Special: Horror zum 4. Advent – Mari Lwyd

horror zum 4. Advent

Nun brennt schon die vierte Kerze und so ziemlich jeder Bauch ist voll mit Plätzchen und Stollen. Die Weihnachtsfilme, Märchen und selbstredend, schaurige Horrorfilme sind die täglichen Begleiter. Bevor wir alle aber in die letzten Tage vor Heiligabend starten, entführen wir euch noch einmal zu unserem letzten Weihnachtsmonster. Wir besuchen Mari Lwyd in einem Land der sechs keltischen Nationen.

Wir befinden uns in Wales… die Weihnachtszeit bricht an und die Leute sind eifrig dabei ihre Häuser sauber zu halten. Die meisten Menschen scheinen frommer als üblich oder benehmen sich gar übertrieben freundlich. Dies bedeutet nur eines, Mari Lwyd kommt bald.

Die Folklore der Mari Lwyd, einem Pferd, welches von den Toten auferstanden ist, geht bis weit in das 17. Jahrhundert zurück. Seit dem 18. Jahrhundert wurde sie zu einem festen Brauchtum der walisischen Mittwinter-Feier und dafür in eine kindgerechte Form umgewandelt.

Schauen wir uns aber zuerst die ältere, schaurige Version von Mari Lwyd an. Man sagt dem Zombie-Pferd nach, es wäre Teil der Folklore der alten kinderfressenden Perchta. Diese nutzte Mari Lwyd auf ihren Reisen durch die Dörfer, um Neugeborene zu rauben. Später aber streifte Mari Lwyd allein durch die Orte und stiftete Unheil.

mari lwyd

Den Beinamen, Zombie-Pferd, hat unser Monster nicht umsonst, denn äußerlich ist es genau das. Die Statur einen Pferdes ist geblieben, aber es besteht nur noch aus Knochen und ein paar Fetzen Haut, hier und da sieht man ein paar verweste Reste von Fleisch und Muskeln. Der Schädel ist grausig anzusehen, ohne Haut und Fleisch, die Augenhöhlen sind leer und schwarz.

So streift Mari Lwyd durch die walisischen Wälder, auf der Suche nach Sündern, die sich in der Weihnachtszeit schlecht benehmen. Findet sie ein Opfer, was ihr meist gelingt, stellt sie den Bewohnern in ihrem Haus nach. Mari Lwyd stellt sich ans Fenster und wartet bis sie entdeckt wird. Hat der Hausbewohner etwas zu verbergen, muss er die Tür öffnen und die makabre Skelettstute hinein lassen.

fenster

Nun geht es dem Flegel an den Kragen. Er hält dem Pferd seine Hände hin und Mari Lwyd riecht an selbigen, um die Schwere der Sünden aufzunehmen. Sobald dies geschehen ist, schnappt der hautlose Schädel zu und beißt die Hände ab. Ist dies nicht Strafe genug, frisst sich das untote Tier weiter über die Arme zum Kopf, beißt sich durch das Gesicht und arbeitet sich weiter hindurch bis zum Oberkörper, bis das Leid der geschändeten Person verstummt. So schnell, wie Mari Lwyd zuschlägt, ist sie auch wieder verschwunden…

Heutzutage ist die Folklore einem Brauch gewichen, der nur noch in wenigen kleinen Gemeinden vollzogen wird und wenig mit den vergangenen Taten des Monsters zu tun hat. Bei dem Fest von Mari Lwyd steht das tote Pferd repräsentativ für die Toten, die auferstanden sind, um die Lebenden an ihre Existenz zu erinnern.

Wenn die Zeit des Zombie-Pferdes anbricht, wird ein knöcherner Pferdeschädel auf einen Stock gebunden, die Augenhöhlen mit grünem Glas oder anderen leuchtenden Dingen gefüllt. Die Person, die Mari Lwyd tragen soll, bekommt einen Umhang, damit man sie nicht erkennt.

So wird nun durch die Gemeinde gezogen und an fremde Türen geklopft, mit dem Ziel, ins Haus zu gelangen. Mari Lwyd und die Hausbesitzer kämpfen nun in Form von Reimen, in denen Rätsel, Herausforderungen und Beleidigungen ausgetauscht werden müssen. Dies geht so lange, bis die Kreativität der beiden Parteien am Ende ist. Hat Mari Lwyd gewonnen, so darf sie eintreten und sich im Haus an Speis und Trank bedienen. Verliert das Pferd, muss es abtreten, was für die Hausbewohner Glück für das kommende Jahr bedeutet.

horsehead film 2014

Eine Brücke zu unserem Genre zu schlagen ist nun gar nicht so einfach, obwohl ich gern einen Horrorfilm sehen würde, der mit einem Zombie-Pferd in der Hauptrolle aufwarten kann, muss dieser erst gedreht werden. Also tricksen wir ein wenig und stehlen uns das Pferd aus Mari Lwyds Geschichte. Also aufgesattelt und ab nach Frankreich zu HORSEHEAD (2014), der einiges an Alpträumen bereithält. Wer es ruhiger mag, besucht das HORSE GIRL (2020) in ihrer wahnhaften Welt.

Übt schon mal ein paar Reime, falls der Brauch der Mari Lwyd vielleicht doch zu uns herüber geschwappt ist, damit ihr an Weihnachten nicht mit leerem Kühlschrank da steht… und nun wünschen wir euch ein frohes, gruseliges Fest.

Hier könnt ihr euch noch Die Wilde Jagd aus dem letzten Jahr anschauen… und hier kommt ihr zum diesjährigen 1. Advents-Special mit Kallikantzaroi, zum 2. mit Tomte und zum 3. mit Hans Trapp.

 

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