Review: MEGALOMANIAC (2022)

Megalomaniac rezension
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.5

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7/10 (4)

Darsteller: Eline Schumacher, Wim Willaert, Benjamin Ramon
Regie: Karim Ouelhaj
Drehbuch: Karim Ouelhaj
Länge: 118 min
Land:
Genre: , , , ,
Verleih/ Vertrieb: Indeed
Sonstiges: Fantasy Filmfest 2022

Wenn von einem „belgischen MARTYRS“ die Rede ist, wächst die Neugier aus zweierlei Gründen.
1. Belgien: das kleine Filmland hat eine lange Tradition schmutziger, verdrehter Filme, auch wenn die oft unter dem Radar des Mainstream bleiben
2. MARTYRS: jeder Vergleich mit Pascal Laugiers Terrorbombe wirkt anmaßend, aber warum sollte es nie wieder Vergleichbares geben?

Was ist die Story von MEGALOMANIAC?
Die Geschwister Martha und Felix sind die Nachkommen des Schlächters von Mons, einem belgischen Serienmörder, der nie gefasst wurde. Gemeinsam leben sie in einer heruntergekommenen Villa. Während Felix das blutige Erbe des Vaters antritt, arbeitet Martha in einer Fabrik als Putzfrau und wird von ihren Kollegen misshandelt.
Als Felix eines seiner Opfer mit nach Hause bringt, kümmert sich Martha um die junge Frau, doch die Situation eskaliert….Megalomaniac kritik

Die Kinder des Schlächters stehen Papa in nichts nach

Den Schlächter von Mons gab es übrigens wirklich. Mitte der Neunziger tötete er in relativ kurzer Zeit fünf Frauen und hinterließ ihre Leichen in Plastiksäcken nahe der Stadt Mons.
Die Geschichte von Martha und Felix ist hingegen frei erfunden. Viele Hintergründe werden uns nicht gezeigt, die Figuren erst nach und nach vorgestellt. Stattdessen wirft uns Regisseur und Autor Karim Ouelhaj in eine schmuddelige, graue Welt, die man (leider) fast riechen kann.

MEGALOMANIAC ist eindeutig belgisch. Ästhetik sucht man so vergebens wie Sonnenschein und ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, die Figuren sehen aus, als wären sie mal vom Bus gestreift worden.
Stilistisch will man sich nicht so ganz festlegen (ebenfalls durchaus typisch für Belgien) und packt in diesen Folter-Serienmörder-Horror auch ein ganzes Stück menschliches Drama.
Beides ist auf seine Art unangenehm und von leichter Unterhaltung weit entfernt.
Daran ändert sich auch durch surreale Szenen nichts, die alptraumartig immer wieder kurz gezeigt werden.

Die Nähe zu MARTYRS ergibt sich durch eine über längere Zeit angekettete und gefolterte Frau, allerdings wird die Gewalt in MEGALOMANIAC insgesamt doch weniger drastisch gezeigt und der Film ist ruhiger und sperriger als MARTYRS.Megalomaniac rezension

MEGALOMANIAC ist vielleicht nicht MARTYRS, aber er ist dreckig wie Bahnhofsklo

Sperrig auch in Bezug auf die Figuren, denn zu der gekidnappten Frau baut man nicht wirklich einen Bezug auf. Martha ist zwar bemitleidenswert, aber nicht sympathisch. Klarer sind hingegen die männlichen Figuren belegt: die kann man nicht leiden.

MEGALOMANIAC zeichnet auch das Bild einer Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft, denn Martha wird von keinem Mann im Film für voll genommen. Die Kollegen sind grausam und Felix benimmt sich eher wie ein harter Vater als ein liebender Bruder.MEGALOMANIAC review

Aber Martha ist eben nicht nur Opfer, sie ist Zeugin und Mithelferin -was auch Assoziationen zu CHAINED weckt – und letztlich auch Täterin. Denn die angekettete Frau ist für die völlig einsame Martha eigentlich als Freundin oder als Haustier gedacht und tatsächlich kümmert sie sich um sie, greift andererseits aber ähnliche Gewaltmuster auf, wie die, die sie erleiden musste.

MEGALOMANIAC setzt nicht nur surreale Sequenzen ein, er gibt sich auch keine Mühe sonderlich real zu wirken. Es scheint beispielsweise fraglich, dass man einen entführten Menschen im Erdgeschoss ankettet und die Tür für potentielle Besucher offenstehen lässt.
MEGALOMANIAC schadet das aber nichts weil er in seiner eigenen Welt unterwegs ist.
Ob das jeder mag, steht auf einem anderen Blatt.

MEGALOMANIAC ist eigen, er ist dreckig, er ist brutal und er ist Kunst.

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