Ein Thema, bei dem mir, als ganz großer Fan der alten Werke, regelmäßig die Zehennägel hochgehen.
Denn viel zu häufig muss ich lesen, wie Filme wie Romero´s DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN, TANZ DER TEUFEL, EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL, RE-ANIMATOR oder Argento´s SUSPIRIA von, meist jüngeren Generationen, als schlechte, gar billige Trashfilme mit miesen Effekten abgestempelt werden. Sowas zerreißt mir, als Sammler genau solcher und noch älterer Filme, das Herz.
Es ist unglaublich schade, dass so viele „Fans“ des Genres diese Werke offenbar nicht zu schätzen wissen. Vor allem unter Anbetracht der Tatsache, dass es genau diese Filme waren, die den Weg geebnet haben für all das, was wir heute im großen Horrorgenre genießen können. Menschen, wie Romero, Fulci, Argento, Bava oder Lenzi haben dem Genre mit all ihrer Liebe zum Detail und mit Unmengen Schweiß und Herzblut aus den Kinderschuhen geholfen und ihm das Gehen beigebracht. In Zusammenarbeit mit Leuten, wie z.B. Tom Savini (den ich für einen der besten Maskenbildner in diesem Genre halte) schufen sie Klassiker mit Kultstatus für die Ewigkeit. Was heute primär der Computer übernimmt, war damals mühselige Handarbeit. Liebevoll wurden in etlichen Stunden Masken und Kostüme für Kreaturen oder die Gore- und Splattereinlagen erschaffen. Dario Argento war ein Meister darin unfassbare Atmosphäre zu erzeugen, nur durch das Spiel mit Licht und Schatten, Farbfiltern und einem stets unverkennbaren Score.
Das Leben, was diese Regisseure und Maskenbildner damals ihren Kreaturen und Filmen eingehaucht haben, die Kreativität, mit der damals ans Werk gegangen wurde, vermisse ich in Zeiten von Franchise-Filmen, Remakes und Spin-Offs bis der Henker kommt, so schmerzlich. Evtl. liegt es daran, dass die Filmindustrie damals einfach noch freier war, weil alles neu war und sich die Macher gänzlich ausleben konnten. Heute setzt man lieber auf sichere Pferde und schlachtet alles, was einmal gut lief, bis zur Belanglosigkeit aus um die Kuh zu melken, bis der Euter kaum noch einer Rosine gleicht. Diese Entwicklung ist unfassbar traurig, weil ich glaube, dass uns viele tolle Ideen so vorenthalten werden, aus Angst, sie könnten nicht genug Profit abwerfen.
Statt auf handgemachte FX setzt man auch viel lieber auf moderne CGI und nimmt so auch vielen Filmmomenten die Authentizität und den Charme. Aber es geht halt schneller als Handarbeit und verursacht wahrscheinlich auch nicht die Kosten.
Da sehne ich mir die Freiheit der 70er und 80er zurück. Damals ging es in dem Genre nicht primär ums große Kohle machen. Vor allem, weil der Index es den Regisseuren auch häufig kaum möglich gemacht hat, das ganz dicke Geld mit ihren Schöpfungen zu verdienen.
Seit einigen Jahren aber werden immer mehr Filme aus der damaligen Zeit, nach Neuprüfung, vom Index genommen. Mich persönlich freut es. Zum einen, weil man so auf ein paar hübsche neue Editionen für´s Regal hoffen kann, aber vor allem, weil die Menschen hinter diesen Filmen endlich mehr Früchte für ihre Arbeit ernten können.
Die Tatasche, dass immer mehr Filme vom Index genommen werden, stößt nur leider nicht überall auf Gegenliebe. So muss man tatsächlich so nen Humbug wie „Jetzt bekommt man den bald bestimmt auf dem Grabbeltisch mit ner FSK16, das war es dann mit dem Kult“ oder „den Film zu besitzen war mal was besonderes, damit ist es jetzt vorbei“.
Was ist los mit euch? Wollt ihr mir ernsthaft sagen, dass der Film jetzt einen geringeren Wert hat und schlechter ist, nur weil er jetzt frei käuflich ist? Was ein Kappes! Und der Besitz dieser Filme ist in Zeiten des Onlineshoppings schon lange nichts besonderes mehr, da jeder, der sich ein bisschen Mühe macht, diese Filme ohne Probleme übers Ausland beziehen kann. Er nutzt sich jetzt auch nicht in euren Regalen ab, nur weil ihn mehr Menschen gucken können.
In meinen Augen sollte sich ein wahrer Fan des Genres eher darüber freuen, dass den Machern jetzt mehr Türen offen stehen, um mit ihrem Filmen mehr Geld zu verdienen. Das haben sich all diejenigen, die an diesen Filmen mitgewirkt haben, nämlich mehr als verdient.
Eine andere Sache, die in dieser Zeit immer häufiger zu beobachten ist, ist das Filme nachträglich digital bearbeitet werden, vermutlich um dem Luxusglotzer mit seinem 4K Fernseher gerecht zu werden. Zuletzt passiert mit DIE SCHLANGE IM REGENBOGEN, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht. Oder kam danach noch einer in die „Maske“?
Ich mag diesen Wahn um Perfektion und permanenten Neuerungen nicht. Meiner Meinung nach nimmt man den Filmen so ihren kompletten Charme und ihre besondere Note. Wenn ich mir vorstelle, man würde meinen Schwarzweiß-Liebling, CITY OF THE DEAD, überarbeiten und er wäre plötzlich glasklar in Ton und Bild, ich würde weinen. Filme aus den Jahren vor 1970 dürfen, nein müssen verwaschenen Ton und ein unscharfes Bild haben. So, wie die Schallplatte knistern und knacken muss. Denn genau das macht sie doch mit aus, gibt ihnen so viel Atmosphäre und Seele. Man muss nicht immer alles auf Hochglanz polieren, manches ist perfekt so, wie es ist. Denn an das, was diese Filme, die mit so wenig Möglichkeiten gemacht wurden, zu bieten haben, kommen die meisten neueren Filme niemals ran. Sie sind und bleiben Kunst, Liebe, Leidenschaft.
‚peace out‘