Schwarzweiss Filme – Die Stummfilm-Epoche

Stummfilm

Die Jahrzehnte, in denen der Film, so wie wir ihn kennen, noch in der Wiege lag, liegt weit über 100 Jahre zurück. Genau gesagt war es das Jahr 1888, in dem der Franzosen Louis le Prince die ersten bewegten Bilder auf Kamera festhielt. Da die Technik damals nichts anderes zuließ, sind die frühsten Werke der Filmkunst in schwarzweiss und ganz zu Anfang sogar ohne Ton abgedreht worden.

Im Horrorgenre fiel der Startschuss im Jahre 1910. Horrorfilme aus diesen frühen Jahren haben ihren ganz eigenen Charme. Nicht nur die Farbgebung, auch der für heutige Verhältnisse eher schlechte Ton machen sie besonders. Man muss es mögen, das Knacken und Rauschen, das Gefühl, als wäre der Film in einer Waschküche gedreht worden.

Aber man muss ihnen auch Tribut zollen und die Leistungen dahinter anerkennen können, selbst wenn man sie nicht mag. Denn sie bereiteten den Weg für all das, was wir an unserem Genre so lieben und heute genießen können. Und wie in den heutigen Werken, steckte auch damals in jedem viel Liebe und Arbeit.  Mit diesem, und den folgenden Beiträgen, wollen wir ihnen die Ehre erweisen und sie zurück in den Fokus holen. Und vielleicht finden ja einige ihre Begeisterung für die Vorreiter des modernen Horrorfilms.

Heute gehen wir zurück, zu den Anfängen, zu den Filmen, die nicht nur ohne Farbe, sondern auch ohne Ton auskommen mussten.

 

 

Die Stummfilm-Epoche


 

FRANKENSTEIN (1910)
Frankenstein 1910

Der Alchemist Dr. Frankenstein plant, den perfekten Menschen zu erschaffen. Doch aufgrund des Bösen in seinem Geiste, schuf er anstatt eines Menschen ein Monster. Als das Geschöpf dem Feuerkessel entsteigt, in dem es erschaffen wurde, erschrickt Frankenstein bei dessen Anblick und das Monster flieht.

Am Abend vor Frankensteins Hochzeit taucht das Monster wieder auf, um auf seinen Schöpfer einzureden. Als es sich dabei in einem Spiegel erblickt, ist es entsetzt und fasziniert zugleich. Aus Eifersucht will die Kreatur die Beziehung Frankensteins stören. Daraufhin kommt es zum Streit…

– Dieser 13-minütige Stummfilm war der erste Versuch, Mary Shelleys Geschichte filmisch darzustellen. Lange Zeit galt diese Filmversion als verschollen und es gab nur wenige Standfotos des Monsters. Bis in den 50ern ein Filmesammler eine Version des Films erwarb, ohne sich der Rarität bewusst zu sein. Es sollte allerdings noch weitere fast 50 Jahre dauern, bis er allgemein verfügbar wurde. –

 

 

DER GOLEM, WIE ER AUF DIE WELT KAM (1920)
Der Golem, wie er auf die Welt kam

Prager Ghetto im 16. Jahrhundert. Rabbi Löw stellt beim Lesen in den Sternen fest, dass dem jüdischen Volk ein Unheil droht. Aus Angst und um sich und sein Volk zu schützen, erschafft er einen Golem aus Lehm und haucht ihm mit seinen magischen Kräften Leben ein. Der Plan geht auf und der Golem bewahrt das jüdische Volk.

Seine Aufgabe ist damit eigentlich erfüllt, doch Löws Assistent will ihn für seine eigenen Zwecke missbrauchen. Daraufhin läuft der Golem Amok und setzt die Stadt in Brand. Erst, als ein kleines Mädchen den Stern löst, der auf der Brust des Golems angebracht war und mit dem der Rabbi ihm einst sein Leben schenkte, kann er aufgehalten werden.

– DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM ist ein expressionistischer deutscher Stummfilm nach den Sagen um den Prager Rabbiner Judah Löw. Er war einer der größten internationalen Erfolge im deutschen Stummfilm. Er lief in monatelang ausverkaufen Vorstellungen sogar in Amerika und China. – 

 

 

DAS CABINET DES DR. CALIGARI (1920)
Das Cabinet des Dr Caligari

Der wahnsinnige Dr. Caligari versetzt mit dem Schlafwandler Cesare eine ganze Stadt in Angst und Schrecken. Tagsüber wird Cesare auf dem Jahrmarkt ausgestellt und soll den Menschen die Zukunft voraussagen. Nachts begeht der an einer tranceartigen Krankheit leidende unter dem Einfluss des Doktors grausame Morde.

Als Francis, der Freund eines Opfers, hinter das schreckliche Geheimnis des Dr. Caligari kommt, macht er sich mit einer aufgebrachten Menge auf den Weg, dem Doktor Einhalt zu gebieten. Auf ihrer Flucht verstecken sich Caligari und Cesare in einer Nervenheilanstalt. Geschockt stellen die Verfolger fest, das Caligari der Direktor der Anstalt ist. Doch auch Francis hat eine Verbindung zu diesem Ort, er ist dort Insasse.

– DAS CABINET DES DR. CALIGARI verhalf dem deutsche Film nach Ende des ersten Weltkriegs zu weltweitem Ruhm und prägte wesentlich sein Image. 1933 wurde er in Deutschland verboten und 1937 zum Bestandteil der Ausstellung „Entartete Kunst“ gemacht. –

 

 

NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (1922)
Nosferatu

Zusammen mit seinem Gehilfen Knock sucht Graf Orlok eine neues Domizil, die Kaparten sollen der Vergangenheit angehören. In der kleinen Stadt Wisborg wird er fündig. Immobilienmakler Thomas Hutter wird damit beauftragt, die Verträge zum Grafen zu bringen um sie unterschreiben zu lassen.

Auf dem Weg zum Schloss erfährt Hutter, dass die Bewohner Angst vor Vampiren und Werwölfen haben, die sich angeblich in der Nähe des Schlosses aufhalten sollen. Dort angekommen, begegnet er der unheimlichen Gestalt des Grafen.In der zweiten Nacht stellt er entsetzt fest, dass dort Orlok in der Gestalt des Vampirs Nosferatu vor ihm steht. Doch der Vertrag ist schon besiegelt und so macht sich Nosferatu mit dem Schiff auf den Weg nach Wisborg…

– NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS  ist eine nicht authorisierte Verfilmung von Bram Stokers Roman Dracula und sollte, nach einem verlorenen Urheberrechtsstreits, 1925 vernichtet werden. Aber er überlebte in vielen Schnittversionen und ist heute in mehreren restaurierten Fassungen verfügbar. –

 

 

DER ANDALUSISCHE HUND (1929)
Der andalusische Hund

DER ANDALUSISCHE HUND ist ein surreales Meisterwerk von Luis Buñuel und Salvador Dali, der keine wirkliche Handlung vorweist. Der Film besteht aus vielen aneinandergereiten Bildern und beginnt direkt mit einer der berühmtesten Schocksequenzen der Filmgeschichte: Die Szene zeigt einen Mann, der ein Rasiermesser schärft, dann der Mond, der von einer Wolke bedeckt wird, dann schneidet der Mann einer vor ihm sitzenden Frau mit dem Rasiermesser durchs Auge.

Darauf folgen weiter absurde Szenen. Zum Beispiel eine unter einer Tür eingeklemmte Hand mit einem Loch, aus dem Ameisen krabbeln oder Brüste, die sich unter den Händen eines Mannes in ihr Gesäß verwandeln.

– Basis für die Szenen in DER ANDALUSISCHE HUND sind Träume Dalis und Buñuels, die sie so umsetzen wollten, das nichts daran rational, psychologisch, kulturell oder logisch erklärbar sein sollte. Insbesondere die erste Szene mit dem Auge erlangte Weltruhm. Benutzt wurde dafür ein Kuhauge und das ganze wurde so überbelichtet, dass das Fell des Tieres aussah, wie die samtige Haut des Mädchens. –

 


 

Das war der erste Teil unserer Schwarzweiss-Specials. Es werden noch weitere Teile folgen, in denen wir uns mit den „good old days“ beschäftigen werden. Specials, die euch zeigen, wie sich der Horrorfilm entwickelt hat und zu dem wurde, was uns heute so vertraut ist.

Falls ihr Interesse an schwarzweiss Filmen aus der neueren Zeit habt, die aus rein ästhetischen Gründen so gedreht wurden, dann schaut doch mal hier rein.

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