Die vierte Kerze brennt. Somit kommen wir nach Gryla, Frau Perchta und Krampus zur letzten weihnachtlichen Sagengestalt in unserem Horror-Weihnachtsspecial. Zum Abschluss fahren wir mit einem ganzen Heer auf, dem Geisterzug der ehrfürchtig „Die wilde Jagd“ genannt wird.
Der Mythos der wilden Jagd ist über ganz Europa verteilt. Der Unterschied in den Erzählungen liegt in den verschiedenen Überlieferungen. Man könnte hier durchaus von fünf verschiedenen Ländern und ihren Sagen zur wilden Jagd erzählen und jede würde anders klingen. Da wir euch aber nicht übermäßig strapazieren wollen, begrenzen wir uns auf die am meisten verbreitete und älteste. Einen gemeinsamen Nenner haben sie aber alle, dazu kommen wir später.
Wir befinden uns nun in Skandinavien. Dort wird die wilde Jagd „Åsgårdsrei“ genannt, was so viel wie „Fahrt nach Asgard“ heißt. Die Rauhnächte, welche von Region zu Region eine andere Anzahl an Tagen haben, aber immer zwischen dem 21. Dezember und 6. Januar liegen, haben begonnen. Das Heer erhebt sich in die Lüfte. Angeführt von dem Gott Odin selbst, der in den stürmischen Wintertagen die Unterwelt öffnet und allen toten Seelen eine wilde Jagd gestattet. Er selbst reitet auf seinem achtbeinigen Pferd Sleipnir.
Begleitet wird er von gefallenen Soldaten, Geistern, göttlichen sowie grausigen Höllenkreaturen. Die Raben Hugin und Munin nebst den Wölfen Geri und Freki geben ihm Geleit. Ein mörderischer Lärm hallt durch die Lüfte. Walküren schreien, die Todesschreie der gefallenen Soldaten sind zu hören. So machen sie auf sich aufmerksam und fordern die Menschen auf, Platz zu machen. Angekommen in dem Ort ihrer Wahl, begibt sich das Heer Odins auf den Erdboden zurück und streift nun durch die Straßen. Wer dieses Treiben beobachten möchte oder sich gar auf die Lauer legt, um einen Blick zu erhaschen, wird keine Freude daran haben. Wer sich dem Zug der Geister und Götter in den Weg stellt, wird durch den Atem Odins schwer krank, erblindet, bleibt für immer verwirrt oder stirbt.
Zu dem Gefolge gehört auch die Göttin Frigg, die Gemahlin Odins. Ihre Figur ist uns bereits als Gottheit Perchta bekannt. In ihrem Besitz befindet sich die Spindel des Schicksals, mit dem sie selbiges der Menschen spinnt.
Alte Berichte besagen, dass durch den Ritt durch die Lüfte verschiedene Ereignisse ausgelöst wurden. Angefangen bei dem Sterben der Tiere auf dem Land, über Hungersnöte bis hin zu großen Kriegen die mit unzähligen Opfern endeten.
Es gilt sich zu schützen, in den 12 Tagen der Rauhnächte in denen die wilde Jagd durch die Lüfte eilt. Die Fenster und Türen müssen geschlossen bleiben. Finden die Reiter einen Weg ins Haus, nehmen sie eine Geisel mit, lassen sie in einem anderen Land wieder zu Boden oder nehmen sie für immer in ihre Armee auf. Wer es versäumt hat, seine Wäsche ins Haus zu holen, wird mit dem Tode bestraft. Verfängt sich ein Geist oder anderer Reiter in einem Wäschestück, wird daraus nach zwölf Monaten ein Leichentuch. Hält man sich aber an die überlieferten Schutzmaßnahmen, geht die Jagd vorüber ohne Schaden angerichtet zu haben.
In anderen Ausführungen der Jagd sind es Hexen, Geister oder geschichtlich hervorstechende Gesellen. Oftmals ist es dann der Tod, der sie anführt. In manchen Teilen Deutschlands wird die wilde Jagd von der wandelbaren Perchta angetrieben. Eines aber haben alle Sagen um die fliegenden Gestalten gemeinsam. Die Menschen sind angehalten ihre Arbeit nieder zu legen, um Kraft für das kommende Jahr zu schöpfen. Der Geisterzug prüft dies während seinem Ritt.
Wenn man sich nun an den Willen der Götter und Geister hält, die Beine hoch legt und daran denkt, wie schön es doch wäre, dieser Reise in Filmform folgen zu können, hat leider Pech gehabt. Bleiben wir aber bei den Göttern, findet sich eine kleine Perle wie Nicolas Winding Refns WALHALLA RISING. Alternativ dazu könnt ihr bei den vergangenen Adventsspecials weitere Filme den Sagen entsprechend finden.
Damit können wir mit weihnachtlichen Gruselgestalten abschließen, für dieses Jahr. Wenn ihr bis hier her gelesen habt, seid ihr gut informiert und das Benehmen dürfte nicht mehr schwer fallen. Falls nicht habt ihr eventuell bald Gäste im Haus, weibliche, göttliche oder monströse (Nein wir meinen nicht die Schwiegermutter). In jedem Fall seid ihr dann ziemlich… tot.
Wir wünschen euch ein schönes Fest und erholsame Feiertage.