Versus: Halloween (1978 vs 2007)

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Redaktion: 9.5 / 7.0

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Einen Film wie Halloween muss man eigentlich kaum noch jemandem vorstellen, denn John Carpenters Meisterwerk von 1978 gehört ins Repertoire eines jeden Horrorfans und war nicht nur Start einer ganzen Filmreihe, sondern lieferte auch die Vorlage für zahllose verwandte Filme. Bösewicht Michael Myers erreichte Kultstatus und Darstellerin Jamie Lee Curtis wurde zur Scream-Queen. Der hypnotische Score ist weltbekannt und muss seitdem im Fernsehen immer dann herhalten, wenn man zeigen will wie unheimlich etwas ist.

Wenn man also versucht etwas zu verbessern, was auch über 30 Jahre nach der Entstehung als nahezu perfekt durchgeht, muss ein Augenblick der Skepsis erlaubt sein, auch dann wenn der Regisseur der Neuverfilmung Rob Zombie heißt, der -egal ob als Musiker oder als Regisseur- wiederholt seine Liebe zum Genre unter Beweis stellte.

Die Handlung beider Filme ist natürlich ähnlich: Haddonfield, Illinois: In einer Halloweennacht ersticht der junge Michael Myers seine Schwester. Man steckt Michael in eine psychiatrische Anstalt, wo er von Dr. Loomis betreut wird. 15 Jahre später entkommt Myers und kehrt erneut an Halloween nach Haddonfield zurück. Während Loomis sich auf die Suche nach ihm macht, richtet Myers ein Blutbad an.
Die größten Unterschiede liegen in der Handschrift, die jeder Regisseur seiner jeweiligen Version aufdrückt.

Das Umfeld: Der Michael Myers aus John Carpenters Vorstellung entstammt einer scheinbar normalen Familie der Mittelschicht, bei Rob Zombie gehört er zum „White Trash“. In der Familie herrscht ein rauer Umgangston. Die Mutter ist Stripperin, der Stiefvater Alkoholiker. Michael selbst trägt lange ungepflegte Haare und ein Kiss-Shirt.

Der Look: Carpenters Film entstand in den 70ern und das ist auch zu erkennen, ohne dass es altmodisch wirkt. Kühle Bilder, die zur herbstlichen Stimmung passen, untermalen die düstere Handlung. Rob Zombies Halloween entstand 2007 und dennoch wähnt man sich um 30 Jahre zurückversetzt. Egal ob man dem Kind Michael Myers über die Schulter schaut oder 15 Jahre später dem Erwachsenen, alles sieht nach 70ern aus, mit dem Unterschied, dass im Jetzt Handys benutzt werden. Da die Optik dennoch stimmig ist, kann man daran nicht viel aussetzen. Passend zum sozialen Umfeld der Familie Myers, wurde auch die Gesamtoptik angepasst: Zombies Schauplätze wirken stets so, als müsse man mal wieder putzen oder die Wände streichen.

Spannung vs. Gewalt: John Carpenter setzt auf Spannung, viel Spannung. Wenngleich die Morde und die Leichen gezeigt werden, ist kaum Blut zu sehen und viele Details werden von der Dunkelheit verschluckt. Zombie übernimmt insbesondere nach Myers‘ Rückkehr nach Haddonfield viele Szenen aus dem Original, geht aber weitaus blutiger zur Sache. Auch die Anzahl der Leichen, die den Weg des Psychopathen pflastern ist weitaus höher, als es 1978 der Fall war: Während sich Michael in Carpenters Film zunächst darauf beschränkt seine Schwester zu ermorden, tötet er in der Neuauflage auch deren Freund, seinen Stiefvater und einen Mitschüler, bevor er in die Psychiatrie eingewiesen wird. Dieser Trend setzt sich auch nach seiner Flucht fort. Leider schießt das Remake dabei teilweise über das Ziel hinaus. Vor allem die Szene, die letztlich zum Ausbruch von Myers führt, macht wenig Sinn: Ein Aufseher und dessen Freund vergewaltigen eine Mitinsassin in Myers Zelle, woraufhin Myers die beiden Männer tötet. (Anmerkung: Diese Szene ist nicht in allen Versionen des Films enthalten) Warum würden die beiden Kerle ihre Tat nicht einfach in der Zelle der Frau begehen, sondern dafür die Tür des hünenhaften Mörders aufsperren? Diese Szene dient nur dazu noch mehr Gewalt auf die Leinwand zu bringen und ist mehr als unnötig.

Die Hintergründe: Nach dem ersten Mord nimmt sich John Carpenter Zeit, die zukünftigen Opfer von Michael Myers genauer vorzustellen. Zombie tut dies nicht, dafür lernen wir das Kind Michael Myers vor und nach den ersten Morden besser kennen. Während Dr. Loomis Michael im Original kurzerhand als „böse“ klassifiziert, liefert uns das Remake einen tiefen Einblick in seinen Lebenslauf. Neben der schwierigen familiären Situation, erfährt man dass Michael als Kind Tiere quält und in der Schule auffällig wird. Seinen ersten Mord begeht er an einem Mitschüler, der ihn vorher ärgerte. Auch während der Zeit in der Psychiatrie, weicht man als Zuschauer nicht von Myers‘ Seite. Während Carpenter seinerzeit also dem Personenkreis der Opfer Platz einräumt, die normalerweise die Sympathieträger sind, ist sich Rob Zombie 30 Jahre später durchaus bewusst, welchen Status die Figur Michael Myers innehat und versucht seine Beweggründe offenzulegen. Auffällig ist, dass man Myers anfangs in der Tat besser versteht, weil seine ersten Opfer häufig unsympathisch erscheinen.

Musik: Carpenters bekannte Melodie wurde auch in der Neuverfilmung übernommen, was ob der musikalischen Qualitäten Rob Zombies verwunderlich ist.

Sex: Damals wie heute ist es ein Fehler Sex zu haben. Egal, ob es sich dabei um zwei Teenager handelt, die oben angesprochenen Vergewaltiger oder auch nur den LKW-Fahrer, der sich ein Pornoheft auf dem Klo anschaut, kurz darauf werden alle getötet. Nicht ganz schlüssig ist in diesem Zusammenhang, dass Michael Myers im Remake seine Mutter verschont, obwohl diese wenig prüde als Stripperin arbeitet. In beiden Filmen spielt Sex eine Rolle, wobei aber vor allem die Neuverfilmung darum bemüht ist, nackte Haut zu zeigen.

Fazit: Am Original gibt es kaum etwas auszusetzen, dieser Film ist einer DER Klassiker des Genres. Rob Zombie schätzte ich bislang als Musiker mehr denn als Regisseur. „House Of 1000 Corpses“ und „The Devil’s Rejects“ wirkten doch ein wenig unausgegoren. Zombies Version von Halloween weiß meist dann zu gefallen, wenn er sich von Carpenters Vorlage löst und eigene Wege geht, was er fast nur im ersten Teil tut. Nach Myers Rückkehr nach Haddonfield werden zu viele Szenen von Carpenter kopiert, wenngleich selbst dann stets Zombies eigener Stil durchschimmert.

Halloween (1978): 9,5 von 10

Halloween (2007): 7.0 von 10

 

 

Halloween
Original Remake
Jahr 1978 2007
Regisseur John Carpenter Rob Zombie
Drehbuch John Carpenter, Debra Hill Rob Zombie
Produzent u.a. Moustapha Akkad, Debra Hill Malek Akkad*
Länge ca. 88 bzw. 100 min (TV-Fassung) ca. 105 bzw. 116 min (Director’s Cut)
Budget ca. 320.000 $ ca. 15 Mio $
Einspielergebnis (USA) ca. 47 Mio $ ca. 58 Mio $
FSK (heute) ab 16 ab 18
Bodycount 5 18**

*Malek ist der Sohn von Moustapha Akkad
**variiert je nach Fassung

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