Regisseurinnen haben im Horrorfilm in den letzten Jahren gewaltig zugelegt. Musste man vor wenigen Jahren noch mit der Lupe suchen, nehmen inzwischen deutlich mehr Damen auf dem Regiestuhl Platz.
Da bietet es sich natürlich an, dass das ureigene weibliche Hexen-Thema ebenfalls von einer Frau übernommen wird.
Das tut bei THE ONES YOU DIDN’T BURN Elise Finnerty und die Newcomerin ist gleichzeitig für Regie, Drehbuch, Produktion und Schauspiel verantwortlich.
Worum handelt THE ONES YOU DIDN’T BURN?
Nach dem Suizid ihres Vaters kehren die Geschwister Nathan und Mirra in ihre Heimat zurück. Der verschickte vor seinem Tod einige kryptische Sprachnachrichten. Vor Ort müssen sich Bruder und Schwester nicht nur um das Erbe der Farm kümmern, sondern auch um die dunkle Vergangenheit der Familie.
Der Filmtitel und die ersten Minuten verraten zwar noch nicht alles, deuten aber doch in aller Deutlichkeit an, worum es geht.
„We are the granddaughters of the witches you couldn’t burn” ist heute ein gerne genommener Spruch für Shirts und Aufkleber und den Titel darf man als Variante hiervon verstehen. Wenn dann der verstorbene Vater davon spricht, dass die Familie jemanden tötete und er nun Rache fürchtet, hat man schnell eine Idee, wohin die Reise inhaltlich geht.
THE ONES YOU DIDN’T BURN verrät sich früh
Es sagt jedoch noch nichts über die Ausrichtung des Films aus, der sich als ruhiger Vertreter vorstellt.
Dezente bis eindringliche Musik, Zeitlupenaufnahmen und sanfte Überblendungen sorgen mehr für Stimmung als für Aufregung. Adrenalinschübe durch aufdringliche Jumpscares finden sich hier nicht.
Trotzdem scheint Nathan an Alpträumen zu leiden und die beiden Schwestern, die sich in der Vergangenheit um die Farm kümmerten, beginnen Mirra in ihren Bann zu ziehen.
Aus Sicht des Horrorfans ist wohl eine Szene, die an THE RING erinnert, die prägnanteste. Zwar kriecht hier keine Frau aus dem Fernseher, dafür aber aus dem Wasser und Nathan muss sich daraufhin ein Bündel Haare aus dem Mund ziehen.
Auch THE BOOGEYMAN hat diese Szene zuletzt entliehen, dennoch ist sie symptomatisch für eine gewisse Einfallslosigkeit, die THE ONES YOU DIDN’T BURN anhaftet und ihn obendrein orientierungslos erscheinen lässt.
Da ist ein bisschen Drama, viel Mystery, aber man versucht auch Horror und trotzdem wirkt er mit der höchst knappen Laufzeit von etwa 70 Minuten zu lange.
Viel Stimmung und etwas THE RING
Elise Finnerty hätte vielleicht doch gut daran getan, einige Geheimnisse erst im Laufe der Handlung zu lüften, wenn diese Handlung primär aus dem Entblättern dessen besteht, was wir Zuschauer uns ab Minute 2 zusammenreimen konnten.
Auch darüber hinaus zeigt der Film Anfängerfehler und fehlendes Budget.
Es gibt keinen Grund für wacklige Kameras und das schauspielerische Talent ist überschaubar.
Einen Pluspunkt macht die nachdenkliche, melancholische Atmosphäre aus.
Die alleine wirkt hier aber keine Wunder und in Summe wirkt THE ONES YOU DIDN’T BURN nicht wie ein kurz geratener Langfilm, sondern wie ein überlanger Kurzfilm, der mit ein paar einfachen Kniffs mehr aus sich hätte machen können.