Wer bei „Mephisto“ an FAUST und damit Goethe denkt und sich vor alte Texte aus der Schulzeit auftauchen sieht, kann den Puls wieder runterfahren.
Mit alter, deutscher Kultur hat der Film relativ wenig zu tun, aber immerhin, MEPHISTO-EFFEKT ist ein deutscher Film und einen Verführer finden wir im Film auch wieder.
Studentin Lea verdient sich mit Maklern etwas Geld nebenher und lernt bei dieser Gelegenheit Ryan kennen, einen gutaussehenden, kultivierten Herren, der etwas von Kunst und Literatur versteht.
Sie verbringt den Tag und zuletzt auch die Nacht mit ihm und vergisst zumindest vorübergehend, dass sie eigentlich einen Freund hat.
Daran wird sie bereits am nächsten Morgen unsanft erinnert, als ihr ein Fremder gegenübertritt, der eindeutige Bilder von ihr zeigt und sie einem erniedrigenden Verhör unterzieht.
Was zunächst nach einer klassischen Erpressung aussieht, entwickelt sich rasch in eine ganz andere Richtung, denn während der Fremde Lea ohne physischen Zwang zum Gespräch einbestellt, hat ihr Liebhaber der letzten Nacht weniger Glück. Getasert, gefesselt und geknebelt findet er sich im Kofferraum des Unbekannten, der sich als Daniel vorstellt, wieder.
Nein, hier gibt’s kein Foltermetzelgeschlachte, hier werden Probleme ausdiskutiert. Das klingt zwar zäher als es ist, aber dialoglastig ist der Film auf jeden Fall.
Das alleine wäre auch kein Problem, denn man kann Autor & Regisseur Igor Zaritzky zugutehalten, dass er nicht nur nachvollziehbare Figuren, sondern auch Dialoge geschaffen hat, die im gegebenen Kontext fallen könnten.
Allerdings scheint der Film zu lange für das Thema und wenn Daniel den Casanova Ryan interviewt, stellt der mehr als einmal verbal klar, dass seiner Ansicht nach alle Frauen Schlampen sind. Dass die Wortwahl nicht exakt die gleiche ist, macht es für den Zuschauer nicht zwingend besser.
Spannung bleibt daher nur so lange erhalten, bis sich lüftet, wer Daniel ist und was ihn antreibt und das klärt sich nach etwa zwei Filmdritteln. Dann gehen dem Kammerspiel die Ideen aus, man schaltet auf Autopilot und erst das Ende regt noch einmal zum Nachdenken.
Da fällt dann auch auf, dass die Story von Anfang an nicht besonders komplex war.
Dank des bekannten FAUST-Zitats („Ich bin ein Teil von jener Kraft…“) sorgt man dann auch noch für ein wenig Kultur, was aber genau wie die Anekdote, die am Ende vorgetragen wird, etwas zu bemüht uns substanzlos erscheint und damit wohl nur Wannabe-Intellektuelle anziehen wird.
Schade, da der Film über anständige Schauspieler verfügt, hätte man mit einer besseren Mischung aus Gespräch und Spannung leicht mehr aus MEPHISTO-EFFEKT rausholen können.