Nun brennt schon die erste Kerze, gemütliche Wärme macht sich breit und auch wenn die gegenwärtige Lage schwierig sein mag, kommt man allmählich in Weihnachtsstimmung. Was gibt es auch schöneres, als mit ein paar Kerzen und einer Portion schauriger Weihnachtsgeschichten sicher im heimischen Idyll zu verharren? So besinnlich wie bei uns geht es allerdings nicht überall zu.
Während wir auf den Weihnachtsmann warten, fürchten die Menschen die Weihnachtszeit andernorts, denn manchmal treiben böse furchteinflößende Gestalten ihr Unwesen im Advent. Vier dieser Gesellen schauen wir uns in den kommenden Wochen an, den Anfang macht Kallikantzaroi.
Diese Weihnachtsmonster sind in vielen Ländern zuhause, ein paar davon sind Griechenland, Zypern oder Bulgarien. Wir besuchen heute die Kallikantzaroi in Serbien.
Über das Aussehen der fiesen Monster sind sich die Legenden uneins, manchmal werden sie als trollähnlich, mit Hörnern beschrieben, was aber von Land zu Land variiert. In Serbien aber sind sie schwerfällige kleine Wesen mit langen scharfen Fingernägeln, Füßen, die denen einer Ziege ähneln, schwarzem Fell und Zähnen, die an ein Haifischgebiss erinnern.
Ihr Dasein fristen die Kallikantzaroi unter der Erde und kommen nur an den zwölf Weihnachtstagen, beginnend mit dem 25. Dezember und endend am 6. Januar, an die Erdoberfläche. Ihr Ziel ist es, alle neugeborenen Kinder, die zudem noch ungetauft sind, zu stehlen und in ihresgleichen zu verwandeln.
In einer alten serbischen Weihnachtstradition werden diese zwölf Tage als ungetaufte Tage betitelt. Sie gelten als besonders gefährlich, da an diesen Tagen die Kräfte der Dämonen, Hexen und allerhand anderer böser Mächte enorm stark sind.
Um keine dieser Wesen, allen voran die Kallikantzarois, nicht zu verärgern oder auch nur die kleinste Aufmerksamkeit dieser Monster auf sich zu ziehen, ergreifen die Menschen gewisse Vorsichtsmaßnahmen. Dazu gehört es, sich unscheinbar anzuziehen oder das Haus nicht nach Einbruch der Dunkelheit zu verlassen.
Nimmt ein armer Tropf es nicht so genau, schleicht sich nachts aus dem Haus oder verärgert die Kallikantzaroi anderweitig, springen die Fieslinge ihrem Opfer auf den Rücken, bohren ihm ihre langen scharfen Fingernägel in den Nacken und zwingen es, sie zu tragen wohin sie wollen, die ganze Nacht lang. Diese Folter endet erst bei Sonnenaufgang oder, was meist der Fall ist, wenn die Person unter aller Last, Schmerz und Erschöpfung tot zusammenbricht.
Bekannt sind die Kallikantzaroi auch dafür, dass sie sich auf den Türrahmen der Häuser setzen und dort darauf warten, bis einer der Bewohner eine Sünde begeht, die sie betrafen können. Für die Monster gleicht es einem Spiel, den Sündern die Augen auszustechen, ihre Rücken zu zerfetzten oder die Kinder im Haus vor den Augen der Eltern zu fressen.
Mit diesen Zeitgenossen ist also wenig zu spaßen, denn Reue oder gar Erbarmen kennen sie nicht. Durch die brutalen und heimtückischen Angriffe ist der Kallikantzaroi wie gemacht, für einen Horrorfilm. So hat die Kreatur seinen Weg in die erfolgreiche Mystery-Serie GRIMM gefunden und wird in der Episode DER GRIMM, DER WEIHNACHTEN GESTOHLEN HAT, thematisiert.
Auch in Büchern oder Geschichten wie beispielsweise H. P. Lovecrafts DER FLÜSTERER IM DUNKELN (1931), wird auf das griechische Pendant Kalikanzari hingewiesen.
Ihr seht, die Legenden um diese Zeitgenossen sind älter, als man glauben mag… wer würde Lovecraft auch in Frage stellen? Kaum einer von euch wird sich gerade in serbischen Gefilden aufhalten, falls aber doch, bleibt lieber im Haus und sperrt die Neugeborenen weg.
Hier könnt ihr unser Weihnachtsspecial zur gefräßigen Gryla aus dem Jahr 2019 lesen.
F.Quelle:PB