Das Leben als Horrorfan kann verwirrend sein. Da will man einfach mit Freunden einen Film sehen und plötzlich eskaliert die Situation, weil man sich nicht einig ist, ob man gerade einen Slasher, einen Backwood-Streifen oder einen Splatterfilm sieht.
Bevor dir dein Kumpel demnächst eine zerbrochene Bierflasche ins Gesicht rammt oder du ihn in Notwehr wegballern musst, haben wir eine kleine Hilfe erstellt, die hoffentlich dafür sorgen wird, dass der nächste Videoabend friedlich verläuft.
Aber im Ernst, Genreschubladen sind leider ein notwendiges Übel. Notwendig, weil man damit im besten Fall anderen eine grobe Orientierung geben kann (wie auch wir es mit unseren Reviews versuchen). Übel, weil ein guter Film ein guter Film bleibt, egal wohin man ihn sortiert.
Da wir aber in einer Welt leben, in der tatsächlich erhitzte Diskussionen darüber geführt werden ob ALIEN denn nun Horror oder Sci-Fi sei (eine Kombination ist offenbar undenkbar), Horror immer übernatürliche Elemente enthalten muss (byebye HALLOWEEN) oder A SERBIAN FILM denn nun als Familiendrama zu bewerten ist, ist ein Genre-Guide vielleicht wirklich von Nöten.
Nehmt das Thema aber nicht ernster als wir es getan haben 😉
Slasher
5 Teenager fahren zum Campen an den See, vögeln sich den Verstand weg und werden von einem Maskenmann mit Gartenwerkzeug terrorisiert, der Rache dafür will, dass man ihm vor 30 Jahren sein Pausenbrot geklaut hat.
Spoiler: der Schwarze stirbt, die Jungfrau überlebt
Gemacht für: Eltern, die ihre Kinder überzeugen wollen, dass sie mit Sex noch warten sollten
Exorzistenfilme
Ein Kind ist von einem aramäisch sprechendem Dämon bewohnt, der dafür sorgt, dass es alle herumstehenden Erwachsenen unflätig beschimpft, während es einen Meter über dem Bett schwebt.
Gegenspieler ist ein Priester, der einige Glaubensprobleme hat, die er im Laufe des Films überwindet.
Gemacht für: Priester, Prediger, Dämonen aus dem siebten Kreis der Hölle
Vampire
Osteuropäische Aristokraten mit Überbiss saugen das Blut aus (ohnehin) bleichen Jungfrauen, die daraufhin selbst einen ordentlichen Durst entwickeln.
Gegenmittel: Knoblauch…wie im echten Leben
Fakt: echte Vampire glitzern nicht.
Gemacht für: Romantiker, Bluter
Zombies
Stinkende Kadaver im Konfirmantenanzug steigen aus ihren Gräbern und zwingen die wenigen verbleibenden Lebenden sich irgendwo zu verschanzen. Egal wo die Menschen Unterschlupf suchen, immer, aber wirklich immer stellt man dabei fest, dass die Lebenden nicht besser sind als die Toten.
Fakt: auch „Infizierte“ und schnelle Zombies gehören in diese Gruppe…findet euch damit ab
Gemacht für: Stubenhocker
Haunted House
Eine Familie zieht gerade erst in ein neues Haus, schon knarren die Türen, die Dielen quietschen, das Licht flackert, ehemalige Bewohner laufen als Geister herum.
Nachdem Figuren und Zuschauer ca. 250 JPM (Jumpscares per Minute) durchlebt haben, zieht die junge Familie (meist um ein-zwei Familienmitglieder dezimiert) am Ende in ein anderes Zuhause.
Gemacht für: Menschen, die ihre Familie überzeugen wollen, dass ein Neubau besser ist, als ein gebrauchtes Haus
Mindfuck
Je nachdem wie man dieses Subgenre definiert, kann es um zweierlei Dinge gehen
1) wir leiden 90 min lang mit der Hauptfigur, die einige schreckliche Dinge durchleiden muss, nur um am Ende zu erfahren, dass sie tot oder wahnsinnig ist
2) David Lynch führt Regie; es steht ein Pferd auf dem Flur; ein als Cowboy verkleideter Gnom schießt Konfetti aus einem Grammophon; atonale Musik wird rückwärts gespielt; rote Dreiecke treffen auf blaue Kreise; der Zuschauer fragt sich, ob das LSD von neulich nachwirkt
Gemacht für: Philosophen
Bodyhorror
Einem Wissenschaftler wachsen nach einem missglückten Element Gliedmaße und Tentakel an Stellen, wo man diese nicht haben möchte. Man sieht als Zuschauer mehr Schleim, Eiter, Blut, und Körperflüssigkeiten als in einem OP-Saal.
Gemacht für: Biologen und Physiker
Torture Porn
Ein Psychopath hat Vergnügen daran Menschen zu quälen. Weil das aber zu einfach wäre, lässt er den Opfern immer eine Wahl. Die Auswahlmöglichkeiten sind so attraktiv wie „früher mit der Arbeit anfangen oder länger bleiben“, „Schokolade mit Knoblauch oder Gummibärchen mit Papiergeschmack“, „linkes Knie zertrümmern oder rechten Fuss abschneiden“.
Wichtig: es müssen Asiaten dabei sein…IMMER
Gemacht für: angehende Chirurgen, Metzger, Kevins
Backwood
Ein junges Paar will in den Wäldern West Virginias zelten. Zunächst begegnen sie an der letzten Tankstelle vor den Wäldern ein paar zahnlosen Wilderern und Schwarzbrennern in Latzhosen, bevor sie von debilen Mutanten ins Gebüsch gezerrt werden.
Gemacht für: debile Mutanten, Leute die ihre Partner vom Camping abbringen wollen, Bewohner des Odenwalds
Werwolf
Nach einer Beißattacke von Nachbars Dackel oder auch nur zwischen Pubertät und Abitur wachsen den Protagonisten Haare an Stellen, wo Heißwachs nichts bringt. Außerdem steigt das Aggressionslevel als wäre der Kaffee alle und bei Vollmond wird die Nacht zum Tage gemacht.
Schwächen: Silberkugel, Langhaarschneider, die Ohren sehen immer Scheisse aus
Gemacht für: Nacht- und Nacktaktive, Körperhaarfetischisten
Trash
Ein Bataillon CGI-Haie kämpft gegen die Navy Seals (mit dabei Steven Seagal). Gerade als die Seals zu unterliegen drohen, aktiviert eine hübsche Wissenschaftlerin (Playmate des Monats 04/11) den größten Feind aller Haie: Riesenmeerschweinchen from hell!
Gemacht für: das Freitagabend-Programm von Tele 5, alkohollastige Partys
Splatter/Gore
Qualität wird in Litern Kunstblut gemessen, geschnitten und gesägt wird in Closeup und Slow Motion, jemand wird mit seinen eigenen Gedärmen erwürgt, der Film ist nur dann was wert, wenn er beschlagnahmt wurde, die Story ist nebensächlich.
Gemacht für: alle die schon aus der Schule waren, als der Begriff Torture Porn auftauchte
Rape&Revenge
Eine Frau wird von einer Gruppe Typen vergewaltigt, kommt gerade so mit dem Leben davon und schneidet die Bande daraufhin in kompakte Stückchen.
Typischer Ablauf vor dem Fernseher (erste Filmhälfte): „Ich kann mir das kaum ansehen“
Typischer Ablauf vor dem Fernseher (zweite Filmhälfte): „Jaaa, zieh dem Schwein alle Zähne, leiden soll er.“
Gemacht für: Selbstjustiz-Verehrer
Home Invasion
Eine glückliche Familie sitzt mit kleineren Problemen gerade beim Abendessen, als größere Probleme an der Tür klingeln. Die Eindringlinge tragen Tiermasken und wollen Geld oder einfach nur spielen. Im Laufe des Films kommt ein Nachbar, die Polizei und manchmal eine Big Band vorbei um für noch mehr Chaos zu sorgen. Die Familie wehrt sich. Am Morgen danach sieht es so aus als hätte die Teenagertochter ihre erste Party gefeiert und jeder war da.
Nicht gemacht für: alle, die es daheim gerne sauber und gemütlich mögen und abends lieber zweimal abschließen.
Gemacht für: Messis, Hausbesetzer
Creature Feature
Weil jemand Mülltrennung nicht verstanden hat, schält sich ein wurmartiges Wesen aus dem gelben Sack, das rasant wächst und im Abwassersystem prächtig gedeiht, wo zu allem Überfluss Atommüll gelagert wird.
Nachdem das Vieh zwei Dutzend städtische Angestellte verschlungen hat, hilft nur noch Feuer und Dynamit.
Gemacht für: Grünen-Abgeordnete
Außerdirdsiche
Hier gibt es zwei Varianten
a) In einem schlecht ausgeleuchteten Raumschiff weit, weit weg von Zuhause schleicht ein unsympathisch und unförmig aussehendes Etwas durch die Gänge und frisst Astronauten als wären sie Chicken McNuggets.
b) das Etwas hat bereits die Erde erreicht und saugt Menschen ins Raumschiff, wo man Experimente veranstaltet als wäre man die Tierversuchsabteilung von L’Oreal.
Gemacht für: Verschwörungstheoretiker, Fox Mulder, Teleskopbesitzer
Serienmörder-Filme
Ein junger Mann liebt seine Mutter, auch wenn die schlecht riecht (weil sie seit Jahren tot im Keller sitzt). Alle anderen Frauen sind Schlampen und müssen in Säurefässern aufgelöst werden.
Gemacht für: junge Männer die ihre Mutter lieben, Fans von True Crime
Endzeit
Ein Atomkrieg hat 99% der Menschheit ausgerottet, Rohstoffe sind knapp (weswegen jeder eine echte Spritschleuder fährt). Die Figuren tragen die Frisuren von 70er Punk Bands und die Klamotten von 80er Hairmetal-Bands auf. Schauplatz ist die Wüste, wo ein einsamer Held für Gerechtigkeit sorgt.
Gemacht für: alle die Max heissen, Prepers
Giallo
Der Titel des Films hat mindestens 15 Wörter. Die Geschichte macht so viel Sinn wie eine Pizza Hawaii. Jemand spielt Hammond-Orgel und ein behandschuhter Killer schleicht mit einem Stilett durch die Gassen Roms, während die Polizei erst mal im Dunkeln tappt. Frauen tragen wenig bis gar nichts.
Gemacht für: Klugscheißer die wissen, dass die Mehrzahl Gialli lautet und auch die Speisekarte beim Italiener fehlerfrei aufsagen können, Ästheten
Found Footage
Eine Gruppe Filmstudenten will eine Doku über die härteste Irrenanstalt drehen und weil es Irrenanstalten wirklich gibt, wird im Vorspann schon mal „based on a true story“ eingeblendet. Es werden Interviews geführt; die Kamera wackelt; man stellt fest, dass man sich verlaufen hat; das Bild wackelt mehr; man stellt fest, dass man nicht alleine ist; das Gewackel ist eines Filmstudenten nicht mehr würdig; das `etwas` greift an; das Licht geht aus; gefilmt wird im Nachtmodus, alles ist grün, gewackelt wird trotzdem; der Film endet damit, dass die Kamera irgendwo in der Ecke liegt und ungefragt weiterfilmt.
Gemacht für: alle die an „Tatsachen“ glauben, Kameraleute mit Parkinson