Was ALIENS – DIE RÜCKKEHR von vielen anderen Fortsetzungen unterschied, ist der Umstand, dass der Film nicht versuchte eine Kopie des Originals zu sein, sondern die angefangene Geschichte inhaltlich weiterführte und zeitglich einen anderen (actionlastigeren) Stil etablierte als der dunkle, trostlose Vorgänger.
Inzwischen sind wir beim sechsten Teil des Franchise‘ angelangt (die ALIENS VS. PREDATORS – Schinken nicht mitgezählt) und lobenswerterweise versucht man noch immer Neues zu erzählen.
Nicht nur das, wo andere Filmreihen oftmals billiger werden und irgendwann nur noch als Straight-to-Heimkino erscheinen, lief ALIEN: COVENANT im Kino, wurde mit stattlichem Budget produziert und auf dem Regiestuhl sitzt einmal mehr Ridley Scott.
Was soll also schief gehen?
Ein Indiz für Chaos ist oft eine große Anzahl von Drehbuchautoren und in diesem Fall haben derer vier am Skript mitgearbeitet.
Während zwei von ihnen die Story zugeordnet wird, sprich das grobe Gerüst, haben zwei andere das Drehbuch ausgearbeitet….und dort beginnen die Probleme. Die Rahmenhandlung soll die Brücke vom Prequel PROMETHEUS hin zu ALIEN schlagen. Das ist nicht abschließend der Fall, war aber sicher auch Teil des Plans, hier gibt es also keine Kritik zu üben.
Ripley reloaded
Schwächen zeigen sich bei vielen der Einzelszenen. Ganz offensichtlich haben die Autoren nämlich die ALIEN-Filme gesehen (wer hat das nicht?) und waren der Ansicht bei jeder Gelegenheit lustige Referenzen einfließen lassen zu müssen.
Das reicht von einem „Trinkvogel“, wie er in ALIEN auftauchte, bis zur Hauptfigur. An wen erinnert mich die junge Frau mit dunklen, kurzen, wuscheligen Haaren, die ein Unterhemd trägt und Außerirdische ins Weltall schleudert nur? Sie nutzt sogar die gleichen Worte wie einst Ripley!!
Spätestens hier wird klar, das ALIEN: COVENANT doch ein Aufguss ist und so wie Bruce Willis wohl bis ans Ende seiner Tage „Yippie Yah Yeah Schweinebacke“ aufsagen muss, muss auch im ALIEN – Universum alles nach Plan laufen.
Andererseits ist es aber so, dass man neue Ideen einführt, die wiederum mit den bisherigen nicht harmonieren. Warum braucht es beispielsweise noch die Facehugger um Menschen zu „schwängern“, wenn sich die Fortpflanzung auch über einen nahezu unsichtbaren „Nebel“ erheblich einfacher vollziehen lässt?
Die Idee hierzu ist überhaupt nicht übel, nur unpassend.
ALIEN: COVENANT enthält Flöten und Effekte
Und dann sind da noch flötespielende Androiden.
Wer PROMETHEUS näher steht als ALIEN, hat an der Szene womöglich nichts auszusetzen, für mich persönlich war sie jedoch mindestens fragwürdig.
Auf der Haben-Seite verbucht ALIEN: COVENANT aber auch jede Menge Action. Automatische Waffen gegen Xenomorphe, aufplatzende Rücken und Bäuche, explodierende Raumschiffe, hochaggressive Säure und und und…
Insgesamt sehr solide, doch unterstützt wird das Ganze zeitgemäß durch CGI, nur dass das CGI teilweise überhaupt nicht zeitgemäß wirkt.
Leute, wir sind doch nicht mehr 1986, wo der Raumgleiter, der die Marines absetzte, eben etwas ungelenk aussah. Kann man Computereffekte 2017 nicht besser umsetzen?
Man mag bei dem ähnlich gelagerten LIFE bemängeln, dass die die Effekte als computergeneriert zu erkennen sind, trotzdem wirkten sie deutlich professioneller als das was COVENANT auftischt, gerade wenn man an das frisch geschlüpfte Alien-Baby denkt, das leider in aller Deutlichkeit gezeigt wird.
Ridley Scott fängt in diesem Film viele optisch beeindruckende Augenblicke ein, da ist es umso schlimmer, dass man den edlen Look wieder mit schwachen FX zerstört.
Dahingegen fällt es weniger ins Gewicht, dass (Achtung Spoiler) absehbar ist, wer von den identischen Androiden den Kampf gegeneinander gewinnt oder dass ein solch perfekter Organismus wie der Xenomorph tölpelhaft genug ist, sich selbst an einer Baggerschaufel aufzuspießen. Letzteres ist zumindest der dümmste Tod eines Antagonisten seit dem Hai in THE SHALLOWS.
Fazit zu ALIEN: COVENANT
Bei allen kritischen Worten, ist es nicht so, dass ALIEN: COVENANT unschaubar wäre.
Einige gute Schauspieler, ein guter Regisseur und ein handwerklich insgesamt solider Gesamteindruck gleichen manche Schwäche wieder aus.
Trotzdem bleibt das Gefühl, dass nicht nur viele Köche den Brei verdorben haben und mit einem 100 Mio-Budget mehr zu holen wäre, sondern auch die Gewissheit, dass Scott lieber die PROMETHEUS-Schiene weiterverfolgt hätte, statt wieder auf ALIEN zu machen.