Wie beschreibt man ein Musikvideo mit einem Trailer, der knapp die Hälfte der Laufzeit hat? Knapp unter drei Minuten lang sehen wir Knetmasse, die in eine teils überaus beeindruckende Stopmotionwelt geformt wurde. Ähnlich wie schon bei MAD GOD gibt es hier zweifelsohne viel Bedeutung zu entdecken, und viele visuell ansprechende Bilder und den ein oder anderen Goreeffekt.
Every frame a painting – über die Machart
Stopmotion kann eine mächtige Art sein, Filme zu machen. Schon vor zig Jahren wurden Effekte erstellt, indem mithilfe von Knetmasse, Pappmache oder Ton Figuren und ganze Szenerien gebaut wurden, welche dann fotografiert wurden. Nach jedem Foto wurden die Figuren ein winziges bisschen bewegt, sodass man die Fotos hintereinander abspielen kann – und damit Bewegung erzeugt. Das Schwierigste daran ist nicht nur das Erstellen der Modelle, sondern auch die Natürlichkeit der Bewegung im Endprodukt.
Man kann sich bestimmt vorstellen, wie lange es dauert, über 6000 Einzelbilder perfekt aufeinander einzustellen, von daher ist auch die kurze Laufzeit zu verzeihen. Nicht jeder hat über dreißig Jahre Zeit, wie Phil Tippet es bei MAD GOD hatte – vom Budget ganz zu schweigen.
Wovon handelt ANTISOCIAL?
Ein Cowboy versucht, widerspenstige Würmer umzubringen. Unterwegs stößt er allerdings auf noch mehr Grauen, und auch die Würmer sind nicht nur die Täter, sondern auch selbst Opfer …
Ist es jetzt ein Musikvideo oder ein Kurzfilm?
„Das ist etwas kompliziert zu erklären. Als Teil der Band pedagogic torment hatte ich bereits vor Jahren ein Stop-Motion-Video zum Song ‚consume pedagogic (OFFICIAL MUSIC VIDEO)‚ erstellt. Der ursprüngliche Gedanke war, auch diesen Film als Musikvideo zu gestalten. Doch im Laufe der langen Produktionszeit – mit der Ideenfindung, dem Bau der Figuren und den Testanimationen – hat sich das Projekt eher zu eigenständigeren Geschichte entwickelt, die dennoch (wie ich finde) stark von der Musik untermalt wird.
Während der Produktion hatte ich immer im Hinterkopf, dass das Ganze auch als Kurzfilm funktionieren könnte, falls es nicht als Musikvideo klappt. Daher habe ich teilweise eine untypische Geräuschkulisse im Hintergrund eingearbeitet. Interessanterweise hat sich die Band während der langen Schaffensphase sogar aufgelöst, doch im letzten Drittel der Animation ist es mir gelungen, sie wieder zusammenzubringen – mit einem neuen Drummer und Sänger. Wir haben den Song schließlich im Januar 2024 in dieser neuen Formation eingespielt. Das war nicht ganz einfach, denn Video und Musik waren bereits gut aufeinander abgestimmt, und über 6.000 Einzelbilder neu aufzunehmen, kam nicht in Frage“, sagt Regisseur Rothacker.
Fazit zu ANTISOCIAL
ANTISOCIAL ist eindeutig kein Film im herkömmlichen Sinne, nicht in seiner Länge, nicht in seiner Machart und erst recht nicht wegen seines Soundtracks. Seine Bedeutung wird sich einem nicht beim ersten Angucken erschließen und wahrscheinlich auch noch nicht beim dritten Mal. Und wenn, dann ist sie subjektiv. Und genau das ist doch das Schöne an der Kunst, oder?