Es gibt Filme, die ganz und gar auf Story setzen; es gibt Filme, die mit gewaltigen Effekten überzeugen und dann gibt es Filme wie THE OUTWATERS, der aus Chaos Atmosphäre zieht.
Was ist die Story von THE OUTWATERS?
Vier Freunde machen einen Campingtrip in der Mojave-Wüste. Doch dort ist der Wahnsinn zuhause.
Tja, manchmal kann man es kurz machen. Aber selbst, wenn wir jede Szene 1:1 wiedergeben würden, würde das nur wenig mehr auf THE OUTWATERS einstimmen.
An dieser Stelle könnten wir auch einfach das Review beenden und auf den Trailer verweisen, der nicht spoilert, aber trotzdem einen genauen Einblick gibt, was uns mit THE OUTWATERS erwartet.
Ein paar Eckdaten können aber nicht schaden:
So beginnt der Film höchst bedrohlich, nämlich mit einer Aufzeichnung eines Notrufs. Die Personen, die diesen Notruf ausgelöst haben und in Panik durcheinanderreden sehen wir als Foto zusammen mit dem Tag ihres Verschwindens eingeblendet.
Danach geht es aber freundlicher, nämlich mit ein paar Einblicken in das Leben der vier Camper weiter. Spoiler: es sind die gleichen Menschen, die wir eben auf den Fotos sahen.
Die Vorzeichen stehen also auf BLAIR WITCH PROJECT und man weiß nach wenigen Minuten, dass das alles kein gutes Ende nehmen wird.
Passenderweise wird THE OUTWATERS im Found Footage – Design erzählt, was 2022 selten geworden ist.
Erwähnenswert ist, dass die Menschen im Film ohne das nervige Getue dargestellt werden, mit in dem man junge Leute in anderen Horrorfilmen oft erlebt.
Ein Unhappy End ist in THE OUTWATERS vorprogrammiert
Was den Film von den meisten anderen Found Footage – Streifen abhebt, ist aber der umfangreiche Einsatz von Musik. Klar, Soundtrack oder Score verbietet sich im puristischen Heimvideo-Findling, aber hier sind die Figuren Musik-affin und reisen mit Gitarre oder hören Songs im Autoradio.
Aber THE OUTWATERS ist ein Werk, dem man es auch verzeihen könnte, wenn die Lieder aus dem Off kämen, weil es sich ohnehin nicht an die Gesetze von Narration oder Physik hält.
Dass Musik Stimmung jeder Art erzeugen kann, ist kein Geheimnis und hier wird die verträumte Laune eines Roadtrips in die magische Tristesse einer Wüste passend untermalt.
Auch visuell gönnt man sich einige Kunstshots, von denen wenige so wirken, als würden sie unmittelbar zur Handlung beitragen oder auch nur mehr sein als hübsche, aber austauschbare Bilder.
All das was bis hierhin passiert, stimmt auf das Kommende ein. Inhaltlich meist nur als Andeutung, atmosphärisch als positives Spiegelbild des nahenden Unheils.
Der Film ist in Kapitel unterteilt, bzw. den Inhalt der gefundenen Speicherkarten. Bei Karte drei / Kapitel drei / Akt 3 (der etwa zur Hälfte beginnt) ist dann die Kacke am Dampfen.
So muss es aussehen, wenn man auf LSD ist und Ctulhu und die Aliens trifft.
Die zweite Filmhälfte ist ein Rausch
Räumliche und zeitliche Orientierungslosigkeit, schräge Töne, Blut, Schlangen, Esel, Sonne, Nacht, Sand und der begrenzte Strahl einer Taschenlampe, der stets die Gänze des Angestrahlten verbirgt, folgen rasch auseinander, bis auch der Zuschauer nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.
Um es klar zu sagen: THE OUTWATERS hat mehr von einem Experiment als einem klassischen Horrorfilm. Das mag ihn für den ein oder anderen interessant machen, der nächste wird sich noch vor dem Abspann einliefern lassen oder abschalten.
Übrigens: Regisseur Robbie Banfitch spielt hier auch die Hauptrolle.
Fazit: Eine atmosphärische, aber horrorfreie erste Hälfte, ein 45-minütiger Alptraum/Trip/Rausch als zweite Hälfte.
Ein Film zum Lieben oder Hassen und nichts für den Mainstream.