Wenn man dich auffordert 5 typische Horrorregisseure zu nennen, ist die Chance groß, dass Namen wie Carpenter, Craven, Fulci oder Wan auftauchen.
Es ist unwahrscheinlicher, dass Timo Tjahjanto einer der ersten ist, die dir einfallen.
Das hat verschiedene Gründe, z.B. dass ein Teil seiner Arbeit mit Kollege Kimo Stamboel geschah und unter dem Namen Mo Brothers entstand. Oder dass der in Deutschland geborene Timo bisher primär in seiner Heimat Indonesien arbeitet, was nicht gerade als Filmhochburg der Welt gilt.
Obwohl zwei Filme Timo Tjahjantos derzeit auch dem Mainstream auf Netflix zugänglich sind, wird sich sein Ansehen vermutlich erst ändern, wenn mit THE LAST TRAIN TO NEW YORK das US-Remake von TRAIN TO BUSAN erscheint, bei dem er ebenfalls Regie führen soll.
Heute schauen wir aber mal nach, was Herr Tjahjanto in den letzten rund 15 Jahren bereits auf die Beine gestellt hat. Spoiler: wer es hart mag, kommt an ihm nicht vorbei.
Die Filme
MACABRE
MACABRE ist der erste Langfilm der Mo Brothers und erzählt die Geschichte einiger Freunde, die eine Anhalterin mitnehmen. Die junge Frau gibt vor überfallen worden zu sein und so bringt man sie direkt nach Hause. Die Familie zeigt sich dankbar und will die freundlichen Helfer gar nicht mehr gehen lassen. Zum Abendessen zu bleiben ist aber keine gute Idee, da man gerne Menschenfleisch isst.
Die Ausgangslage ist zwar eine andere, aber MACABRE weist Parallelen zu INSIDE und THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE auf. Der Goregehalt ist hoch, der Bodycount sogar höher als beim Franzosen.
KILLERS
Dass KILLERS 11 Minuten geschnitten werden musste, nur um eine FSK 18 – Freigabe zu erhalten, spricht Bände. Die Story kann sich allerdings ebenfalls sehen lassen und berichtet von einer Online-Bekanntschaft eines japanischen Serienmörders mit einem indonesischen Journalisten, der selbst bald beginnt seine Abgründe zu erforschen.
HEADSHOT
Iko Uwais (THE RAID) spielt hier einen Mann, der nach dem titelgebenden Kopfschuss ohne Erinnerung an einem Strand angespült wird. Die Vergangenheit holt ihn bald ein.
HEADSHOT ist eine Mischung aus Action-, Thriller- und Gangsterfilm. Die Story, um den an Amnesie leidenden Helden, der sich martialisch zu wehren weiß, gab es sicher schon einige Male.
Das Tempo von THE RAID geht HEADSHOT auch nicht mit, trotzdem ist das Teil heftig genug, dass die FSK auch hier eine Freigabe verweigerte.
DER TEUFEL SOLL DICH HOLEN
Mehr als in seinen anderen Werken setzt Timo Tjahjanto auf Atmosphäre und Grusel. Ganz ohne derbe Momente geht es aber auch hier nicht ab, so dass man sich hier und da an TANZ DER TEUFEL erinnert fühlt. Mit Klischees wird nicht gegeizt, ansonsten bildet der Film aber einen angenehmen Kontrast zum sonstigen Schaffen des Indonesiers .
Im Film kehrt eine Tochter ins Haus ihres schwer kranken Vaters zurück und muss sich nicht nur den Rest der geldgeilen Familie, sondern auch einer unheimlichen Präsenz stellen.
THE NIGHT COMES FOR US
THE NIGHT COMES FOR US ist ein Actionfilm der neuen Generation. Sauschnell, sauhart.
Erneut gehen wir ins Gangster-Milieu, erneut zeigt Iko Uwais was er kann.
Wenn dir einer sagt, dass auf Netflix keine harten Filme zu finden sind, hat er THE NIGHT COMES FOR US vermutlich nicht gesehen.
Die Kurzfilme
In vielen Fällen stellen Kurzfilme nur die ersten Schritte eines Filmemachers dar, Tjahjanto hat aber immer wieder höchst sehenswerte Shorts in namhaften Anthologien platziert.
L IS FOR LIBIDO (aus THE ABCS OF DEATH)
In der deutschen Version von THE ABCS OF DEATH fehlen vier der eigentlich 26 Buchstaben. Darunter das L.
Das ist bedauerlich, denn das von Tjahjanto entworfene Szenario zeigt ein perverses Spiel, bei dem je zwei Kontrahenten möglichst schnell durch Onanieren zum Höhepunkt kommen müssen. Das wäre noch nicht weiter tragisch, doch die unterstützenden Motive werden immer widerlicher und der Verlierer stirbt.
SAFE HAVEN (aus V/H/S 2)
Ein Kamerateam will über eine Sekte berichten. Doch gerade als sie vor Ort sind, tun sich die Tore zur Hölle auf. Zusammen mit Gareth Evans (THE RAID, APOSTLE) richtet Tjahjanto hier das nächste Blutbad an und neben Gore Galore gibt es hier den Gehörnten persönlich.
Einmal mehr gab es in der Folge Probleme für V/H/S 2 mit dem deutschen Jugendschutz, was maßgeblich mit an diesem Segment liegt.
THE SUBJECT (aus V/H/S 94)
THE SUBJECT ist ein aberwitziger Mix aus HARDCORE und FRANKENSTEIN’S ARMY.
Erzählt wird die Story von einem illegalen medizinischen Experiment, in dem ein Mann und eine Frau zu Robotern „umgebaut“ werden, was höchst brutale Folgen hat.
Wer nun auf den Appetit gekommen ist: hier haben wir noch ein (älteres) Interview mit Timo Tjahjanto.
