Subjektiv betrachtet kennen wir sie alle: Filme, die uns aus diversen Gründen einfach nicht gefallen.
Objektiv betrachtet, sofern man dazu in der Lage ist, sieht die Sache aber meist doch ein wenig anders aus, denn durch und durch schlechte Filme gibt es meiner Meinung nach einfach nicht. Filme aus den Troma oder Asylum Schmieden, werden unter anderem gerne von vielen in die Kategorie „schlechte Filme“ geschoben.
Dabei sind sie genau das, was sie sein sollen: stumpfer und wenig tiefsinniger Trash, der lediglich der ganz banalen Unterhaltung dient und es gibt Tage, an denen ich genau diese Werke sehr zu schätzen weiß. Dann gilt: Hirn aus, Welt aus und Spaß an und Spaß ist hier garantiert! Sie sind ja sicherlich vieles aber keine schlechten Filme. Sie funktionieren und zwar durch und durch. Was auch nicht jeder Film von sich behaupten kann.
Aber nicht nur die gängigen Trashperlen werden häufig, ohne große Angabe von Gründen, zerrissen auch die besten Werke rufen immer wieder die Rhetorik-Endgegner auf den Plan. In Zeiten sozialer Netzwerke, wo jeder, der mehr als einen Film geschaut hat, direkt zum Profianalysten wird, laufen einem gewisse hochkarätige Reviews immer wieder über die Füße, die mir die Fußnägel hoch schälen. So wird ein Film einfach ganz schnell mal zu „Dreck“ oder „Rotze“ ohne auch nur ein einziges Wort mehr, zur Begründung seiner fundamentalen und omnipotenten Meinung zu verfassen. Mal ganz davon abgesehen, dass solche Aussagen einfach respektlos all denjenigen gegenüber sind, die an diesem Film gearbeitet und mitgewirkt haben, zeugen sie auch einfach nur von einem Mangel an objektiver Wahrnehmung und Interesse am Medium selbst. Oder ist das hier schon einer der Bereiche, die den Filmnerd vom 0815 Konsumenten unterscheiden? Während die meisten einen Film schauen und als Gesamtes aufnehmen und bewerten, betrachtet der Nerd da deutlich mehr. Wir unterscheiden und analysieren diverse Bereiche eines Films:
Der Cast. Passen die gewählten Schauspieler in ihre Rollen und bringen sie sie authentisch rüber?
Die Story. Ist sie durchweg sinnig oder ist sie durchwachsen von Logiklücken. Packt sie einen und sorgt dafür, dass man nicht ständig das Bedürfnis verspürt, sein Handy in die Hand zu nehmen, weil er zu viele Längen enthält? Gibt es genug Spannungsbögen und können sie gut gehalten werden?
Dialoge. Passen sie zu den Charakteren und zum Niveau des Films?
Der Score oder Soundtrack. Passt er zur Story, treibt er die Spannung an und sorgt für einen wohligen Schauer?
Die Atmosphäre. Welche Stimmung verursacht der Film? Kann der Film die Stimmung über seine gesamte Länge halten oder bricht sie irgendwann ein?
Die Schauplätze. Ist die Umgebung gut gewählt? Passt das Setting?
Der Plot Twist. Sofern vorhanden, ist er gelungen und wurde er gut getimed?
Das Finale. Ist es ein würdiges Finale geworden oder enttäuscht es, hat man evtl was ganz anderes erwartet?
Ja, ich weiß, viele Fragen aber zu einem Film gehört halt einfach mehr als nur das Endergebnis und jeder Film hat es verdient, dass man sich gescheit mit ihm, im Ganzen, auseinandersetzt. Und wenn wir das tun, gibt es sie dann wirklich, diese gänzlich schlechten Filme? Natürlich habe auch ich einige Filme, die ich nenne, wenn man mich fragt, welche Filme ich schlecht finde. WALHALLA RISING z.B. aber selbst an diesem, in meinen Augen grausamen, Werk, findet sich gutes. Mads Mikkelsen und das Setting z.B. sind einfach großartig. Dafür war der Rest des Films einfach nicht überzeugend. Lieblose, zum Teil sogar fast lächerliche Charaktere und Dialoge, viel zu langatmig und es kam bei mir einfach überhaupt keine Stimmung auf. Zudem kann ich aber auch allgemein keinen Draht zu Filmen von Refn finden.
Natürlich spielt in jeder Bewertung auch der persönliche Geschmack und die eigene Erwartungshaltung eine Rolle. Aber das „Geschmacksargument“ zieht halt bei einer objektive Bewertung nicht wirklich. Denn ob zB ein Schauspieler seine Rolle gut gespielt hat oder ob eine Story schlüssig und sinnig war, daran lässt sich in der Regel nicht rütteln, wenn man sich mit dem Film richtig auseinandergesetzt hat und die Intention des Gesamtwerkes begriffen hat.
Ich würde mir einfach wünschen, aus Respekt der Kunstform gegenüber, dass man sich versucht, bei seiner „Kritik“ ein bisschen mehr Mühe zu geben und Filme ein bisschen intensiver und bewusster zu schauen. Man sollte sich auch immer vor Augen führen, dass man mit so Ausdrücken wie „Kacke“, „Rotze“ oder „Dreck“, aufgrund des eigenen, subjektiven, Empfindens, andere Menschen vor Filmen verschreckt, die ihnen evtl. doch gefallen könnten. Denn wir erleben es doch täglich, dass in Gruppen und Foren nach Meinungen zu Filmen gefragt wird und viele sich dadurch beeinflussen lassen. Ich persönlich kann sagen, mir wären viele gute Filme entgangen, wenn ich mich nach den Meinungen anderer gerichtet hätte. Ich mache mir von Filmen generell immer ein eigenes Bild aber so ticken nicht alle und auf die sollte man, gerade in sozialen Netzwerken, ein wenig Rücksicht nehmen und fair mit dem Thema umgehen. Es ist doch nicht zu viel verlangt, mehr als einen Fäkaleinzeiler zustande zu bringen.
‚peace out‘