Undergrounders: FAMILIAR

Familiar: Cover

Geschichten mit Vampiren erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit und genau um die geht es in dem Kurzfilm FAMILIAR. Allerdings steht nicht der Blutsauger selbst, sondern sein Diener im Mittelpunkt des Werkes. Der britische Regisseur des Kurzfilms, David J. Ellison, hat mit seinen vorherigen Kurzfilmen AGAINST I und THE INSANE bereits Erfolge auf Filmfestivals feiern dürfen und hat es nun in die Auswahl unseres Festivals geschafft.

Richard Mason ist der Diener eines mächtigen Vampirs, dem er täglich neue Opfer darbringen muss. Die beiden hausen in einem riesigen Anwesen, wobei der Vampir hauptsächlich die Kellerräume bewohnt und nur heraufsteigt, um Mason in seinem Zimmer zu terrorisieren.

Direkt beim ersten Bild fällt die hohe Qualität von FAMILIAR auf. Es handelt sich hier nicht um ein B-Movie mit Trash-Faktor, sondern einen recht detailverliebten Kurzfilm, der es auf den ersten Blick mit Hollywood-Produktionen aufnehmen kann. Der ganze Film ist ziemlich düster gehalten, trotzdem erkennt man immer was geschieht.

Familiar: Der Vampir braucht Nahrung

 

Regisseur Ellison selbst nennt als Inspiration zu FAMILIAR klassische Horrorfilme wie DRACULA (1931), NOSFERATU (1922) und DR. MABUSE, DER SPIELER (1922). Nach diesen Filmtiteln sollte es nicht weiter verwundern, wenn in FAMILIAR so gut wie gar nicht gesprochen wird. Ellison erzählt die Geschichte hauptsächlich über die Bilder und das klappt außerordentlich gut. In den insgesamt 10 Minuten Laufzeit spricht Richard Mason kein einziges Mal. Nur die Opfer des Vampirs hört man ab und an verzweifelt schreien. Sämtliche Emotionen des Dieners müssen durch seine Handlungen und Mimik hergestellt werden, was Schauspieler Hugo Nicolau hervorragend meistert. Die Verzweiflung von Mason ist glaubwürdig.

Familiar: Richard Mason schaut in einen Spiegel

FAMILIAR zeigt in seiner kurzen Laufzeit, dass das Leben als Diener eines Vampirs sehr trist und bedrohlich sein kann. Während in SO FINSTER DIE NACHT eine Freundschaft zwischen Vampir und Diener besteht, wird Richard Mason von seinem Herren gequält und lebt in großer Angst vor ihm. Der Regisseur sagt, dass sein Kurzfilm durchaus als Metapher für häusliche Gewalt gegen Männer gesehen werden kann – ein Thema das noch zu selten aufgegriffen wird. FAMILIAR bewegt sich damit zwischen Horror und Drama, was oft eine gute Mischung ist und auch hier gut funktioniert.

FAMILIAR ist ein sehr ernster Kurzfilm, der nicht zuletzt durch seine Qualität besticht. Die Handlung ist glaubhaft und spannend erzählt. In nur zehn Minuten entwickelt man einiges an Mitgefühl für einen Mann, der in einer ausweglosen Lage erscheint und dabei eigentlich auch selbst Täter ist, denn immerhin besorgt er seinem Meister die Nahrung.

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