Filme werden gemeinhin als visuelle Kunst wahrgenommen.
Sicher, es wird gesprochen, wir hören Scores und Soundtracks, aber der Hauptaugenmerk liegt tatsächlich bei den Augen.
Dass Musik oder auch nur Geräusche ebenfalls eine Wirkung auf den Zuschauer haben, ist längst kein Geheimnis mehr und Klassiker wie DER WEISSE HAI oder HALLOWEEN wären auch ohne die Melodien, die ihr gerade im Kopf habt, starke Filme, aber vielleicht weniger rund.
Oder nehmt die vielen Jumpscares, die insbesondere in den letzten Jahren mit so viel Geräusch aufgepumpt wurden, dass sie euch auch erschreckten, wenn manchmal gar nichts passierte.
Selbst in vermeintlich unbearbeitete Found Footage – Filme wurden oft genug deplatzierte Töne untergebracht, um Spannung oder Schock zu erzeugen.
Heute soll es aber nicht um Musik als Stilmittel gehen, sondern um Musik, Akustik und Geräusche als Teil der Geschichte.
Sucht man diese Fälle, stellt man zum einen fest, dass es relativ wenige Horrorfilme gibt, bei denen das Hören im Vordergrund steht, sich diese aber in einige Kategorien zusammenfassen lassen.
Das haben wir in diesem „Horror für die Ohren“- Special getan.
Viel Spaß bei unseren Ohrror-Filmen.
Horror für die Ohren
Inhaltsverzeichnis
- Horror für die Ohren
- Aufnahme läuft
- BERBERIAN SOUND STUDIO
- PONTYPOOL
- THE GUILTY
- Psssst….
- A QUIET PLACE
- THE SILENCE
- THE DESCENT
- Blinde Menschen hören gut
- DON’T BREATHE
- WARTE, BIS ES DUNKEL IST
- Taube Menschen hören schlecht und stumme Menschen sprechen wenig
- HUSH
- STUMME ZEUGIN
- Die Musik ist böse
- DEATHGASM
- STUDIO 666
- TRICK OR TREAT / RAGMAN
- CURSE OF THE PIPER
- Der Rest
- THE SOUND OF VIOLENCE
- THE SOUND OF SILENCE
Aufnahme läuft
Die Filme dieser Schublade lassen sich so zusammenfassen, dass sie in einer begrenzen Umgebung abseits des eigentlichen Geschehens bewegen und die Gewalt, die sich ereignet, (fast) nur über die Ohren aufgenommen wird.
BERBERIAN SOUND STUDIO
Im Falle von BERBERIAN SOUND STUDIO ist zumindest die körperliche Gewalt zudem fiktiv, nämlich Teil eines Spielfilms, an dem ein Tontechniker arbeitet und filmische Brutalität (die wir als Zuschauer nie sehen) mit Geräuscheffekten untermalen soll. Da wird schon mal auf Melonen eingestochen.
PONTYPOOL
PONTYPOOL spielt in einer kleinen Radiostation. Dass draußen Menschen auffällig aggressiv werden, bekommt das Team um Moderator Grant Mazzy zunächst nur über telefonisch zugeschaltete Außenreporter mit. Zwar erleben wir hier auch etwas grafischen Horror, in der Radiostation, Wörter und Sprache kommen im Laufe der Geschichte aber eine größere Bedeutung zu.
THE GUILTY
Sowohl das dänische Original, als auch das amerikanische Remake teilen, dass die Spannung groß, aber der Schauwert nicht vorhanden ist. Wir bleiben den ganzen Film über an der Seite eines Polizisten in der Notrufzentrale, der einen Anruf einer Frau annimmt, die gerade im Auto ihres Ex entführt wird und daher nicht offen sprechen kann.
Während die Polizei versucht das fahrende Fahrzeug zu finden, entblättert sich am Telefon ein hässliches Familiendrama.
Psssst….
In dieser Kategorie kann Horror für die Ohren dadurch entstehen, dass jedes Wort zu viel sein kann. Schweigen und Lautlosigkeit sind angesagt.
A QUIET PLACE
Wenn Menschen im Kino endlich mal die Klappe halten und du auf der Couch nur sehr leise an deinen Chips knusperst, weißt du, dass der Film dich da hat, wo er dich haben will.
Die extrem geräuschempfindlichen Außerirdischen, die alles attackieren, das einen Mucks macht, machen A QUIET PLACE zu einer spannenden Angelegenheit.
THE SILENCE
THE SILENCE folgt einem sehr vergleichbaren Ansatz wie A QUIET PLACE. Auch hier ist man besser geräuschlos unterwegs, weil sonst Monster große Ohren machen. Selbst ein hörbehindertes Kind spielt wieder mit.
Als Rip-Off kann man THE SILENCE nicht bezeichnen, denn die Literaturvorlage dazu war vor A QUIET PLACE da, allerdings ist die Umsetzung nur mäßig.
THE DESCENT
Zugegeben, THE DESCENT punktet nicht alleine durch die blinden, aber geräuschempfindlichen Crawler, aber wie erwähnt ist die Auswahl bei dieser Art Film eingeschränkt und falsch ist es auch nicht.
Blinde Menschen hören gut
Keine Monster, aber auch in dieser Kategorie spielt das Gehör, das sie Augen ersetzen muss, eine tragende Rolle.
DON’T BREATHE
Das hatten sich die drei Einbrecher anders vorgestellt. Ein alter, blinder und zudem schlafender Mann sollte doch wohl ein einfaches Opfer sein. Doch der Blinde kennt sein Zuhause, hat spitze Ohren und keine Skrupel.
WARTE, BIS ES DUNKEL IST
Da wäre die junge, blinde Frau, der in diesem klassischen Kammerspiel böse mitgespielt wird, tatsächlich ein leichter zu überwältigendes Opfer, doch auch sie hört genau hin, was die fremden Männer, die unter verschiedenen Vorwänden bei ihr vorbeischauen, ihr vorgaukeln und nimmt mit den Ohren Dinge wahr, die einem Sehenden womöglich entgehen würden.
Taube Menschen hören schlecht und stumme Menschen sprechen wenig
HUSH
HUSH ist gewissermaßen das Gegenstück zu WARTE, BIS ES DUNKEL IST, nur dass die junge Frau im Mittelpunkt der Geschichte nicht blind, sondern taubstumm ist.
Uns Zuschauern verdeutlicht der Film wie wertvoll das Gehör ist, wenn ein maskierter Eindringling um und in deinem Haus herumschleicht.
STUMME ZEUGIN
Zunächst mal, kennt den Film überhaupt jemand?
Dabei handelt es sich hier um einen ordentlichen Thriller mit Snuff-Thematik, bei der eine junge (und stumme) Maskenbildnerin namens Billy an einem Filmset in Moskau arbeitet. Als sie nach den Dreharbeiten abends noch alleine am Set ist, bemerkt sie, das eine andere Gruppe Menschen die Kulisse für einen eigenen Film nutzen und da sie zunächst davon ausgeht, dass es sich um einen Porno handelt, schaut sie versteckt dem frivolen Treiben zu. Doch dann nimmt das Sexspiel eine dunkle Wendung und Billy muss fortan um ihr Leben fürchten.
STUMME ZEUGIN ist ebenfalls ein Film, der nicht alleine von der stummen Hauptfigur lebt, aber doch eine ganze Reihe an Schwierigkeiten in der verbalen und nonverbalen Kommunikation aufbringt.
Die Musik ist böse
In dieser Gruppe finden sich die meisten Filme, allerdings sind drei davon recht ähnlich gelagert, steht doch einmal mehr die böse Rock- und Metal-Musik im Vordergrund.
Im Ansatz kennt man das natürlich auch aus Märchen und Sagen, in denen Zaubersprüche eine Rolle spielten. Insofern ließe sich das Feld sicher um einige weitere Werke wie TANZ DER TEUFEL / EVIL DEAD erweitern. Wer jetzt an „Klaatu Barada Nikto“ denkt, das ist ein eigenes Thema.
DEATHGASM
In DEATHGASM kommt eine junge Metalband an ein unheiliges Notenblatt und als sie die Töne abspielen, stoßen sie damit das Tor zur Hölle auf.
STUDIO 666
Ähnlich läuft es in STUDIO 666 dem Film um die realen Foo Fighters, die in einer Villa mit böser Vergangenheit eine (fiktive) Platte aufnehmen wollen. Während Mastermind Dave Grohl unter einer Schreibblockade leidet, findet er im Keller alte Aufnahmen und plötzlich läuft das Songwriting von alleine…hat aber den faden Beigeschmack, dass nach und nach Bandmitglieder das Zeitliche segnen.
TRICK OR TREAT / RAGMAN
In den 80ern war die Angst vor Heavy Metal besonders ausgeprägt und im echten Leben wurden Rockmusiker vor Gericht gezerrt um klarzustellen, dass man ihre Platten ggf. auch rückwärts hören kann, ohne Amok zu laufen.
TRICK OR TREAT kokettiert mit diesen Anschuldigungen und lässt einen jungen Fan durch das Abspielen einer Platte seinen Lieblingsmusiker von den Toten auferstehen.
CURSE OF THE PIPER
Da ist CURSE OF THE PIPER schon anders drauf und zeigt, dass auch klassische Musik evil sein kann.
Hier versucht Orchester-Musikerin Melanie das unvollendete Stück ihrer Mentorin zu Ende zu schreiben. Doch sie muss sich nicht nur mit neidischen Musikerkollegen und einem exzentrischen Orchesterchef herumschlagen, sondern stellt fest, dass die Musik einen unheilvollen Einfluss auf alle hat, die sie hören.
Der Rest
THE SOUND OF VIOLENCE
Alexis ist ein taubes Mädchen, das sein Gehör wiedererlangt, als es bei einem Vorfall häuslicher Gewalt seinen Vater mit einem Hammer erschlägt.
Als Erwachsene experimentiert sie weiterhin mit Geräuschen, die beim Verletzen anderer entstehen.
Qualitativ ist THE SOUND OF VIOLENCE sicher kein Highlight, sondern fällt eher unter “Indiefilm mit guter Idee, aber fragwürdiger Umsetzung“.
Für diese Liste passt er aber wie die Faust aufs Ohr.
THE SOUND OF SILENCE
Der Titel klingt wie der bekannte Song von Simon & Garfunkel, im Mittelpunkt steht hier aber ein verwunschenes Radio.
Wie THE SOUND OF VIOLENCE hat auch THE SOUND OF SILENCE Defizite und ist nur denen zu empfehlen, die alle Filme dieses Specials mal gesehen haben wollen.