Hörbuch-Review: DAS JAHR DER FLUT von Margaret Atwood (2017)

das jahr der flut - Thrillandkill (Horrorfilme und Thriller)
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 9.5

Please rate this

Noch keine User-Ratings

Land:
Genre:
Veröffentlichung: 4.7.2017

Im Oktober haben wir euch den ersten Teil der MADDADDAM-Triologie von Margaret Atwood vorgestellt. In ORYX UND CRAKE wird aus der Perspektive von Jimmy/Schneemensch über den Untergang der menschlichen Zivilisation berichtet. Heute geht es mit der Triologie weiter und wir stellen DAS JAHR DER FLUT vor. Das Buch ist 2009 auf Papier und am 4. Juli 2017 als Hörbuch erschienen.
Auch der zweite Teil ist wieder vom Ronin-Verlag veröffentlicht und von Uve Teschner gelesen worden.

Inhalt von DAS JAHR DER FLUT

DAS JAHR DER FLUT wird aus der Perspektive von zwei unterschiedlichen Personen erzählt: Toby und Ren. Die Handlung findet nach der großen Pandemie statt, nach der fast die gesamte Menscheit ausgerottet ist. Die Wege der beiden haben sich in einer Gruppierung namens „Die Gärtner“ gekreuzt. Diese Gruppe von Menschen lebte außerhalb der großen Komplexe der Konzerne und hielt an einem ursprünglichen und naturverbundenen Leben fest – soweit das möglich war.

Toby und Ren berichten von ihrer eigenen Vergangenheit, ihrem Leben bei den Gärtnern und wie sie die große Pandemie überleben konnten.

Schlussbetrachtung von DAS JAHR DER FLUT

Der zweite Teil von Atwoods MADADDAM-Triologie bringt den Hörer erneut in eine dystopische Zukunft. Anstatt wieder von dem Leben der Menschen in den riesigen Komplexen der Großkonzerne zu erfahren, geht es diesmal um die Menschen, die außerhalb dieser Komplexe leben – im sogenannten Plebsland. Die Umstände dort sind katastrophal, Gewalt und Mord an der Tagesordnung. Während das Leben der „Plebsratten“ in ORYX UND CRAKE nur am Rande erwähnt wurde, erfährt man in DAS JAHR DER FLUT eine Menge über die Zustände dort. Atwood schafft es so zwei gegensätzliche Welten darzustellen, die zwar nebeneinander existieren, selten aber miteinander. Die Schwierigkeit vom sozialen Aufstieg wird ebenso thematisiert, wie die Tatsache, dass sozial Schwächere mit dem Dreck der Oberschicht aus den Komplexen zurechtkommen müssen.

DAS JAHR DER FLUT wird aus zwei Perspektiven berichtet, die zumeist abwechseln. Toby und Ren haben jeweils ihren eigenen Erzählstil und es ist sehr spannend ein und dasselbe Ereignis aus ihren unterschiedlichen Blickwinkeln beschrieben zu bekommen. Die unterschieden Persönlichkeiten werden hervorragend dargestellt, durch das Schreiben von Atwood aber auch durch die leicht unterschiedliche Sprechweise von Uve Teschner. Während Toby beispielsweise sehr abgeklärt wirkt, fällt die deutlich jüngere Ren immer wieder durch Aufregung auf.

Die Handlung des Hörbuches ist spannend und unterhaltsam. Dadurch, dass nun sozusagen von der anderen Seite berichtet wird, entsteht ein mehr oder weniger komplettes Bild der beschriebenen Ereignisse und der Gesellschaft, die sie durchlebt. Dadurch kann man sich hervorragend in die Geschehnisse einfühlen. Dazu trägt natürlich bei, dass die Charaktere detailliert beschrieben werden und so ein hohes Identifikationspotenzial entsteht. Trotz ihrer Eigenarten sind Ren und Toby sehr sympathische Figuren, weswegen man in spannenden Situationen mitfiebert und bei traurigen Ereignissen Mitgefühl entwickelt.

DAS JAHR DER FLUT ist zwar der Nachfolger von ORYX UND CRAKE, jedoch ist es nicht zwingend notwendig sie nacheinander zu hören. Man wird die Handlung auch nachvollziehen können, ohne den ersten Teil zu kennen. Trotzdem bietet es sich sehr an, da man so bereits die Entstehung der Pandemie kennt und bei Aufeinandertreffen von Charakteren aus den verschiedenen Büchern immer ein kleines Aha-Erlebnis hat.

Wie bereits ORYX UND CRAKE ist auch dieses Hörbuch hochwertig produziert. Der Sprecher Uve Teschner erledigt seine Aufgabe mit Bravour, so dass das Zuhören eine Freude ist. Das war jedoch nicht anders zu erwarten.

DAS JAHR DER FLUT ist ein außerordentlich gut gelungener zweiter Teil einer Triologie, die mit DIE GESCHICHTE VON ZEB ihren Abschluss findet. Margaret Atwood erzählt von einer Dystopie, die manchmal gar nicht so weit entfernt wirkt und weiß damit zu fesseln. Neben der Kritik an dem Umgang mit der Umwelt, weist sie ebenso auf soziale Missstände hin – und das in einem äußerst spannendem Rahmen.