1899 ist die neue Serie von dem deutschen Showrunner-Team Baran Bo Odar und Jantje Friese. Wie bereits die vorherige Serie der beiden, DARK, ist 1899 ist eine Netflix-Produktion und der Streamingdienst hat 48 Millionen Euro in die Produktion gesteckt. Nachdem DARK relativ überraschend auch international beliebt wurde ist es nicht verwunderlich, dass Netflix Friese und Odar erneut mit der Umsetzung einer mysteriös anmutenden Serie betraut. Ähnlich wie bei DARK wird die Handlung von Folge zu Folge verworrener, großer Unterschied ist jedoch, dass die Besetzung sehr international ist und eine Vielzahl von Sprachen gesprochen wird. Um dies zu erleben, empfiehlt es sich allerdings die Serie im Originalton zu schauen.
Inhalt von 1899
Der große Überseedampfer Kerberos befindet sich im Oktober 1899 auf dem Weg von England nach New York. An Bord sind viele Leute verschiedenster Nationalitäten. Auf der Brücke des Schiffes trifft eine mysteriöse Nachricht ein, die nur Koordinaten beinhaltet. Da 4 Monate zuvor das Schwesterschiff der Kerberus, die Prometheus, auf derselben Strecke verschollen ist, entscheidet der Kapitän, dass sich der Dampfer auf den Weg zu den genannten Koordinaten macht. Dort wartet aber nur ein komplett leeres Schiff und ein mysteriöser Junge. Maura und der Kapitän Eyk versuchen das Mysterium zu lösen.
Resümee zu 1899
Die Handlung von 1899 ist komplex. Wer sich an der Serie versucht, sollte das Handy am besten liegen lassen und sich komplett auf die erzählte Geschichte konzentrieren. Es gibt einige Details zu entdecken, die erst im weiteren Verlauf der Serie Sinn machen und dann zu einem Aha-Moment führen. Das kann Spaß machen, allerdings muss man sich darauf einlassen können. Zunächst nehmen die Merkwürdigkeiten von Folge zu Folge zu und es dauert bis zur achten und letzten Episode, bis man zumindest ein paar Erklärungen für die mysteriösen Vorkommnisse erhält und trotzdem bleiben viele Fragen offen. Damit ist 1899 mehr im Mysterybereich anzusiedeln, die Thriller-Elemente halten sich meist eher im Hintergrund.
Die Serie versteht es die Folgen derart zu gestalten, dass man am Ende direkt am liebsten die nächste Folge sehen will. 1899 eignet sich also ganz hervorragend zu einem Tag Bingewatching an einem kalten und ungemütlichen Tag. Der Spannungsbogen der Serie ist demnach gut aufgebaut und hält sich auch die meiste Zeit über.
Die Serie hat sehr viele Charaktere, die alle eine bewegte Vergangenheit haben. Dadurch springt die Erzählung immer ein wenig von Person zu Person, wobei klar ist dass Maura die Protagonistin ist. Man lernt immer mal wieder etwas Neues über einzelne Personen, allerdings merkt man am Ende der Staffel, dass all diese Einzelheiten eigentlich verschenkte Zeit gewesen sind. In diesem Fall mag der Satz die Reise ist das Ziel gelten, aber irgendwie lässt dieser Umstand trotzdem einen unschönen Beigeschmack. Wobei natürlich möglich ist, dass mögliche folgende Staffeln diese Charaktere wieder aufgreifen und ihre Geschichten nicht nur schönes Füllwerk der ersten Staffel gewesen sind.
Die einzelnen Folgen sind mit etwa 55 Minuten etwas lang für den Inhalt der letztendlich gezeigt wird und hätten gut um 10 Minuten gekürzt werden können.
1899 ist viel in virtuellen Kulissen gedreht worden. Hierbei werden die Szenen vor LED-Wänden gedreht, so dass eine digitale Umgebung entsteht. Tatsächlich ist dies die erste Serie in Europa, die auf diese Weise produziert wurde – und teilweise sieht man es. Zum großen Teil sehen die Bilder überzeugend aus, aber ab und an fällt auf, dass die Schauspieler*innen nicht wirklich auf einem großen Schiff unterwegs sind, sondern vor einer virtuellen Kulisse spielen.
Der Soundtrack von 1899 fügt sich gut in das Geschehen ein und kann zu der mysteriösen und düsteren Atmosphäre beisteuern.
1899 ist eine Mystery-Thriller-Serie, deren Fokus mehr auf Mystery liegt. Die Handlung wird von Episode zu Episode verworrener, kann dadurch aber auch den Spannungsbogen halten. Wem DARK gefallen hat wird wahrscheinlich auch Gefallen an 1899 finden, wer eine knallharte Thriller-Serie erwartet wird eher enttäuscht.
https://youtu.be/I82-PXjqols