Eine einsame Insel, spielende Mädchen in dunklen Höhlen, ein Geheimnis aus Kindheitstagen…der Trailer zu DU HAST ES VERSPROCHEN verspricht in der Tat einiges, nämlich im Optimalfall stimmungsvollen Grusel aus der Heimat.
Als sie Kinder waren, verbrachten Hannah und Clarissa oft ihre Ferien zusammen in einem Haus auf einer kleinen Insel. Obwohl sie beste Freundinnen waren, verloren sich die Mädchen aus den Augen. Bis zu dem Tag, als sie sich viele Jahre später durch einen Zufall wiedertreffen. Hannah ist inzwischen Ärztin, bei der Clarissa nach einer Überdosis Schlaftabletten landet.
Die beiden verstehen sich schnell wieder gut und da auch Hannah ihre Probleme hat, beschließen sie gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Welcher Ort würde sich dafür besser anbieten, als „ihre“ Insel? Doch dort ist vor langer Zeit etwas Schreckliches passiert und die Vergangenheit hat nicht vor, die beiden in Ruhe zu lassen.
Der Film beginnt so, wie der Trailer es andeutet. Im Prolog erleben wir die beiden Freundinnen im Kindesalter. Zwei unschuldige Mädchen, die beim gemeinsamen Spiel im verschneiten Wald auf ein altes Gewölbe stoßen, zu dem sie sich zunächst Gruselgeschichten erzählen, dann aber dort tatsächliches etwas Furchtbares erleben.
Regisseurin Alex Schmidt zieht hier früh alle Genre-Register. Schrille Musik und farbarme Bilder der stimmungsvollen Landschaft ergänzen die Schauergeschichte, die durch flüsternde Kinderstimmen vorgetragen wird.
Diesem Stil bleibt sich der Film dann auch für eine ganze Weile treu und bietet neben viel Atmosphäre, Flashbacks und mehr flüsternden Kindern auch den ein oder anderen Schreckmoment. Das wirkt zwar manchmal bemüht, insgesamt aber gar nicht übel.
Dann entscheidet man sich vom Horror zum Mystery und danach zum Thriller-Drama zu werden und dummerweise geht mit jedem Wechsel auch etwas Qualität verloren.
Fast scheint es so, als hätten sich auch die Schauspieler von diesem Umschwung anstecken lassen. Während gerade die beiden Hauptdarstellerinnen Mina Tander und Laura de Boer zunächst glaubwürdig agieren, schleichen sich im Verlauf des Films einige Szenen ein, bei denen die Körperhaltung nicht zur Mimik passen will.
Spätestens das Finale wirkt an den Haaren herbeigezogen und zeichnet sich dadurch aus, dass man – obwohl alles gesagt wurde, nicht wirklich zum Ende kommen will, sondern noch eine (und noch eine) Szene dran hängt, die das erläutert, was bis dahin ohnehin jeder verstanden hat, manche Logiklöcher aber nicht stopfen kann. Die größte Ungereimtheit dürfte wohl sein, warum ausgerechnet Hannah nicht weiß, was seinerzeit geschah.
Man muss dem Film aber lassen, dass er sich um eine eigene Identität bemüht. Die Story ist vielleicht nicht ausgereift, sie ist aber a)vorhanden b)nicht im Ausland abgekupfert. Da auf der Insel im Film die Zeit stehen geblieben scheint, könnte die Handlung nicht nur irgendwann spielen sondern grundsätzlich auch irgendwo.
Vielleicht ist es aber ein deutsches Trademark, dass man nicht den Arsch in der Hose hat, einen schönen Horrorschocker auf Gedeih und Verderb bis zum Ende durchzuziehen, sondern unterwegs abbiegt um etwas „Vernünftiges“ zu zeigen.
„Du hast es versprochen“, die Enttäuschung liegt schon in diesen Worten. Auch wenn der Streifen sicher kein Totalausfall ist, ist es ärgerlich, dass die erste Filmhälfte (7 von 10 Punkte) von der zweiten (4 Punkte) heruntergezogen wird und damit ein recht durchschnittlicher Film (in Summe 5,5 Punkte) bleibt.