Knapp 20 Jahre lang war Robert Englund der Mann mit dem Messerhandschuh. Sieben A NIGHTMARE ON ELM STREET – Filme lang terrorisierte er Teenager. 2003 folgte noch ein Crossover mit FREITAG, DER 13. und dann war erst mal Schluss.
(Mehr zu sämtlichen NIGHTMARE-Filmen findet ihr hier.)
Doch schon 2010 sah man den Zeitpunkt für ein Relaunch als richtig an. Dieser neue A NIGHTMARE ON ELM STREET übernimmt aber nicht nur die Figur des Freddy, sondern ist ein Remake des ersten von Wes Graven gedrehten Film aus 1984.
Wie bei jeder Neuverfilmung kann man sich darüber streiten, wie viel man aus dem Inhalt des Originals übernehmen sollte und wann ein Remake überhaupt Sinn macht.
Logischerweise ist die Rahmenhandlung in beiden Filmen identisch: Freddy Krueger, ein Verbrecher, der einer Lynchjustiz zum Opfer fiel, schleicht sich in die Träume von Teenagern um diese zu ermorden.
Das Remake startet in den Film mit einer Szene in einem Diner in dem sich einige Jugendliche befinden. Dean, einer von ihnen, schläft ein und wird im Schlaf von Freddy attackiert. Während Krueger ihm im Traum die Kehle durchschneidet, sieht es in der Realität so aus, als würde Dean Selbstmord begehen.
Kein schlechter Einstand, zumal wir auf einen Schlag fast alle Personen kennenlernen, die im Film eine größere Rolle spielen.
A NIGHTMARE ON ELM STREET 2010 bedient sich fleißig beim Original
Leider folgt in der ersten Filmhälfte kaum noch eine Überraschung, denn die nächsten Szenen wurden teilweise 1:1 aus dem Original übernommen. Dies kann man einerseits fehlende Originalität nennen, andererseits zeigt es, dass Wes Craven seinerseits Anfang der 80er einen starken Film geschaffen hat, dessen Ideen auch heute noch zu erschrecken wissen. Alles was die Verantwortlichen des Remakes gemacht haben, ist den Schauspielern einen Haarschnitt zu verpassen, der ins neue Jahrtausend passt und schon war der halbe Film fertig. Auch wenn mit Ausnahme von Nancy alle Protagonisten mit neuen Namen ausgestattet wurden, kann man doch recht eindeutig das jeweilige Pendant von 1984 zuordnen.
Die zweite Hälfte des Films widmet sich der Vorgeschichte von Freddy Krueger und tut dies intensiver als das Original, zudem werden einige Fakten in Kruegers Lebenslauf geändert.
Während man in der Version von 1984 nur erfährt, dass Krueger ein Kindermörder war, lernen wir ihn 2010 zunächst als freundlichen Schulgärtner kennen (das erinnert an die Halloween-Folge der SIMPSONS, in der Hausmeister Willy den Freddy spielt), der jedoch scheinbar ein Doppelleben führt und pädophil ist.
Dabei lässt uns der Film lange Zeit im Unklaren, ob Freddy tatsächlich schuldig war oder unschuldig getötet wurde. Interessant ist in jedem Fall, dass man Krueger in Rückblenden lebend und somit ohne seine markanten Brandnarben sieht.
Make Freddy evil again
Über die Darstellung des Freddy wurde im Vorfeld viel gesprochen. Für die alten Fans ist Originaldarsteller Robert Englund der einzig wahre Freddy Krueger. Wie zu hören war, hatte Englund aber kein Interesse, nochmals den Messerhandschuh überzuziehen und so verkörpert diesmal Jackie Earle Haley (WATCHMEN, SHUTTER ISLAND) den Bösewicht, wobei auch das Äußere von Krueger etwas modifiziert wurde. Ja, Englund ist nun mal das Original, das die Messlatte auflegt, ist man aber fair genug beide Filme für sich zu betrachten, fällt es deutlich schwerer einen Favoriten zu benennen.
Insbesondere in den zahlreichen Fortsetzungen hat Freddy an seiner Boshaftigkeit verloren, an deren Stelle ein schwarzer Humor trat. Dadurch wirkte Krueger auf den Zuschauer irgendwann nicht mehr unsympathisch genug. Haley spielt die Rolle einerseits straighter und böser, andererseits aber auch menschlicher.
Leider sind nicht alle Versuche etwas zu verändern erfolgreich: 2010 scheinen Teenager bei jeder Gelegenheit einzuschlafen. Der Kampf mit der Müdigkeit war schon 1984 präsent und bei allem Verständnis dafür, dass einem nach vier Tagen ohne Schlaf die Augen zufallen, darf bezweifelt werden, dass dies im Schwimmtraining passiert. Schließlich ist ein Nickerchen im Pool auch ohne einen Wahnsinnigen mit Messer gefährlich.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Remake kein schlechter Film ist, falls man sich bislang nicht mit Freddy Krueger beschäftigt hat. Für Kenner des Originals ist die Neuverfilmung aber kein Muss, da außer zeitgemäßer Optik nichts geboten wird, was besser oder origineller als 1984 wäre.
Regisseur des Remakes ist Samuel Bayer. Der ist vor allem für seine Musikvideos bekannt, drehte mit zahlreichen Größen und setzte u.a. Nirvanas „Smells like teen spirit“ Robbie Williams „Angels“ oder The Cranberries „Zombie“ um. A NIGHTMARE ON ELM STREET blieb bis heute sein einziger Spielfilm.
1984 hieß der Regisseur natürlich Wes Craven, ein Mann, den man kaum mehr vorstellen muss (wer trotzdem noch etwas erfahren will, findet hier mehr über Wes) und der jemand ist, der sein Lebenswerk ins Zeichen des Horrors stellte.
Bayer versteht sicher einem Film eine gute Optik zu verpassen, aber Craven versteht, wie Horror funktioniert.
A NIGHTMARE ON ELM STREET |
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Original | Remake | |
Jahr | 1984 | 2010 |
Budget | ca. 1,8 Mio $ | ca. 35 Mio $ |
Einspielergebnis (USA) | ca. 25 Mio $ | ca. 88 Mio $ |
Bodycount | 4 | 4 |
Bewertung:
A NIGHTMARE ON ELM STREET (1984): 8.5/10
A NIGHTMARE ON ELM STREET (2010): 5.5/10