Nein, das ist nicht Silent Hill. Zumindest nicht direkt, und es sind auch keine aufwendigen visuellen Effekte. Was wir hier sehen ist real. Es handelt sich um eine kleine Gemeinde im östlichen US-Bundesstaat Pennsylvania, Centralia. Zu ihren besten Zeiten zählte sie über 2000 Einwohner, heute, laut Wahlbüro gerade mal noch 14, verteilt in den letzten 7 Gebäuden die noch übrig sind.
Gegründet 1866, von Alexander Rea, der später Opfer des Geheimbundes wurde. Haupteinnahmequelle der Gemeinde war die blühende Anthrazitkohle Industrie. Der Bergbau wurde bis 1962 aktiv betrieben, Tagebau vereinzelt bis heute.
Aber bekannt wurde Centralia dann schließlich 1962 durch den Kohlebrand. Die direkt neben dem Friedhof liegende Mülldeponie entzündetete sich, das Feuer sprang über in den Tagebau und von dort aus konnte sich das Feuer unter der ganzen Gemeinde ausbreiten. Zu der Ursache des Feuers gibt es bis heute verschiedene Theorien. Eine davon besagt der Brand hätte sich selbst entzündet. Kohle in Verbindung mit Sauerstoff entwickelt Oxidations Hitze, wird diese nicht abgeleitet entzündet sie sich irgendwann. Andere behaupten der Stadtrat hätte befohlen vor dem Momorial Day in der Stadt „aufzuräumen“ und die Mülldeponie zu verbrennen und dabei wären Funken übergesprungen.
Seit dieser Zeit lodert das ewige Kohlefeuer unter der Stadt. Anfangs der Katastrophe nimmt alles seinen gewohnten Lauf, fast 20 Jahre lang. So eine „Bodenheizung“ hat ja auch Vorteile, im Winter konnte man Gemüse ernten und das Schneeschippen fiel auch aus. Zu sehen war ja auch nichts, aber die Menschen bekamen es langsam zu spüren. Durch den immer größer werdenden Anteil des giftigen Kohlenmonoxids, der aus der Erde stieg, fielen Menschen in Ohnmacht. 1981 wurde der damals 12 jährige Todd Domboski fast von dem klebrigen, heißen Moorboden verschluckt, als ihm beim spielen im Garten der Boden unter den Füssen einstürzte. Die Menschen bekamen Panik, die Regierung investierte bis heute mehr als 70.000 Millionen US-Dollar für Löschversuche, alles ohne Erfolg.
In den 80er Jahren siedelte die Regierung fast 1100 Einwohner um, aber einige weigerten sich. Selbst dem danach folgenden Evakuierungsbefehl widersetzen sich manche Bewohner. Sie kämpfen bis heute das Centralia nicht von der Karte gestrichen wird, sie pflegen Denkmäler, mähen Rasen, halten Krankenwagen und Feuerwehrauto instand. Jeden Monat werden Rechnungen für die Strassenbeleuchtung gezahlt. Jedoch macht die Natur kein halt und nimmt sich ihren Teil zurück, Büsche überwuchern Strassen, Ruinen und Bürgersteige.
Ein Hinweisschild führt die Schaulustigen zur Ursprungsstelle, gleich neben dem örtlichen Friedhof. Was sie zu sehen bekommen scheint wie die Kulisse aus einem Horrorfilm, eine Geisterstadt. Schwefelgeruch liegt in der Luft, weißer Qualm steigt aus der Erde, teilweise ist der Boden von Asche überzogen, unter der Stadt ein unauslöschbares Feuer.
Laut Experten können die vorhandenen Anthrazitkohle untertage das Feuer noch bis zu 200 Jahren nähren, es ist einer von 112 aktiven Kohlebränden in den USA. Die Regierung hat Centralia bereits vor langem aufgegeben, es sind auch keine weiteren Löschversuche geplant.
Tatsächlich diente Centralia als Vorlage für die fiktive Stadt Silent Hill aus dem gleichnamigen Videospiel von Konami. Auch wer die Verfilmung des Spiels gesehen hat, SILENT HILL – WILLKOMMEN IN DER HÖLLE, erkennt die Parallelen. Auf einer abgesperrten Strasse hat hat jemand „Willkommen in der Hölle“ auf den Asphalt geschrieben.
In einer Folge von ZUKUNFT OHNE MENSCHEN wird Centralia als Beispiel gezeigt, wie die Welt 25 Jahren nach den Menschen ausschaut. Auch diente sie als Drehort für die DREI FRAGEZEICHEN UND DIE BRENNENDE STADT.
Wer jetzt Lust bekommen hat sich ein solches Schauspiel mal live anzusehen muss nicht gleich in die USA reisen. In einer kleinen Gemeinde im Saarland kann man sich ein ähnliches Spektakel in klein anschauen. Mitten im Wald findet man dort eine Felsenwand die selbst im Winter angenehm warm ist und je nach Wetterlage sieht man auch noch weißen Dampf aus den Gesteinsspalten emporsteigen. Verantwortlich ist dafür ein schwelendes Kohleflöz, das seit dem 17. Jahrhundert vor sich hin glimmt. Schon in den Lebenserinnerungen DICHTUNG UND WAHRHEIT berichtete Goethe von seinem Besuch des heutigen Naturdenkmales BRENNENDER BERG.