Auf Schloß Hohnau soll ein Poltergeist umgehen. Für Anthropologiestudent Markus ein gefundenes Fressen für eine wissenschaftliche Aufarbeitung und gleichzeitig eine besondere Überraschung für seine Freundin Rebecca, die ihn begleitet. Da Rebecca weder das Ziel kennt, noch auf Grusel steht und auch nichts davon weiß, dass Kumpel Lukas den -vermeintlich- romantischen Ausflug unterstützt, ist die Empörung groß. Doch der Ärger beginnt erst, als in den verlassenen Mauern tatsächlich eine unheimlich Präsenz ausbreitet.
DIE PRÄSENZ nannte sich im Rahmen erster Screenings im Untertitel DER DEUTSCHE HORRORFILM und wirft damit die Frage auf, was uns das sagen soll. Will man uns suggerieren, dass dieser Film besser ist, als alles was Deutschland sonst produziert? Oder eher, dass hier alles zu finden ist, was deutsche Horrorfilme ausmacht? Ersteres ist schlichtweg falsch, letzteres gilt nur, wenn man das deutsche Gruselkino generell als einfallslose Nachahmerei abtut, wo beispielsweise wie hier dem Found Footage – Trend hinterhergehechelt wird, dessen Verfallsdatum seit 2012 überschritten ist.
Vielleicht ist die Wahrheit noch viel arroganter, denn in dem Trailer wird ein Fan mit den Worten zitiert, dass es Horrorfilme in Deutschland gar nicht gebe. Liebe Macher von DIE PRÄSENZ, Deutschland ist vielleicht keine Horror-Hochburg, daran ändert euer Film aber garantiert nichts.
Aber sprechen wir über das Positive: Die Schauspieler machen einen ordentlichen Job. Der überschaubare Cast, der sich nur aus Liv Lisa Fries, Matthias Dietrich und Henning Nöhren zusammensetzt, besteht aus Darstellen, die allesamt schon diverse Rollen in der heimischen TV- und Kino-Landschaft füllten.
Dieser Professionalität ist es wohl auch zuzuschreiben, dass die Gruppe nicht nervig rüberkommt, was vor allem Im Found Footage Bereich keine Selbstverständlichkeit ist.
DIE PRÄSENZ kommt 10 Jahre zu spät
Trotzdem bleiben die Charakter blass, was dem Drehbuch zuzurechnen ist. Rebecca ist die, die nicht da sein will; Markus ist der, der sehr wohl da sein will und Lukas ist eben dabei…warum auch immer.
Dass Rebecca keine Lust hat über eine Woche lang auf dem Boden eines alten Hauses zu schlafen, ist begreiflich, warum man sie vorher nicht wenigstens mal fragte oder warum sie nur hier und da Widerstand zeigt, aber sofort wieder ihre Stimmung ändert, weiß wohl nur Regisseur und Autor Daniele Grieco.
Aber DIE PRÄSENZ ist ohnehin voll mit Unlogik. Das Schloss steht seit zwei Jahren leer, doch natürlich ist Strom und Wasser da, im Kühlschrank brennt Licht und offenbar war die Flucht so eilig, dass man vergaß die Heizung abzudrehen, denn auch im Winter kann man in dem Gemäuer leicht bekleidet herumstolzieren. Dafür scheint es weniger Platz zu geben als sich vermuten lässt, denn die Dreierbande schläft eng auf eng in eine kleine Ecke zusammengedrängt. Um das Schloss herum wohnt in einem 50km-Umkreis kein Mensch. Und das im dicht besiedelten Deutschland, da kann man nur hoffen, dass den Schlossherren nie Milch oder Zucker ausgingen.
Für sich genommen sind all diese Punkte natürlich Kleinigkeiten, die in Summe aber erheblich stören.
Einfallsloses aus der Heimat
Gäbe es als Kompensation tolle Einfälle, irre Effekte und kranken Grusel, wäre der Abend dennoch gerettet, aber hier findet sich nichts, aber auch gar nichts, was nicht schon in einer ganzen Reihe Found Footage – Filmen zum Standardrepertoire gehört.
Überwachungskamera beim Schlafen? Sicher.
Sich selbständig öffnende/schließende Türen? Klar.
Von alleine bewegende Möbel, inkl. wackelnder Kronleuchter? Natürlich.
Schlafwandeln? Dabei.
Gruslige Nachtsichtkamera? Unbedingt.
Unheimliche Geräusche? Check.
Verschwundene Gegenstände? Ja.
Keine Möglichkeit zur Flucht? Relativ spät, aber dennoch dabei.
Spoiler: Unglaublich pessimistisches Ende? Selbstverständlich. Spoilerende.
Wie die Vorbilder BLAIR WITCH PROJECT oder PARANORMAL ACTIVITY baut DIE PRÄSENZ nicht auf Gewalt, sondern sucht sein Glück in unheimlicher Atmosphäre und Schocks. Zu den Jumpscares gesellen sich ein paar Nullnummern (z.B. der Kumpel, der sich einen Gag erlaubt, ein rabiater LKW-Fahrer auf der Autobahn), der Rest wird mit schrägen Tönen aufgepumpt. OK, 1-2 Mal ist das wirkungsvoll, als Gesamtpaket aber zu wenig.
DIE PRÄSENZ – DER DEUTSCHE HORRORFILM ist schlichtweg zusammengeklaut und erweist dem Genre einen Bärendienst. Ich erkenne durchaus an, dass der Film lediglich 40.000€ kostete (auch wenn ich nicht verstehe, warum die Film- und Medienstiftung NRW Geld für diese Einfallslosigkeit locker machte), aber wenn man schon ein schmales Budget hat, sind eben gute Ideen notwendig und die gibt es hier nicht.