernehmlich und nicht einvernehmlich) und Gewalt, was selbstredend auch D’Amatos Steckenpferde waren. Viel zu sehen ist von der Gewalt übrigens nichts.
Ein Film wie ein Fiat Panda
In Sachen Storytelling und vor allem Schnitt wirkt TRAPPED – MÖRDERISCHE TIEFE aber allen genannten Filmen unterlegen. Beispielsweise sieht man in einer Szene die Frauen im Ozean plantschen, plötzlich sind sie in der Kabine. In einer anderen Sequenz taucht Roberta ab, man blendet auf Frank über und als auf sie zurückgeschnitten wird, ist sie an der Oberfläche, nur um kurz darauf wieder unter Wasser zu sein.
Zeitweise wirkt es so, als wären Szenen Teil einer Traumcollage, weil sie wie Fremdkörper wirken, man stellt dann aber fest, dass sie tatsächlich zur Geschichte gehören sollen.
Es ist reine Theorie, aber würde uns jemand erzählen, dass der Film ursprünglich als Hai-Horror gedacht war, dann aber die Kohle ausging, weswegen man noch 5 Szenen nachdrehte und dann anders zusammenschnitt, es wäre plausibel.
Die Liste der Kritikpunkte endet damit nicht. Zu nennen wäre neben einer stellenweise wackligen Synchro auch die Tatsache, dass die Weiten des Ozeans, mindestens aber eine gewisse Abgeschiedenheit vorgegeben wird, man aber in einer Nachtszene die Lichter einer Stadt im erreichbaren Hintergrund sieht. Und da reden wir noch nicht mal darüber, dass die Frauen nur mit einer kleinen Tasche an Bord gehen, die aber offenbar genug Klamotten beherbergt, um sich schon an Tag 1 drei Mal umzuziehen.
Was eindeutig für TRAPPED – MÖRDERISCHE TIEFE spricht, ist der überraschend gute Soundtrack, der von Klassik über ansprechende Popmusik reicht und aus einem guten Film einen noch besseren Film machen könnte. Im vorliegenden Fall sind hübsche Körper und Kulissen (gedreht wurde auf den Philippinen) und nette Töne aber nicht ausreichend, um den restlichen Quatsch zu rechtfertigen, sondern schützen nur vor der Mindestpunktzahl.
Fazit zu TRAPPED – MÖRDERISCHE TIEFE
Der Film ist naiv, exploitativ und wurde von allen Beteiligten hingestümpert.
Schon im Januar ein heißer Anwärter auf einen Flop des Jahres.
Hier kannst du TRAPPED – MÖRDERISCHE TIEFE sehen….wenn du das wirklich willst.