Man muss schon 2x hinsehen um WRONG IDENTITY als Spannungsfilm zu erkennen. Weder das unschuldige Cover, noch die nicht minder unschuldige FSK-Freigabe „ab 12“ lassen darauf schließen und auch im Film selbst vergeht einige Zeit, bis sich auch nur die Anbahnung eines Verbrechens erkennen lässt.
Bis dahin schwebt der Verdacht, dass hier etwas gewaltig faul ist, nur latent mit.
Michèle, genannt Micky, erwacht in einem Krankenhaus. Sie kann sich an nichts erinnern und hat am ganzen Körper Brandwunden. Ihre Freunde und Bekannten muss sie neu kennenlernen und ihre Geschichte mit Hilfe von Tagebüchern aufarbeiten. Doch was genau geschah bei dem Urlaub in Südfrankreich, den die lebensfrohe Michèle mit ihrer besten Freundin, der zurückhaltenden Do, in Südfrankreich verbrachte?
WRONG IDENTITY basiert auf dem Roman FALLE FÜR ASCHENBRÖDEL von Sébastien Japrisot, der sich nicht nur Zeit damit lässt über die Ereignisse, die zu Michèles Verletzungen führen zu berichten, sondern es auch liebt seine Leser/Zuschauer an der Nase herum zu führen.
Es sind nicht nur die Rückblenden, die zu Verwirrungen sorgen können, sondern vor allem die Frage, wen wir eigentlich vor uns sehen und ob Mickys Gesicht wirklich zu Micky gehört.
Glücklicherweise macht WRONG IDENTITY nicht den Fehler das Offensichtliche verstecken zu wollen, trotzdem ist die Auflösung vielschichtiger, als zunächst anzunehmen.
Dass der Film im Stile Hitchcocks sein soll, ist freilich überzogen, ein paar suspensehaltige Anleihen lassen sich aber erkennen.
Nichtsdestotrotz muss gesagt werden, dass die Entwicklungen der ersten Filmhälfte zwar der Charakterzeichnung dienen, aber darüber hinaus wenig packend sind.
In seiner kompletten Machart ist der Film , der in England und Frankreich spielt, eindeutig europäisch und erinnert trotz seines aktuellen Entstehungsdatums an das Euro-Kino der 60er und 70er Jahre. Es lässt sich nicht eindeutig sagen, ob dieser Effekt gewollt war oder nicht, da es sich bei Regisseur Iain Softley (DER VERBOTENE SCHLÜSSEL, K-PAX) um einen Vollprofi handelt, darf man aber Absicht unterstellen.
Entsprechend seiner Altersfreigabe kommt WRONG IDENTITY durchgängig (fast) ohne ernsthafte Gewalt aus, dafür wird die Handlung gegen Ende aber immer kurvenreicher.
Daraus ergibt sich zwar auch manches Logik-Schlagloch und man sollte sich als Betrachter früh damit abfinden, dass es offenbar erstaunlich einfach ist, eine andere Identität anzunehmen und die Ärzte jedes beliebige Gesicht modellieren können…sonst macht WRONG IDENTITY keinen Spaß.
Fazit: Eine Mischung aus FACE/OFF, Hitchcock, aber auch Rosamunde Pilcher-Schinken.