Der Sommer ist beinahe zu Ende, der Herbst naht mit großen Schritten. Seit Jahren bedeutet das für mich vor allem eins: Fantasy Filmfest! Vom 7-17.9 fand das Filmfest in Hamburg statt. Das Savoy Filmtheater am Steindamm wurde erneut 10 Tage lang die Anlaufstelle für viele Fans des fantastischen Kinos. Ich habe insgesamt sieben Filme gesehen und werde zu jedem ein Mini-Review schreiben.
HOUNDS OF LOVE
Inhalt:Im australischem Perth verschwinden junge Mädchen. Auch die etwa 15-jährige Vicki ist von einem auf den anderen Tag nicht mehr zu finden. Die Polizei geht davon aus, dass der Teenager von Zuhause ausgerissen ist. Die Mutter glaubt nicht an diese Theorie und sucht ihre Tochter. Das Ehepaar White hat das Mädchen mit einer Lüge in deren Haus gelockt und hält sie dort nun gefangen. In wechselnden Perspektiven wird die Geschichte von Misshandlung, Verzweiflung und (sexualisierter) Gewalt gezeigt.
Fazit:HOUNDS OF LOVE schafft eine sehr unangenehme und verstörende Atmosphäre. Die Aufnahmen sind zum Teil sehr ästhetisch, wie beispielsweise diverse Slowmotion-Aufnahmen. Obwohl klar ist, dass Vicki von Evelyn und John White wie eine Sexsklavin gehalten wird, verzichtet Regisseur Ben Young auf detaillierte Aufnahmen der sexualisierten Gewalt. Während in einigen Filmen Vergewaltigungen beinahe ästhetisch und voyeuristisch gezeigt werden, passiert in HOUNDS OF LOVE das Gegenteil. Die Geschichte ist spannend erzählt und beleuchtet die verschiedenen Charaktere. 9/10
BAD MATCH
Inhalt:Der Titel verrät schon viel: Harris landet dank eines Tinder-Klons in einer Situation, die er so nie wollte. Eine junge Dame namens Riley scheint nach dem One Night Stand doch mehr zu wollen. Und nach dem anfänglichen guten Match, verwandelt sich die Situation in einen Alptraum.
Fazit:BAD MATCH ist unterhaltsam. Harris führt Tinder-Dates ins Extreme, indem er wahllos junge Frauen datet und sich danach einfach nie wieder meldet. Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, dass eins seiner Dates sich nicht mit dem sogenannten „Ghosting“ zufriedenstellen lässt. Interessant ist vor allem, in welchem Ausmaß der Protagonist selbst in einen Strudel aus Hass und skuriler Theorien untergeht. Sieht es am Anfang aus, als würde die verschmähte Riley die Rolle der Durchgedrehten einnehmen, wendet sich das Blatt sehr schnell. 7/10
HATCHET – VICTOR CROWLEY
Inhalt:10 Jahre sind seit den grauenvollen Ereignissen im Honey Island-Swamp vergangen. Der einzige Überlebende, Andrew Yong, versucht mit einem Buch über das Massaker durch Victor Crowley zu Erfolg und Ruhm zu kommen. Leider wird er selbst immer wieder für den eigentlichen Mörder gehalten, trotz Freispruch. Als Yong dann ein Angebot zu einem Exklusiv-Interview am Schauplatz der Morde bekommt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Crowley kommt zurück und macht da weiter, wo er aufgehört hat: Körperteile fliegen lassen.
Fazit:Victor is back! Regisseur Adam Green hat den viertel Teil der Hatchet-Serie lange geheim gehalten, so dass das erste Publikum selbst erst kurz vor Filmbeginn erfuhr, was es sehen würde. Hatchet bleibt sich selber treu – das Blut sprudelt, der Humor ist schwarz und Crowley ein Virtuose mit dem Beil. Wer die anderen Teile von Hatchet mochte, wird auch diesen Teil mögen. 9/10
COLOSSAL
Inhalt:Gloria wird nach einer durchfeierten Nacht von ihrem Freund aus der gemeinsamen Wohnung geworfen: er ist ihre ewigen Party-Exzesse leid und will, dass sie ihr Leben in den Griff bekommt. Kurzerhand zieht sie in das leere Haus ihrer Eltern, dass sich in der Kleinstadt ihrer Kindheit befindet. Ohne Möbel, Perspektiven und Ideen trifft sie auf einen ehemaligen Klassenkameraden aus der Grundschule, der ihr einen Job in seiner Bar anbietet. Nach einer erneut durchfeierten Nacht sieht Gloria, dass ein Monster die südkoreanische Stadt Seoul attackiert hat und merkt bald, dass es eine Verbindung zwischen ihr und der Kreatur gibt.
Fazit:COLOSSAL ist einzigartig. Eine Mischung aus Monsterfilm, Komödie und Drama. Anne Hatheway spielt eine grandiose Gloria, der man jede Minute ihre Verwirrtheit abnimmt. Der Regisseur Nacho Vigalondo versteht es die verschiedenen Genres zu einem stimmigen und sehr unterhaltsamen Film zu verflechten. COLOSSAL ist nicht ganz, was man von Trailer erwartet. Es gibt neben lustiger Momente viele sehr ernste und dramatische Situationen, was den Film vielschichtig macht. 8/10
KILLING GROUND
Inhalt:Ein junges Paar fährt an einen idyllischen Fluss im australischen Outback. Als sie ankommen steht bereits ein Zelt am Fluss, die Bewohner sind nicht da. Bald beginnen die beiden sich zu wundern und als dann zwei Jäger auftauchen, eskaliert die Situation schnell.
Fazit:Das Regiedebüt von Damien Power ist solide. Wieder einmal werden junge Städter von der Landbevölkerung zuerst unfreundlich empfangen und dann terrorisiert. KILLING GROUND baut die Spannung gut auf, wenn manchmal auch etwas zögerlich. Spannend ist, dass quasi zwei Geschichten parallel ablaufen und später zusammentreffen. Das Ende fand ich ganz persönlich etwas überstürzt und es bleiben einige Fragen offen. 7/10
MEMOIRS OF A MURDERER
Inhalt:Jahre nach einer Mordserie in Tokio veröffentlicht der nie gefasste Täter, Masato Sonezaki, das Buch „I am the Murderer“. Durch eine Gesetzeslücke kann der Mörder von vier Menschen nicht mehr angeklagt werden und so unbehelligt den medialen Rummel um ihn genießen. Der damals mit dem Fall betraute Polizist muss dem Drang widerstehen sich an Sonezaki zu rächen, der damals den Partner von Wataru Makimura getötet hat. Plötzlich taucht noch eine Person auf, die behauptet der Mörder zu sein, was eine Reihe von Ereignissen lostritt.
Fazit:MEMOIRS OF A MURDERER ist von Anfang an spannend. Der Medienrummel um den angeblichen Mörder, der sich wie ein Star feiern lässt, ist sehr gut inszeniert. Auf der einen Seite sind die Menschen, die Sonezaki verehren, auf der anderen Seite jene, die ihn verachten. Wenn dann noch klar wird, dass der Mörder auch mit dem Verschwinden von der Schwester Makimuras in Verbindung steht, ist die Verstrickung der beiden Personen komplett. Alles läuft zunächst auf ein Zusammentreffen der beiden hinaus, bei dem sich dann ein weiterer Plottwist ergibt. Es gibt einige unerwartete Wendungen in dem Film, was ihn spannend bleiben lässt und sehr aufregend macht. 9/10
IT COMES AT NIGHT
Inhalt:Eine Familie hat sich vor einer Menschen dahinraffenden Seuche in ein einsames Waldhaus geflüchtet. Der Sohn leidet an Alpträumen. Und dann stößt durch Zufall eine weitere Familie dazu. Es entwickeln sich Spannungen zwischen den einzelnen Personen, die sich durch die Bedrohung durch die Seuche weiter zuspitzen. Als dann in einer Nacht plötzlich eine Tür doch nicht verschlossen ist und an dem Wahrheitsgehalt von Aussagen gezweifelt wird, beginnt die Situation zu eskalieren.
Fazit:Ein Kammerspiel mit brutalem Ausgang. Die meiste Handlung findet innerhalb des abgeschotteten Hauses und der Konversationen der Personen statt. IT COMES AT NIGHT ist nicht der typische Endzeitfilm. Es gibt keine Zombies und auch keine Erklärungen. Keine Erklärungen zur Krankheit, keine Erklärung dazu, wer nun die verdammte Tür geöffnet hat. Die abgeschottete und verzweifelte Atmosphäre kommt gut rüber, wirklich mitreißend ist der Film aber nicht. 6/10