Vom 22.-26.August war das Empire Cinema am Leicester Square in London das Mekka für alle Liebhaber des makaberen Films. Das alljährliche London Film 4 Frightfest fand zum vierzehnten mal statt und auch diesmal trafen sich Unmengen von Genrefans in dem Kino ein, um die neuesten Filme anzusehen und mit den Menschen, die an den Produktionen beteiligt sind, zu sprechen. Natürlich werden wir auf einige Filme näher eingehen und sicher so gut wie die meisten, die wir gesehen haben, etwas ausführlicher in einem unserer kommenden Reviews beleuchten. Auch haben wir für euch die bereits bekannten Starttermine der Filme in den Artikel eingefügt.
Schon der Auftakt am Donnerstag versprach mit THE DEAD 2: INDIA, YOU’RE NEXT und CURSE OF CHUCKY ziemlich abwechslungsreich zu werden. Der lang erwartete YOU’RE NEXT von Regisseur Adam Wingard hat uns auf jeden Fall den Abend versüßt und man hörte von vielen, dass der Film eines der Highlights in diesem Jahr gewesen wäre. Der Homeinvasions-Streifen bietet zwar nicht wirklich etwas Neues, kann aber ununterbrochen die Spannung halten. Der Cast rund um A.J Bowen und der tollen Sharni Vinson überzeugt kontinuierlich und so ist YOU’RE NEXT ein feiner Genrevertreter, den ihr ab dem 07.November 2013 in unseren Kinos schauen könnt.
Auch bei CURSE OF CHUCKY (DVD-Start: 24.Oktober 2013) war die Erwartung des Publikums hoch. Eingeläutet wurde der Film mit einem Besuch von Regisseur und Chucky-Erfinder Don Mancini und Hauptdarstellerin Fiona Dourif, die mit Chucky auf dem Arm die Bühne betrat. Der Film selbst findet über die gesamte Laufzeit hinweg fast ausschließlich in einem Haus statt und weist in seinen 90 Minuten doch einige Längen auf. Wie man schon im Trailer sehen konnte, hat sich auch Chucky mit der Zeit verändert, doch seine Stimme (gesprochen von Brad Dourif) ist wie immer unverwechselbar. Zum Ende hin gab es einige Momente, bei dem das Publikum laut geklatscht hat. Wieso das so war, wird an dieser Stelle nicht verraten aber man kann sagen, der Kreis schließt sich irgendwie. Tag 1 endete, wie sollte es auch anders sein, in einem der unzähligen Londoner Pubs und man konnte während eines genüsslichen Ciders seine Meinung mit anderen austauschen.
Der Freitag startete mit Filmen wie THE DYATLOV PASS INCIDENT, DEMENTAMANIA und HATCHET 3. Regisseur Adam Green ließ es sich nicht nehmen, erneut nach London zu kommen und die UK-Premiere des dritten Teils zu begleiten. Zudem hatte Adam drei Folgen seiner TV-Serie HOLLISTON im Gepäck und wir können nur schwer hoffen, dass diese schnellstmöglich den Weg nach Deutschland findet, denn die Show sieht nach einem Mordsspaß aus. Bei HATCHET 3 (DVD-Start: 07.November 2013) hat Adam zum ersten mal nicht auf dem Regiestuhl gesessen, diesen machte er nämlich frei für BJ McDonnell. Wie gewohnt gab es derbe Kills und das ein oder andere, bekannte Gesicht zu sehen. Für Fans des Franchise auf jeden Fall unverzichtbar, aber leider kommt der Film meiner Meinung nach nicht an den mordsmäßigen, ersten Teil heran.
Nach einer kurzen Erfrischungspause ging es weiter mit HAUNTER von Regisseur Vincenzo Natali, der schon mit CUBE und SPLICE-DAS GENEXPERIMENT für Begeisterung sorgte. Sein Geisterthriller HAUNTER hingegen ist völlig anders als Natali’s andere Werke und hinterließ einige verdutzte Gesichter, da die Story zwar nicht uninteressant war, jedoch einige Fragen offen ließ. Hauptdarstellerin Abigail Breslin liefert eine tolle Performance ab, doch auch das konnte die Längen des Films nicht überbrücken. Trotzdem sollten gerade Fans von Mysteryfilmen einen Blick riskieren, da HAUNTER einige schöne Bilder vorweisen kann.
Einige von uns haben bei V/H/S 2 (erscheint bei uns übrigens am 07.November) ausgesetzt und wurden natürlich gleich damit bestraft, dass uns unsere Freunde erzählten, es währe der bisher beste Film des Filmfestes. Ärgerlich! Zu 100 BLOODY ACRES waren wir wieder vollständig auf unseren Plätzen und freuten uns auf eine lustige Horrorkomödie. Der australische Film hatte auf jeden Fall seine Momente und man sollte ihn am besten zusammen mit Freunden und einer Kiste Bier ansehen. Cool war auch der Gastauftritt von John Jarratt, den wir demnächst wieder in der Rolle des Mick Taylor in WOLF CREEK 2 sehen können.
Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man den ganzen Tag Horrorfilme schaut und von interessanten Menschen umgeben ist. Wir starteten den dritten Tag mit Richard Raaphorst’s FRANKENSTEIN’S ARMY. Die ersten Bilder, die man im Vorfeld im Internet sehen konnte, versprachen einiges. Und wir wurden nicht enttäuscht. Der Film, der im Found Footage Stil gedreht wurde, brillierte vor allem durch die total verrückten Nazikreaturen, die aus Menschen erschaffen wurden. Immer wieder wurden wir durch neue, kreative Gestalten bei Laune gehalten und man kann den Film definitiv empfehlen. Regisseur Richard Raaphorst und die Schauspieler Alexander Mercury und Andrei Zayats (ist demnächst in PARIS I’LL KILL YOU zu sehen) standen nach der Aufführung bei einer Q&A Runde für Fragen zur Verfügung. Wir erfuhren, dass der Film in 20 Drehtagen fertiggestellt wurde und das Raaphorst als Nächstes ein Creature-Feature plant, auf das man sich sicher jetzt schon freuen kann. Die Nachfrage nach einer Actionfigur von einem der Nazikreaturen zauberte dem sympathischen Richard Raaphorst ein stolzes lächeln aufs Gesicht. FRANKEINSTEIN’S ARMY erscheint übrigens am 24.September in Deutschland.
Gleich darauf folgte NO ONE LIVES von Regisseur Ryuhei Kitamura (MIDNIGHT MEAT TRAIN), der auch in Kürze bei uns veröffentlicht wird. Und es wurde sehr blutig, was vom Publikum jedes mal mit einem tosenden Applaus gedankt wurde! Hauptdarsteller Luke Evans überzeugte mit seiner tollen Performance und der Film hat definitiv einige Wendungen, mit denen man anfangs nicht gerechnet hat.
Unser letzter Film am Samstag war CHEAP THRILLS von Regisseur E.L. Katz, der selbst vor Ort war. Im Film geht es um zwei ehemalige Schulfreunde, die in einer Kneipe auf einen reichen Typen und seine junge Freundin treffen. Doch die beiden haben einen perfiden Plan. Was zunächst als lustiges Trinkspiel startete, wird von Stunde zu Stunde gefährlicher und die beiden Freunde werden schon bald zu todernsten Konkurrenten. Der Film überzeugt durch seine simple Idee, die einfach sehr gut umgesetzt wurde und somit ist CHEAP THRILLS einer meiner Favoriten des Festivals.
Am Sonntag breitete sich bei mir schon ein wenig Abschiedsstimmung aus. Warum sind diese Festivals immer so kurz? Die Zeit vergeht einfach wie im Flug und so fanden wir uns mittags wieder im Empire Kino ein, um Suri Krishnamma’s DARK TOURIST (VÖ am 31.Dezember) unter die Lupe zu nehmen. Der Regisseur und auch der herausragende Hauptdarsteller Michael Cudlitz waren beim Screening dabei. Der Film hat definitiv ein paar sehr heikle Szenen und ich persönlich musste DARK TOURIST erst mal sacken lassen. Doch nach ein paar Stunden findet man wirklich gefallen an der schrägen Story um einen einsamen Mann, der eigentlich nur vorhatte, den ehemaligen Aufenthaltsort eines bekannten Serienmörders zu besuchen. Doch er befindet sich schon bald selbst in einer perfiden Welt von Sex und Mord wieder.
Der nächste Film auf unserer Liste war THE CONSPIRACY, den man eigentlich nicht direkt dem Horrorgenre zuordnen kann. Der Found-Footage Film handelt von zwei jungen Filmemachern, die eine Dokumentation über den Verschwörungstheoretiker Terrance drehen wollen. Dieser ist sich sicher, das eine geheime Vereinigung existiert, die unsere Geschichte nachhaltig zu ihren eigenen Gunsten kontrolliert. Als Terrance von heute auf morgen verschwindet, ist der Ehrgeiz der Jungs gepackt und sie tauchen immer weiter in eine Welt ein, in der Geld und Menschenleben nicht eine allzu große Rolle spielen, wenn es darum geht, ein Geheimnis zu wahren. Nach dem Film bildete sich die mit Sicherheit längste Schlange für die Q&A (falls man eine Frage stellen wollte, musste man sich vorne an einem Mikrofon anstellen). Regisseur Christopher MacBride stellte sich den Fragen und erzählte auch, dass er selbst immer tiefer in die Geschichte getaucht ist und zum Ende hin selbst nicht mehr wusste, was er glauben sollte. Definitiv ein empfehlenswerter Film, da er möglicherweise gar nicht so realitätsfern ist. Und auch das Marketing zum Film ist faszinierend. So hatte ich kurz nach dem Frightfest den Tarsus Club aus dem Film als neuen Follower bei Twitter und man wird von dem besagten Club gebeten, jede Erwähnung des Films oder des geheimen Clubs zu unterlassen! (Ich hoffe es gehört zum Marketing…Hilfe!).
Der Tag endete mit der Premiere vonI SPIT ON YOUR GRAVE 2, bei der Hauptdarstellerin Jemma Dallander, Schauspieler Aleksander Aleksiev und Regisseur Steven R. Monroe dabei waren. Der Film selbst hatte eine völlig andere Rahmenhandlung als sein Vorgänger und die Macher haben sich beim Revenge-Part wirklich wieder schmerzhafte Bestrafungen ausgedacht. Die zierliche Jemma Dallander, die zuvor noch nicht allzu viel Erfahrung vor der Kamera gesammelt hat, bringt ihren Charakter sehr glaubhaft rüber. Dennoch war das Setting im Wald aus dem Remake einfach viel besser als die Straßen (und die Kanalisation) in der Ukraine in Teil 2. Noch immer stehen die sogenannten Rape & Revenge Filme schwer in der Kritik. Und ja, man fühlt schon eine Art Unbehagen beim Anblick der extremen Bilder. Diejenigen unter euch, die den ersten Film mochten, werden sicher auch hier nicht enttäuscht werden. Dass der Streifen es ungekürzt durch die FSK schafft, ist aber fraglich.
Und schon hat der letzte Tag des LONDON FILM 4 FRIGHTFEST begonnen. Zu sehen gab es das Remake zu WE ARE WHAT WE ARE, den israelischen Film BIG BAD WOLVES, der übrigens sehr gut ankam, BANSHEE CHAPTER und DARK TOUCH. Gesehen haben wir ODD THOMAS von Regisseur Stephen Sommers. Der Film basiert auf der gleichnamigen Buchreihe von Dean Koontz. Der Mysterythriller hat das Publikum abermals mit geteilten Meinungen zurückgelassen, hat aber durch seine schönen Bilder und einigen lustigen Momenten größtenteils bei den Fans gepunktet. Bei der Abschlussparty, die bis in die frühen Morgenstunden ging, konnte man dann noch mal mit allen Filmschaffenden und Fans über das gesehene sprechen und das ein oder andere Bier trinken.
Das London Film 4 Frighfest ist auf jeden Fall eine großartige Veranstaltung, bei der man die neuesten Genrefilme noch vor ihrer Veröffentlichung begutachten kann und mit Gleichgesinnten den ganzen Tag über genau diese sprechen kann. Auch dass so viele Leute, die an den Filmen beteiligt waren, vor Ort sind, ist etwas Einmaliges.
Special Thanks: Eric B. & Justin Hoey (www.movie-days.com), Randal Plunkett (www.dunsanyproductions.com), Philipp Morozov (www.philippmorozov.com), Luke Morris & Danny Gitty, Leyla & Lucy (www.Bloody-Mess.net), Ben Anderson and all the other nice people of Frightfest. Thank you so much for the great time!