Buch-Review: JAGDTRIP von Jack Ketchum (2016)

Jagdtrip von Jack Ketchum
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 8.5

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Genre:
Veröffentlichung: 13.06.2016

Charakterstudie mit Horror-Elementen

JAGDTRIP von Jack Ketchum ist bereits 1987 auf dem US-amerikanischen Markt erschienen. Hier in Deutschland mussten die Leser deutlich länger auf eine Veröffentlichung warten. Im Rahmen der Heyne Hardcore-Reihe wurde der 368-seitige Roman im Juni 2016 publiziert. Dass die Geschichten von Ketchum mit großer Verzögerung in Deutsch erscheinen, ist jedoch keine Seltenheit.Auch EVIL ist erst 19 Jahre später von Heyne verlegt worden, BEUTEZEIT beinahe 30 Jahre später.

Inhalt

Der Roman ist in vier Teile eingeteilt, die auch auch grob den Inhalt voneinander trennen. Es werden Personen vorgestellt, Hintergrundgeschichten erläutert und sehr sorgfältig ein Setting für den Höhepunkt von JAGDTRIP erarbeitet. Die Hauptcharaktere sind auf der einen Seite der zweifelnde Schriftsteller Bernard Kelsey, seine Ehefrau Caroline und seine Geliebte Michelle, auf der anderen Seite ist Lee.
Lee ist Veteran, war im Vietnamkrieg und leidet an Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Frau und Sohn haben den im Wald lebenden Ex-Soldaten vor kurzem verlassen. Seine Frau wollte und konnte nicht mehr mit seinen unberechenbaren Wutausbrüchen und Flashbacks in den Krieg leben. Lee wohnt nun allein mit seinem deutschen Schäferhund im Wald und kümmert sich um seine Marijuana-Plantage. Immer wieder hat er Momente, in denen er sich nach Vietnam zurückversetzt fühlt und sein Trauma erneut durchlebt.

Kelsey ist vor allem deswegen zu dem Campingausflug aufgebrochen, da die Arbeit an seinem aktuellen Buch schleppend verläuft und er Abstand braucht. Dass er sowohl Ehefrau, als auch Geliebte einlädt ihn zu begleiten, scheint zunächst überraschend – die beiden Frauen verstehen sich jedoch gut. Anfängliches Konfliktpotenzial entschärft sich rasch und es scheint ein entspannter Ausflug in die Wälder zu werden – bis die Gruppe auf die geheime Marijuana-Plantage von Lee stößt.

Wenn die beiden Handlungsstränge in JAGDTRIP kollidieren, wird schnell deutlich, dass es zu einer Auseinandersetzung kommen wird. Lee driftet immer mehr in sein Trauma ab und hält die harmlosen Ausflügler für Mitglieder des Vietcong, die es zu beseitigen gilt. Mithilfe von Fallen und psychologischer Kriegsführung treibt er sie vor sich her, bis er die endgültige Konfrontation einleitet.

Fazit

JAGDTRIP ist anders als die Bücher, die ich bisher von Jack Ketchum gelesen habe. Der deutsche Titel erweckt leicht Assoziationen zu den BEUTEZEIT, BEUTEGIER und BEUTERAUSCH-Büchern. Der Originaltitel lautet COVER, welcher deutlich mehr Sinn macht – vor allem in Verbindung mit Lees Kriegstrauma. Die Verbindung zu den Kannibalen-Büchern hört schon beim Wald wieder auf. Ketchum führt die vier Hauptcharaktere langsam, ausgiebig und einfühlsam ein. Erwartet man nun ein Buch ähnlich wie BEUTEZEIT, ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Die gewalttätigen Abschnitte lassen sich nur in Teil Vier des Romans finden und auch dort nicht sehr ausführlich. Der Fokus des Buches ist nicht eine Gewaltorgie, sondern die inneren Konflikte der Charaktere und deren Lösungen.

Der Roman ist spannend geschrieben und sofern man sich bewusst ist, dass es sich nicht um einen Splatter-Roman handelt, sehr unterhaltsam. Leider bin ich persönlich mit einer falschen Erwartungshaltung ins Lesen gekommen, was mir die Freude am Buch etwas getrübt hat. Im Nachhinein würde ich JAGDTRIP dennoch weiteremfehlen, mit dem Zusatz, dass es kein „typischer“ Ketchum ist.

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