Review: MEIN FREUND DAHMER (2017)

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Redaktion: 7.0

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5.4/10 (9)

Darsteller: Ross Lynch, Alex Wolff, Anne Heche
Regie: Marc Meyers
Drehbuch: Marc Meyers, John Backderf
Länge: 107 min
Land:
Genre: , ,
Veröffentlichung: 04. August 2023 (DVD+BD)
Verleih/ Vertrieb: Capelight
FSK: ab 16

Jeffrey Dahmer ist einer der bekanntesten Serienmörder.
Bücher wurden über ihn geschrieben, Dokus, Spielfilme und Serien gedreht.
Trotzdem hat MEIN FREUND DAHMER einen besonderen Platz, denn er beruht auf der Graphic Novel von John Backderf, der darin seine autobiographischen Erinnerungen an seine Jugend mit Jeffrey Dahmer aufarbeitete.

Worum geht es in MEIN FREUND DAHMER?
Jeffrey Dahmer ist auf den ersten Blick ein normaler Teenager in einer Kleinstadt in Ohio.
Er hat wenige Freunde, was auch daran liegen dürfte, dass sein ungewöhnliches Hobby das Auflösen  überfahrener Tiere in Säure ist. Auch im Elternhaus fühlt er sich aufgrund der Trennung seiner Eltern alleine.
Als der introvertierte Jeff erkennt, dass er mit Unfug Aufmerksamkeit erhält, findet er Anschluss an eine Gruppe Mitschüler. Doch gleichzeitig wächst in ihm eine dunkle Seite an.

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Wenn ein Film schon 2017 gedreht wurde, aber erst 6 Jahre später erscheint, spricht das oft gegen die Qualität des Werks. MEIN FREUND DAHMER machte aber erst mal eine ausgiebige Runde über diverse Festivals und vielleicht schien ein Drama über die Jugendjahre eines der bekanntesten Serienmörders für viele Label auch nicht spannend genug.

MEIN FREUND DAHMER ist Coming-of-age, er ist Drama, er ist Biografie, aber er ist gewaltfrei

Und tatsächlich sollten Schaulustige weitergehen, denn trotz seiner Hauptfigur zeigt er quasi keine Gewalt.
Hinzu kommt, dass in der zwischenzeitlich erschienenen Serie DAHMER von 2022 auch das Kapitel seiner Jugend abgedeckt wurde und es daher keine wesentlichen Neuigkeiten enthält.

Dafür geht MEIN FREUND DAHMER der Frage nach, die sich Backderf und alle anderen, die Dahmer kannten, sicher oft anhören mussten: „Wie war der so?“
Dass sich der Film damit beschäftigt, ist als Vorwissen ebenso relevant, wie zu wissen, wen wir hier eigentlich sehen. Denn falls jemand noch nie von Dahmers Taten gehört hat, wirkt das Werk fast führungslos.
Weiß man das aber, ist das Bild das beim Sehen entsteht, vielleicht verstörender als jemanden zu erleben, der sofort als Monster erkennbar wäre.

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In einer Szene sagt Jeffs Vater zu ihm, dass er in einem Sohn ein Stück weit sich selbst erkennt und nicht möchte, dass er so ist. Und sicher erkennen auch zahlreiche Zuschauer ein Stück Dahmer in sich. Sei es das schüchterne, nerdige Verhalten, der unbeholfene Umgang mit Sexualität in jungen Jahren, die Einsamkeit unter Menschen oder der Wunsch dabei zu sein, auch wenn man sich dafür zum Deppen machen muss.

Dahmer wird als Mensch gezeigt

Es ist aber auch die Ambivalenz, auf die hier eingegangen wird.
Jeff schafft es einerseits trotz bereits erkennbarer homosexueller Neigungen, ein Mädchen zum Schulball einzuladen. Ihm gelingt durch ein Telefonat, dass seine Freunde und er ins Büro des US-Vizepräsidenten eingeladen werden. Er ist aber auch der Typ, der sich dabei filmen lässt, wie er in einer Mall einen spastischen Anfall simuliert oder auf einem Schulausflug laut darüber nachdenkt, ob die inneren Organe seines schwarzen Zimmergenossen anders aussehen.

All das mag keine Hochspannung bieten, aber wie DAHMER zeigt auch MEIN FREUND DAHMER einen in dieser Lebensphase bemitleidenswerten Menschen.
Dieser wird in diesem Fall von Ross Lynch (CHILLING ADVENTURES OF SABRINA) gespielt.
Lynch hat vielleicht nicht ganz die Klasse eines Evan Peters, der in DAHMER den Part übernahm, macht seine Sache aber trotzdem gut.

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Alex Wolff, bekannt aus HEREDITARY oder PIG, spielt übrigens John Backderf, dessen zeichnerisches Talent schon damals durchschlägt und der gleichzeitig eine der Personen ist, die dem unnahbaren Jeff relativ nahe sind…wenngleich auch ihm manchmal mulmig in Dahmers Gegenwart wird.

Fazit:
Es ist zu befürchten, dass MEIN FREUND DAHMER durch die ausführliche Aufarbeitung des Lebens von Jeffrey Dahmer in den letzten Jahren, zu spät kommt und damit untergeht. Wer sich als True Crime Fan jedoch nicht ausschließlich für die Taten, sondern auch die Täter und deren Hintergründe beschäftigt, sollte sich den Film ansehen. Jeff wird dabei nicht gloriziziert, aber doch als Mensch dargestellt.

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