Als Kind hat man ein abstrakte Vorstellung, was unterm Bett lauern könnte. Dieser Thematik nahm sich vor einigen Jahren der B-Horrorfilm UNDER THE BED an.
Als Erwachsener weiß man, dass dort nur Wollmäuse oder – wie in SLEEP TIGHT – aufdringliche Hausmeister liegen.
Mit dem japanischen UNDER YOUR BED kommt nun ein liebeskranker Aquaristik-Liebhaber dazu.
Story:
Sein Leben lang wurde Naoto ignoriert. Die Einzige, die in Jugendtagen auch nur seinen Namen nannte, war Chihiro. Zwischen dem schüchternen Jungen und dem hübschen Mädchen entstand eine Freundschaft, aus der mehr hätte werden können…doch es kam anders.
11 Jahre später hat Naoto seine Angebetete noch nicht vergessen und er findet heraus, wo sie wohnt. Da Fische ihr gemeinsames Interesse waren, eröffnet Naoto ein Aquaristik-Geschäft in ihrer Nähe und ist erfreut, als die veränderte Chihiro dort Kundin wird. Wie verändert sie ist, erfährt er aber erst als er sich in ihr Haus und in ihr Leben schleicht und ihren brutalen Ehemann kennenlernt.
Wenn Stalking zum Alptraum des Stalkers wird
Es gibt Menschen, die jeder Gesicht auch nach Jahrzehnten wiedererkennen, aber Chihiro gehört nicht dazu. Obwohl sich Naoto optisch nicht verändert hat und auch andere Gemeinsamkeiten zumindest an ihn erinnern können, hat Chihiro überhaupt keine Ahnung, wen sie vor sich hat.
Kann man glauben oder auch nicht.
Umgekehrt sieht es freilich anders aus und falls daran noch Zweifel bestehen, reicht ein Blick auf das Stalker-Poster der Traumfrau, das sich Naoto aus etlichen A4-Seiten zusammenbastelt, während er sie mit dem Mega-Objektiv beobachtet.
Dabei erzählt er in Zeitlupe aus dem Off…Stundenlang.
Filme mit solchem Voiceover haben oft eine eigene Stimmung. DIE VERURTEILTEN, FIGHT CLUB oder GOODFELLAS sind dafür sicher ausgesprochen positive Beispiele, bei UNDER YOUR BED wäre man schon zufrieden, wenn der Naoto-Sprecher mit doppelter Geschwindigkeit reden würde.
Nichts gegen einen langsamen Aufbau, aber UNDER YOUR BED meint es damit etwas zu gut.
Zwar hat der Film ein paar Entwicklungen auszuweisen, die Charaktere sind aber schnell auserzählt. Sympathisch sind weder Naoto, noch Chihiro und am wenigsten ihr Mann, der schlicht ein Sadist ist, der seinen Jobfrust durch (sexuelle) Gewalt an seiner Frau kanalisiert.
Hiervon wird Naoto Zeuge. Zunächst beim Spannen durchs Fenster, aber auch als er immer wieder unter dem Bett des Paares liegt und den (nicht einvernehmlichen) Sex mitbekommt.
UNDER YOUR BED lässt Realismus vermissen
Irgendwer schrieb laut Trailer, dass UNDER YOUR BED total realistisch sein soll. Das ist der Osterhase zwar auch, trotzdem ist das dummes Gewäsch, denn auch wenn der Film versucht mit dem ernsten Thema häusliche Gewalt zu punkten, ist sowohl die Umsetzung als auch die Figurenzeichnung daneben. Nicht einmal die Brutalität beeindruckt. Am wenigsten kann man aber glauben, dass sich unser Antiheld in dem kleinen Häuschen über eine längere Zeit so frei bewegen kann, ohne nicht rasch entdeckt zu werden.
Sicher, das ist symbolisch dafür zu sehen, dass man ihn nicht wahrnimmt, aber nun mal keineswegs realitätsnah und für einen ausgereiften Film reicht dieser Aufhänger nicht.
Dass UNDER YOUR BED mit einem Film wie SLEEP TIGHT wenig Gemeinsamkeiten außer dem Versteckspiel unter der Matratze hat, kann man ihm schwer ankreiden, er besitzt aber auch kaum Spannung. Dass viele Europäer ein Problem mit dem vermeintlichen Overacting der Japaner haben, kann die Angelegenheit auch nicht verbessern.
Fazit:
Potential wäre dagewesen, wird aber mit unausgegorener Langeweile gebremst.