Wir müssen reden: Es ist nicht leicht, ein Nerd zu sein

Nerdy

Als Nerd hat man es nicht immer leicht, von Kollegen und Familie belächelt und so manches mal von der eigenen Leidenschaft boykottiert, gehen wir durchs Leben und sind meist eher Einzelgänger, wenn es um die Objekte der Begierde geht. Wir sind zwar nicht alleine mit unserer Leidenschaft aber eine weit verbreitete Spezies sind wir auch nicht, vor allem diejenigen, die sich das Horrorgenre als ihre Passion ausgesucht haben.

Wir lieben, was wir sind und was wir tun und brennen für alles, was damit zu tun hat auch wenn es nur die wenigsten nachvollziehen können. Unsere Wohnungen stehen voller Filme und Merchandise und wirken schon fast, wie kleine, gruselige Museen und nichts macht uns wuschiger, als die Aussicht auf die nächste Filmbörse. Wir stehen auf Blut, Innereien, nackte Panik und jeder Filmtod ist für uns ein kleines Fest. Aber heute reden wir mal über die heiklen Situationen unseres Seins.

 



Der Horror-Nerd und die sozialen Interaktionen
bigbang2 - Thrillandkill (Horrorfilme und Thriller)

Treffen wir auf „normale“ Menschen, kommt es immer wieder zu sehr interessanten Situationen. Natürlich kann man mit uns völlig normale Gespräche führen, man muss halt nur damit klarkommen, dass wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit, Filmzitate von uns geben und uns wie Bolle freuen, wenn das Gegenüber sogar weiss, wovon wir reden.

Ist das Gespräch erstmal auf Filme gelenkt, nehmen wir Fahrt auf, voller Leidenschaft faseln wir über all die tollen Filme und Regisseure, die so gut wie keiner kennt und werfen permanent mit Fachbegriffen um uns. In nichts gehen wir mehr auf. Das der Ottonormalbürger weder weiss, was ein Giallo ist, noch was wir mit oos,oop, ovp, Wendecover, Schnittberichte, ofdb oder imdb meinen, stört uns gar nicht. Nur zu gerne erklären wir haarklein, was es damit auf sich hat. In der Regel ernten wir für dieses Erlebnis selten inbrünstigen Applaus aber den brauchen wir auch nicht, denn wir wissen ja, was gut ist.

Schwieriger wird es dann, wenn das Gegenüber einen potenziellen Partner darstellt. Als weiblicher Horrorfilm-Nerd hat man es in dieser Situation, gefühlt, besonders schwer. Nicht nur, dass es tatsächlich deutlich weniger Männer gibt die Horrorfilme mögen, als man meinen sollte, sind die meisten Männer zudem auch noch schwer verwirrt, wenn man als Frau so einer Leidenschaft nachgeht.

deathgasm

Die Reaktionen sind mannigfaltig und es ist fast alles dabei:

– Der Irritierte: Er kann gar nicht verstehen, warum man als Frau Filme schauen kann, in denen Gewalt gezeigt wird. Sowas ist doch nicht schön. Ausserdem bekommt man von sowas doch Alpträume. Keine Lust auf Twilight, holde Maid?

– Der Amüsierte: Dämlich grinsend sitzt er vor einem, lässt „die dumme Nuss“ sabbeln um dann durch die Blume zu erkennen zu geben, dass er so ein kindisches Hobby nicht nachvollziehen und erst recht nicht ernst nehmen kann. Aber putzig findet er es schon. NEXT!

– Der schockierte Hobbypsychiologe: Wie kann man nur gewaltverherrlichende Filme schauen, die noch dazu so häufig sexistisch sind.  Da muss ja zwangsläufig irgendeine Form von Störung vorliegen, nicht verarbeitete Kindheitstraumata oder so. Ein normaler Mensch findet sowas doch nicht toll, wer sowas mag will vielleicht auch mal selbst töten oder missbrauchen oder missbrauchen UND töten. Klar, wir lassen uns auch wöchentlich von der örtlichen Schlachterei mit frischen Organen beliefern, damit wir immer was zu kuscheln oder zermtaschen haben. Fiktion und Realität, nicht jeder kann es trennen.

– Der Interessierte: Auf ihn hoffen wir alle aber er ist selten. Egal, ob er Filme mag oder nicht, er mag Konversation und ist aufgrichtig an seinem Gegenüber interessiert, ohne direkt eine Schublade aufzuziehen, in die man passen könnte. Er will wissen, was sich hinter dem Kauz verbirgt. Wenn ihr so jemanden findet: Holt die Kabelbinder raus und schnürt ihn im Keller fest!

Am schönsten ist es allerdinges, wenn wir auf Gleichgesinnte treffen. Passiert halt leider nur viel zu selten…

 



Der Horrornerd und der Filmgenuss
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Wir lieben sie, ja, wir leben fast für sie. Die Bude ist voll damit und auch das Kino nötigen wir so häufig es geht. Nur können wir Filme auch noch wirklich geniessen? Die Frage habe ich mir schon sehr häufig gestellt, gucken wir Filme doch mit ganz anderen Augen, als der 0815-Konsument.

Wir schauen einen Film nicht nur, wir versuchen ihn förmlich aufzusaugen, ihn mit jeder Faser unseres Körpers zu spüren … es sei denn, wir finden Fehler. Und davon kann es so viele geben. Neben reinen Logikfehlern oder Fehler wie der digitalen Armbanduhr am Handgelenk eines mittelalterlichen Helden, kann es auch sein, dass der Score nicht passt, die Rolle schlecht besetzt ist, der Plot nicht gescheit umgesetzt wird, zu viel CGI genutzt wird, dass überhaupt erst CGI eingesetzt wird, Dialoge saudämlich sind, Darsteller absolut nicht authentisch spielen, der Twist zu früh zu erkennen ist, der Twist nicht klappt oder dass schlicht und ergreifend die Atmosphäre nicht packend ist…

Kann man hier dann noch über gesunden Filmgenuss reden? Wenn man an sich immer wieder das Haar in der Suppe findet, kann das doch auf Dauer keinen Spaß mehr machen, oder?

Ich gebe zu, manchmal wünsche ich mir schon, Filme noch wie ein normaler Konsument gucken zu können. Zurücklehnen, einfach genießen und berieseln lassen. Aber dann kommt wieder so ein talentfreier Z-Promi daher und ruiniert mit seiner miesen Performance alles … Machste nix. Ihr seht, es ist gar nicht leicht, ein Nerd zu sein.

charlie

‚peace out‘

 

 

 

 

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