Für gewöhnlich sieht Spukhaus-Horror in etwa so aus, dass eine normale Familie mit ein paar netten Kids in ein hübsches Haus zieht. Davon ist im Falle von RIGOR MORTIS nichts zu sehen. Keine normale Familie, keine netten Kids und vor allem kein hübsches Haus.
Stattdessen begleiten wir den erfolglosen Schauspieler Chin, der nach der Trennung von Frau und Kind in einen trostlosen Wohnblock zieht und eigentlich nur den Plan hat sich dort das Leben zu nehmen.
In letzter Sekunde rettet ihn Nachbar Yau vom Strick. Yau ist, wie sich bald herausstellt, ein ehemaliger Vampirjäger. Ehemalig, weil es eigentlich keine Vampire mehr gibt, doch als der alte Tung verunglückt, holt ihn seine Frau mit dunkler Magie zurück. Aus Tung wird ein Vampir, der durch die anderen rastlosen Geister, die in dem Gebäudekomplex umgehen, noch stärker wird.
Attribute wie 08/15 und „alltäglich“ kann man RIGOR MORTIS nicht unterstellen und ebensowenig lässt er sich eindeutig als Haunted House – oder Vampirfilm klassifizieren. Hier wird für jeden Geschmack etwas geboten und selbst Freunde asiatischer Kampfkunst werden sich trefflich unterhalten fühlen.
Kurz: RIGOR MORTIS hat einen eigenen, aber auch einen eigensinnigen Stil. Das mag man auf die noch unausgegorenen Künste des Debütregisseurs Juno Mak schieben oder fernöstliche Sehgewohnheiten als Ganzes; klar ist, dass der Film einem unkonventionellen Erzählfluss unterliegt.
Schaut man genauer hin (und ein zweites Anschauen kann dabei tatsächlich helfen) entdeckt man eine gar nicht so komplexe Geschichte, die aber verwinkelt vorgetragen wird und lange unklar lässt, worauf sie abzielt.
Technisch und optisch bewegt sich das Gezeigte auf hohem Niveau. So trist der graue Wohnblock, der fast ausnahmslos als Kulisse herhält, auch sein mag, so beeindruckend setzt der Film alle diesseitigen und vor allem jenseitigen Wesen in Szene.
Dabei halten sich animierte Effekte und handgemachte Tricks etwa die Waage, sehen aber stets überdurchschnittlich aus. Das fanden wohl auch die Macher, die immer wieder Zeitlupe zum Einsatz bringen.
Humor ist in RIGOR MORTIS nicht gefragt, es schwingt stattdessen eine permanente Melancholie mit, sei es bei der Betrachtung von Chins eigenem Schicksal, dem der Geister oder dem Thema Tod im Allgemeinen.
Andere Länder, andere Sitten: Dass Vampiren mit „Klebereis“ beizukommen sein soll, hat sich in Europa noch nicht herumgesprochen, klingt aber eigentlich auch nicht unlogischer als die gute alte Knoblauch-Theorie. Chinesische Eigenheiten prägen RIGOR MORTIS aber in vielen Belangen und es ist nicht auszuschließen, dass unsere mitteleuropäischen Augen deswegen einige Details schlichtweg verpassen.
Fazit: Ein Film, für den man das alles- und nichtsagende Wort „interessant“ bemühen muss…und zu dem sich jeder ein eigenes Bild machen sollte.