Undergrounders: HUNGER von Carlos Melendez

Hunger: Cover

 

In nur 15 Minuten erzählt der mexikanische Regisseur Carlos Melendez in HUNGER eine spannende und rührselige Geschichte, die an ein modernes Märchen erinnert. Melendez hat bereits einige Kurzfilme veröffentlich, für die er zum Teil ausgezeichnet wurde und drei Episoden von der Netflix-Serie THE UNKNOWN HITMAN gedreht.

Ein kleiner Junge wird von einem Brunnen, oder dem was in darin lebt, gequält. Jedem Tag muss er dem gefräßigem Etwas Essen bringen. Schnell bringen geklaute Hühnereier nicht mehr den gewünschten Effekt und der Kleine muss sich nach einer anderen Nahrungsquelle umsehen.

Hunger: Hungriger Junge am Tisch

Obwohl die Handlung an sich simpel ist, bringt HUNGER sehr viel rüber: Emotion, Spannung und Kurzweiligkeit. Mit wenigen Mitteln schafft der Film es eine dichte Atmosphäre zu schaffen und zum Mitfühlen bei den Leiden des namenlosen Jungen zu animieren. Der Brunnen und dessen Inhalt bleibt die gesamte Viertelstunde mysteriös und lädt zum Rätseln ein, ob der Brunnen selbst oder ein Wesen darin dem Kleinen so viel abverlangt.
Schnell stellt sich heraus, dass der Junge nicht nur unter dem Brunnen, sondern auch unter seinem Bruder leidet. HUNGER schwankt damit immer ein wenig zwischen Drama und Horror und wirkt durch die Gesamtkomposition wie ein düsteres Märchen – obwohl dauerhaft die Sonne auf den sandigen Boden knallt.

In HUNGER wird nicht gesprochen. Wir hören den Brunnen rülpsen und raunen und die Jungs ächzen und stöhnen. Trotzdem wird klar was in dem Film passiert und wie sich der Protagonist fühlt. Der Regisseur sagt, dass er einen Film ohne Dialog gemacht hat, um keine Sprachbarrieren aufzubauen und an die Anfänge des Kinos zu erinnern. Die Geschichte soll für sich selbst sprechen und das tut sie eindeutig. HUNGER schafft es in kurzer Zeit ernste Themen wie Elend und Hunger anzuschneiden und dabei trotzdem humorvolle Elemente einzubinden.

Hunger: Kampf zwischen Geschwistern

Man merkt dem Kurzfilm an, dass sein Regisseur sein Handwerk versteht. Die einzelnen Szenen sind detailreich zusammengesetzt und wirken stets stimmig. Die Handlung wird durch den Soundtrack gut ergänzt, dieser drängt sich dabei aber nie in den Vordergrund.
Damian Rodríguez Martínez spielt den kleinen Jungen glaubhaft und lässt eine mitfühlen, wenn er sich abmüht seine Dämonen zu bekämpfen. Auch die beiden anderen Rollen sind gut besetzt, wobei die Mutter nur beiläufig vorkommt.

Insgesamt handelt es sich bei HUNGER um einen äußerst gelungenen Kurzfilm, der ein ernstes Anliegen hat, dieses aber nicht bierernst umsetzt. Man fühlt sich an die klassischen Märchen erinnert, aber mit einem düsteren Twist, den die Gebrüder Grimm nicht hätten besser machen können.

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