Die Zahl der in Deutschland beschlagnahmten Filme wird stets kleiner. Einer, der aber noch aus dem Verkehr gezogen ist, ist TRAIN.
Der hat zwar auch eine FSK 18 – Fassung, dieser fehlen aber über 6 Minuten.
Im Umkehrschluss kann man sich ausmalen, dass FSK 18 + 6 Minuten Gewalt ordentlich abliefern.
Wir haben uns mal beide Varianten angesehen.
„Krank wie SAW, Hart wie HOSTEL, Blutig wie REC“ verspricht das Cover von Train vollmundig.
Wer sich mit den Großen vergleicht, muss sich auch gefallen lassen, dass der Zuschauer das Gleiche macht. SAW, HOSTEL und REC zählen zu den prominenten und besseren Filmen der gewalttätigen Nuller Jahre und man kann schon mal vorwegnehmen, dass sich TRAIN an dieser Messlatte die Zähne ausbeißt.
TRAIN macht auf dicke Hose…
Aber schauen wir uns mal an, wie krank, hart und blutig der Film ist:
Krank wie SAW – Zunächst mal hat TRAIN nicht viel mit den abgefahrenen Ideen und Überraschungen von SAW gemein, sondern ist ein recht straight erzählter Streifen, in dem einige junge Menschen auf den falschen Zug nehmen, in dem Organhändler ihr Unwesen treiben.
Hart wie HOSTEL – HOSTEL ist ohne jeden Zweifel das große Vorbild von TRAIN. War der Schauplatz für Eli Roth‘ Torture Porn noch die Slowakei, hat man diesmal gleich den Zug gen Ukraine genommen. Wieder haben wir es mit jungen partywütigen Amerikanern zu tun, die nicht in einem Stück nach Hause zurückkehren.
Blutig wie REC – So irrsinnig blutig war REC bei aller vorhandenen Qualität nicht. Wohlwollend kann man TRAIN daher attestieren, dass er zumindest blutiger ist als REC.
Hier stößt aber die geschnittene Version natürlich schnell an ihre Grenzen. Es wird gesägt, geschnitten und zertrennt…aber leider bleibt dem Zuschauer das vorenthalten, weil das Messer nicht von den Übeltätern im Film sondern von der Zensur geführt wurde. Die 6 fehlenden Minuten sind genug, um den Streifen zu entstellen. Wenn man sich als Zuschauer mehrfach fragt, ob man etwas verpasst hat und nicht mehr nachvollziehen kann, wie es zur aktuellen Szene kam, macht das keinen Spaß.
Wer die ungeschnittene Variante sieht, bekommt zwar mehr Input, was aber nicht bedeutet, dass der Streifen dadurch sinnvoller wäre.
Wie HOSTEL mit Bahncard 25
Wer mal im ICE zwischen Göttingen und Hannover versucht hat eine Herztransplantation durchzuführen, weiß was gemeint ist.
Das Einzige, was wackliger ist als der Zug, dürfte die auf Action getrimmte Kamera sein. Wenn man sich die brachiale Vorgehensweise der Herren Chirurgen ansieht, fragt man aber ohnehin, wie sich herausgerissene Augäpfel wiederverwerten lassen sollen.
Was es in der Komplettfassung aber eben natürlich gibt, ist Brutalität.
Diese fällt aber mehr durch ihre Selbstgefälligkeit, als durch ihre Kreativität oder Einzigartigkeit auf.
Da die Figuren meist passiv und nicht interessant oder sympathisch genug sind, um mit ihnen zu fiebern und die Effekte zwar ok, aber nicht überragend sind, bleibt man als Betrachter immer am Bahnsteig stehen.
Mich persönlich hat die Szene, in der eine der Frauen von vier Soldaten verschleppt wird und man ihr drohendes Schicksal nur erahnen kann, jedenfalls mehr beschäftigt, als die pure Aneinanderreihung von Gore-Sequenzen.
Gut gelungen sind hingegen die vielen kleinen Szenen im Zug, in denen eine Reihe von Menschen vorgestellt werden, die unter einem Gebrechen leiden, wodurch dem Zuschauer klar wird, wen die wandelnden Ersatzteillager bedienen sollen: normale Menschen, die womöglich nicht einmal wissen, woher die Organe kommen, die aber sicher alles dafür tun würden, um ihr eigenes Leben zu verlängern oder auch nur zu verbessern.
Die schauspielerische Leistung ist mittelprächtig, wobei in einem Film wie Train natürlich nicht die große Klasse gefragt ist. Hauptdarstellerin ist Thora Birch, die als Kind/Jugendliche in bekannteren Filmen wie DAS KARTELL oder AMERICAN BEAUTY auftrat, später aber auch häufiger in Horrorfilmen, wie THE HOLE oder DEADLINE zu finden war.
TRAIN ist eine fahrende Reisewarnung, stumpf-blutig wie HOSTEL, aber eben auch nicht mehr als eine rollende Kopie, allerdings immer noch weniger stupide wie KILLER INK.
PS: die Punktebewertung bezieht sich auf die ungeschnittene Variante.