Als die Highschool-Kumpels Sam Raimi und Bruce Campbell Ende der 70er mit ihrer Zusammenarbeit begannen, ahnten sie sicher noch nicht, dass sie mit TANZ DER TEUFEL einen der blutrünstigsten sondern vermutlich DEN sagenumwobensten Film der Schwarzmarkt-VHS-Ära erschaffen würden.
Wer TANZ DER TEUFEL nicht selbst im Schrank hatte, kannte einen Bruder eines Freundes, dessen Kollege…ihr wisst schon.
Seit 1984 war TANZ DER TEUFEL beschlagnahmt, was immer auch eine besondere Auszeichnung ist und den Film zur verbotenen Frucht machte, die natürlich besonders süß schmeckt.
Zwischenzeitlich wurde sogar eine FSK16-Version veröffentlicht, das ging aber nur, weil vom Originalwerk rund 14 min. entfernt wurden.
Seit 2016 ist der Film nicht länger beschlagnahmt und die FSK16 kommt mittlerweile ungeschnitten.
Aber worum geht es in TANZ DER TEUFEL?
Zunächst haben wir fünf junge Menschen, die in einer Blockhütte im Wald ihre Ferien verbringen wollen. Als sie im Keller ein altes Buch, sowie ein unheimliches Tonband finden, auf dem sich obskure Beschwörungsformeln befinden, entfesseln sie in den Wäldern das Böse und nachdem eine von ihnen von den Pflanzen (!) vergewaltigt wird, verwandelt sie sich in einen rasenden Dämon.
Der Gedanke ein Auto voller Collegekids in die Wildnis zu schicken war schon 1981 nicht ganz neu und es ist davon auszugehen, dass Sam Raimi THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE gesehen hat. Dennoch ist sein Film ein komplett eigenständiges Werk, das sich nicht nur lovecraftsche Relikte wie das in Menschenhaut gebundene Buch Nekronomikon einbaut, sondern auch eine Atmosphäre erschafft, die H.P. Lovecraft gefallen hätte. Das zumindest so lange, bis die Splatterhölle losbricht.
Obwohl TANZ DER TEUFEL neben einem hohen Goreanteil auch immer wieder Humor aufblitzen lässt, schafft er es als dritten Bestandteil Spannung einzuflechten, was eine seltene Kombination darstellt.
Kult auf den Schulhöfen…heute ab 16
Sam Raimis Handschrift ist schon damals gut leserlich. Auch wenn er weder in den beiden Fortsetzungen noch in späteren Filmen wie SCHNELLER ALS DER TOD (ein Western) oder DRAG ME TO HELL je wieder so gnadenlos zu Werke geht, bleiben ungewöhnliche Kameraeinstellungen und -fahrten sowie eine absurd überzogene Gewaltdarstellung seine Markenzeichen.
TANZ DER TEUFEL entstand nicht nur am Anfang der 80er Jahre, sondern kann auch stellvertretend für den stilistischen Umbruch von kalten oft okkulten Werken der 70er und dem bunten comichaften Stil der 80er gesehen werden.
Zur Kultfigur innerhalb der Filmreihe wird natürlich Ash, gespielt von Bruce Campbell, der in diesem ersten Teil noch recht unscheinbar auftritt, aber mit der Fortsetzung noch mehr Platz eingeräumt bekommt und ARMEE DER FINSTERNIS als One-man-show gestaltet.
Das Budget für TANZ DER TEUFEL war mit 375.000$ überschaubar und das sieht man den Effekten auch an. Andererseits…welchem 40 Jahre alten effektelastigen Film sieht man es nicht an?
Auch wenn die Unmengen Körperflüssigkeiten, die Mensch und Dämonen im Laufe des Films verlieren nicht immer echt aussehen und einige Puppen als solche zu erkennen sind, harmlos wirkt das alles nie.
TANZ DER TEUFEL war Vorreiter und Verbindungsstück
Die Liste der Streifen und Indie-Filmemacher, die direkt oder indirekt von Raimis Film beeinflusst wurden ist lang. Zu ihnen darf man wohl auch einen gewissen Peter Jackson ebenso zählen, der ein paar Jahre später die Bühne betrat, wie zuletzt CABIN IN THE WOODS, der sich zwar vor dem ganzen Genre verneigt, aber TANZ DER TEUFEL ganz besonders hervorhebt.
Wer heute ins EVIL DEAD – Universum einsteigen möchte, wird das vermutlich eher mit den jüngeren Ablegern wie der Neuverfilmung EVIL DEAD von 2013 oder der Serie ASH VS. EVIL DEAD tun, mindestens als Geschichtsstunde kann man aber auch Horror-Novizen TANZ DER TEUFEL oder sogar den wirklich amateurigen Vorgänger WITHIN THE WOODS empfehlen.
Für alle über 30 ist der Film sowieso Kult.
Hier könnt ihr TANZ DER TEUFEL ansehen