Interview mit Dieter Laser (The Human Centipede-First Sequence)

Dieter Laser - Thrillandkill (Horrorfilme und Thriller)

Wer den Film THE HUMAN CENTIPEDE schon gesehen hat, der konnte sich von Dieter Lasers schauspielerischen können ein Bild machen. Die Rolle des kranken Arztes Dr. Heiter scheint wie gemacht für den talentierten Herrn. Dabei hat er schon mit dem Schauspielern angefangen, als die meisten von uns noch gar nicht geboren waren. Der in Kiel geborene Schauspieler steht seit Ende der 60er für Fernsehproduktionen (DAS BLAUE PALAIS, TATORT) vor der Kamera. Hinzu kommen zahlreiche Filme (DER UNHOLD, FÜHRER EX) und Theaterrollen. Durch den Film von Tom Six ist Dieter Laser, oder besser gesagt seine Rolle als Dr. Heiter, zum neuen Bösewicht im Horrorgenre aufgestiegen.

Thrill & Kill: Herr Laser, sie sind seit den 60ern als Schauspieler tätig. Überwiegend konnte man sie in TV Produktionen sehen. Wie sind sie zum Schauspielern gekommen?
DIETER LASER: Ich bin unter religiöser Gehirnwäsche aufgewachsen: Ständiges Predigen, Beten und auch Schläge. Die gute Seite davon war die enorme Sprachgewalt der Martin Luther-Bibel, die hat schon sehr früh eine tiefe Liebe zur Deutschen Sprache, zu Poesie und Drama in mir geweckt, und ich wollte schon Schauspieler werden als ich noch gar nicht genau wusste was das eigentlich ist. Dazu musste ich erstmal einen Pakt mit dem Teufel schließen, denn das gewaschene, kindliche Gehirn glaubte natürlich an den ganzen religiösen Terror: Wer Frauen, Literatur, Theater und Kino liebt und vor allem Schauspieler werden will, landet natürlich direkt in der schwärzesten Hölle! Also habe ich mit 14 Jahren einen Vertrag mit dem Teufel gemacht: „Es wird bezahlt – aber gezahlt wird später“. Es folgten Flucht von zu Hause, Gelegenheitsjobs und der langsame Aufstieg von der Strasse zum Statisten, vom Statisten zum Schauspieler.

Thrill & Kill: Was gefällt ihnen mehr. Theater oder Filme zu machen?
D. LASER: Theater ist für mich die Mutter aller Schauspielkunst. Ich habe 14 Jahre lang leidenschaftlich und ausschließlich Theater gespielt, bis bei mir überhaupt der Wunsch aufkam, auch mal im Film zu spielen. Inzwischen gefällt mir Film wesentlich besser, weil mich das „Postdramatische Theater“ zu Tode langweilt. Dennoch kann beides sich gegenseitig grandios aufschaukeln, wenn man das Gelernte vom Film teilweise auch auf der Bühne beherzigt und umgekehrt.

Thrill & Kill: Dass sie ein sehr guter Schauspieler sind, kann man in THE HUMAN CENTIPEDE sehen. Haben sie mit so einem Hype gerechnet?
D. LASER: Ich schaue weder links noch rechts. Weder Redakteure, Quoten, Zielgruppen, Kritiker und ähnliche Lähmungserscheinungen werden berücksichtigt. Zum Glück denken Tom Six und seine Schwester, die Produzentin Ilona Six ganz genau so. Also haben wir auch mit nichts gerechnet. Wir machen unser Ding, let’s rock and roll und schau’n wir mal wie es aufgenommen wird. Wenn dann so ein Hype daraus entsteht ist es natürlich grandios und man wird ganz bescheiden vor Freude.

Thrill & Kill: Wie entstand der Kontakt zu Tom Six?
D. LASER: Tom hat mich in dem Film FÜHRER EX gesehen und gesagt: „Das ist mein Hauptdarsteller!“. Wir haben uns an einem schönen Sonntag Vormittag im Berliner Hilton getroffen, und er hat mir in 90 Minuten Echtzeit den ganzen Film erzählt. Ich war von seiner Leidenschaft und Genauigkeit so fasziniert, dass ich mit Ilona Six auf der Stelle den Vertrag gemacht habe.

Thrill & Kill: Was haben sie gedacht, als sie das Drehbuch zum ersten mal gelesen haben?
D. LASER: Als das Drehbuch kam hab ich Schiss bekommen – ich hatte bei Toms Erzählung nur die Bilder des Films vor mir gesehen, nicht aber das, was sich im Kopf des Zuschauers abspielt und das war mir peinlich und machte mir Angst. Dann hab‘ ich in der Rolle des Dr. Heiter den Nazi entdeckt und Tom gefragt ob ich ihm den Vornamen Josef geben darf, nach seinem „Vorgänger“ dem SS-Arzt Dr. Josef Mengele der ja auch mit Zwillingen experimentiert hat und als das klar war und Tom mir für diese Interpretation Grünes Licht gegeben hatte, einen „Analfixierten“ Nazipsychopaten der Lächerlichkeit preiszugeben, da war mir gar nichts mehr peinlich und die Angst war verflogen.

Thrill & Kill: Wie waren die Dreharbeiten?
D. LASER: Das reine Vergnügen, ein riesiger ernsthafter Spaß, voll geknallt mit pechschwarzem Humor. Tom hat die seltene Fähigkeit genau zu wissen was er will und gleichzeitig dem Schauspieler enorm viel Freiheit zu schenken, und Ilona weiß genau was Schauspieler brauchen, um entspannt arbeiten zu können – und deshalb haben viele Szenen auf Anhieb geklappt, und ich habe mich zu erstaunlich viel Improvisationen hinreißen lassen können.

Thrill & Kill: Bis jetzt lief THE HUMAN CENTIPEDE in Deutschland nur auf dem Fantasy Filmfest 2010. Nun wird der Film wahrscheinlich demnächst veröffentlicht. Warum hat es so lange gedauert?
D. LASER: Das weiß ich nicht. Ich vermute ganz normale Deutsche Feigheit, die jetzt endlich auch ein bisschen am Welterfolg mitknabbern möchte.

Thrill & Kill: In Amerika hat der Film schon viele Preise gewonnen. Vor allem Dr. Heiter wird als Bester Bösewicht gefeiert. Diese Rolle werden sie wohl nicht mehr los. Was macht Dieter Laser um abzuschalten?
D. LASER: Während Dreharbeiten schalte ich nie ab. Deshalb fallen mir kleine Rollen so schwer, weil es total lächerlich ist für eine kleine Rolle den ganzen Tag „den Motor laufen zu lassen“. Wenn ich nicht drehe oder Theater spiele, versuche ich nicht zuviel zu rauchen, nicht zuviel zu trinken, nicht zuviel TV zu schauen und wenigstens ein bisschen Sport zu treiben. Erst mit der nächsten Rolle fällt Disziplin wieder ganz leicht.

Thrill & Kill: Haben sie einen Lieblingshorrorfilm?
D. LASER: Das Schweigen der Lämmer!

Thrill & Kill: Was sagen sie dazu, das THE HUMAN CENTIPEDE 2 in England verboten wurde?
D. LASER: Schade für die Britischen Zuschauer – weltweite Werbung für den Film.

Thrill & Kill: Wird man Dr. Heiter noch mal wiedersehen?
D. LASER: Ich weiß es nicht. Er ist ja schließlich tot. Wenn Tom ihn auferstehen lässt, dann gewiss auf sensationelle weise und außerhalb jedes Klischees.

Thrill & Kill: Wo kann man sie in Zukunft sehen? Haben sie irgendetwas in der Mache?
D. LASER: Ich bin in „Pre-Production“ involviert – mehr darf ich nicht sagen.

Thrill & Kill: Vielen Dank, das sie sich die Zeit genommen haben. Wir wünschen ihnen alles Gute für die Zukunft.
D. LASER: Herzlichen Dank. Ihnen und Ihren Lesern nur das Beste und nur vom Allerfeinsten!

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