True Crime und deren Ableger sind bei Netflix ein gern gestreamtes Subgenre. Serienmörder bilden einen Großteil der beliebten Dokus Serien oder Filme. Mit DAHMER – MONSTER: DIE GESCHICHTE VON JEFFREY DAHMER landete der Streamingdienst nun einen Volltreffer und erntet Lorbeeren. Zu Recht!
Die Story von DAHMER
Evan Peters spielt Jeffrey Dahmer. Und damit beginnt die Geschichte eines der berüchtigtsten Serienmörder Amerikas. Größtenteils wird aus der Sicht von Dahmers Opfern erzählt und es wird tief in die Inkompetenz und Apathie der Polizei eingetaucht, die es dem in Wisconsin geborenen Mann ermöglichte, mehrere Jahre lang zu töten.
Jeffrey Dahmer
Es ist beinahe unnötig zu erwähnen, wer Jeffrey Dahmer war. Denn sein Ruf als Monster eilt ihm voraus. In DAHMER – MONSTER: DIE GESCHICHTE VON JEFFREY DAHMER wird sein ganzes Leben, beginnend in der Kindheit, erzählt. Im Vorfeld wurden Stimmen laut, die eine Serie für überflüssig hielten, andere gaben zu bedenken, dass eine Glorifizierung stattfinden könnte, oder diese Geschichte ein Schlag in die Magengrube der Opferfamilien darstellt.
Das meiste davon kann als Blödsinn abgetan werden, denn Ryan Murphy hat kein Interesse daran gehabt, den Familien zu schaden, oder ein Monster in den Himmel zu heben.
Biografie oder fiktive Zusammenhänge?
Die Recherchearbeit für das Drehbuch muss enorm gewesen sein, denn kaum eine Serie der letzten Jahre ging auf so viele Details einer wahren Geschichte ein wie DAHMER – MONSTER: DIE GESCHICHTE VON JEFFREY DAHMER.
Neben Jeffrey selbst, dessen Morde zwar nicht mit Close Ups gezeigt werden, aber dennoch an Grausamkeit nicht sparen, bekommen wir weitere Personen vorgestellt. Und erhalten einen tiefen Einblick in die Familiengeschichte des Serienmörders. Könnte man zu Beginn noch dem Denken verfallen, dass hier nur wieder eine Rechtfertigung für sein späteres Handeln gesucht wurde, verblasst dies im Verlauf.
Jeffreys Kindheit war geprägt von unerfüllten Gefühlen, Bedürfnissen und allem anderen, was normal sein sollte, in einer guten Kindheit. Dies wird uns haarklein erzählt, ungeschönt und ohne jede Gnade. Es mag Passagen geben, die hinzugedichtet wurden, allerdings sieht man in einigen Netflix-Dokus weitaus mehr Mumpitz, der nur darauf aus ist, schlagzeilenträchtiges Programm zu schmieden.
Die Opfer
1991 war es wesentlich schwieriger, einen Partner zu finden, wenn man Homosexuell war. Jeffrey Dahmer liebte Männer, und begab sich an einen der wenigen Orte, wo er Gleichgesinnte treffen konnte. Dieser Ort war eine Schwulenbar in Milwaukee, der Club 219. So wie dieser in DAHMER – MONSTER: DIE GESCHICHTE VON JEFFREY DAHMER dargestellt wird, gab es ihn real.
Laut einem Bericht des Wisconsin LGBT History Project wurde der Club 219 im Januar 1981 geöffnet und etablierte sich als Schwulenclub in Milwaukee, bis er 1984 von einer anderen Schwulenbar, dem La Cage Aux Folles, abgelöst wurde. Der Club 219 war also beliebt und immer gut besucht, traurige Berühmtheit erlangte er später leider, nachdem Dahmer 1991 dort Stammgast wurde.
Ein ehemaliger Club 219-Gast erzählte in diesem Bericht: Eines Abends sagte ein Typ ‚Hi‘ zu mir. Ich bin weggegangen, weil er stank. Später erfuhr ich, dass diese Person Jeffrey Dahmer war.
Aus jenem Club zerrte Dahmer nun also regelmäßig seine Opfer. Mit der Ausrede, sie nur fotografieren zu wollen, lockte er sie in seine Wohnung, betäubte sie mit Drogen, zerstückelte sie und aß sie zum Teil auf.
Auch wenn es hier um die grausigen Morde geht, bekommen die Opfer Dahmers die Aufmerksamkeit, die ihnen zusteht. Ihre Namen werden genannt, ihre Leben, wenn bekannt, gezeigt und was wohl am wichtigsten ist, die Fehler der Polizei und anderen Institutionen werden aufgezeigt. Rassismus, Homophobie und Unachtsamkeit prägten die damaligen Ermittlungen, bzw. sorgten dafür, dass erst ermittelt wurde, als es bereits zu spät war.
Hier sitzt man tatsächlich kopfschüttelnd vor dem Bildschirm und möchte nicht glauben, dass dies die wahre Story ist. In den späteren Folgen von DAHMER – MONSTER: DIE GESCHICHTE VON JEFFREY DAHMER wird selbstredend etwas über die Psyche von Dahmer gesprochen, unter anderem (um nicht zu viel zu verraten, nur dieses Beispiel) kommt Dahmers Fetisch ans Licht, dieser nennt sich Splanchnophilie und beschreibt die Erregung durch Eingeweide von Mensch und Tier.
Exorzisten und gelbe Augen
Jeffrey Dahmer ist Fan von Horrorfilmen, dies wird in einigen Szene klar, vor allem, als er einen seiner Lieblingsfilme, DER EXORZIST 3, anschaut und zu seiner Lieblingsszene spult. Im TV erscheinen nun leuchtend gelbe Augen und kurz darauf sieht man Jeffrey ebenfalls mit gelben Kontaktlinsen. Dahmer selbst erklärt, warum er diese trägt:
Sie sehen aus wie die des Imperators aus STAR WARS, sie geben mir ein Gefühl von Macht und Kontrolle.
Letztlich sind es immer die Bösen, die gelbe Augen besitzen, dabei ist es egal ob Serienmörder, Vampir oder Dämon. Dahmers Faszination für böse Mächte war also schon nicht mehr als normal anzusehen.
Evan Peters
Fans des AHS-Stammschauspielers wussten es schon lange, er ist die perfekte Besetzung für Jeffrey Dahmer. In dem ohnehin grandiosen Set, welches so traurig, dreckig und trostlos wirkt, spielt dieser Mann um sein Leben, und man ist fast geneigt, ihm sein normales Menschsein abzuerkennen. Evans Schauspiel schafft es, dass die gern genutzte Phrase Mut zur Hässlichkeit, bei unbequemen Rollen, eine neue Bedeutung bekommt. Nach dieser Leistung sollten dem noch jungen Schauspieler verdammt viele Türen offen stehen.
Rekord für Netflix
DAHMER – MONSTER: DIE GESCHICHTE VON JEFFREY DAHMER beschert Netflix nun auch einen Rekord, denn die Serie wurde in der ersten Woche sagenhafte 196,2 Millionen Stunden gestreamt. Das ist der erfolgreichste Serienstart des Streamingdienstes.
Fazit zu DAHMER – MONSTER: DIE GESCHICHTE VON JEFFREY DAHMER
Mit zehn Folgen, bei denen fast jede eine Stunde Laufzeit hat, bekommen wir eine detailreiche True Crime Serie, die wohl eine Weile ihresgleichen suchen wird. Ohne große Blutmengen und unnötige Goreeinlagen wird die grausige Lebensgeschichte eines Serienmörders spannend und aufschlussreich erzählt. Hier kann man nur sagen: Well done!