Hättest du gerne den Schnupfen von Jamie Lee Curtis?
Den Magen-Darm-Virus von Robert Englund?
Oder den Genitalherpes deines Lieblings-Pornostars?
Die Lucas Klinik in ANTIVIRAL bietet ihrer Kundschaft eine besondere Nähe zu ihren Stars und infiziert diese gegen viel Geld mit den Krankheiten der Promis. Dort arbeitet auch Syd March als Verkäufer des ungewöhnlichen Produkts. Aber Syd betreibt nebenbei noch einen Schwarzhandel: er lässt sich selbst die Viren spritzen, trägt sie durch die Sicherheitskontrolle nach draußen und verkauft sie auf dem Schwarzmarkt.
Doch als er sich mit einem vermeintlich harmlosen Virus infizieren lässt, den auch Superstar Hannah Geist in sich trägt, muss Syd feststellen, dass diese kurze Zeit später verstirbt….
Fankult ohne Grenzen
Man kann darüber streiten, ob die Ausgangslage der Story total absurd oder doch gar nicht so weit hergeholt ist.
Natürlich fragt man sich, wer so bescheuert wäre, sich auch nur eine „kleine“ Krankheit wie Grippe spritzen zu lassen und dafür auch noch Geld auszugeben. Wer aber das nächste Mal Camper vor dem Apple-Store sieht oder zuschaut wie auf Conventions dreistellige Beträge für eine Unterschrift auf den Tisch gelegt werden, versteht auch, dass Fan-Kult keine Grenzen kennt.
Weit her geholt wirkt das Ganze dennoch, denn wie kommt man z.B. an den Sabber von Jessica Biel?
Allerdings ist die Geschichte mindestens mal neuartig.
Neu ist aber nicht der Film. ANTIVIRAL entstand bereits 2012 und es wundert aus verschiedenen Gründen, dass er erst jetzt seinen Weg nach Deutschland fand. Zum einen finden sich unter den Schauspielern neben dem omnipräsenten Malcolm McDowell (CALIGULA, CLOCKWORK ORANGE) auch namhaftere jüngere Vertreter wie Caleb Landry Jones (GET OUT, BYZANTIUM) oder Sarah Gadon, die u.a. in DRACULA UNTOLD und MAPS TO THE STARS auftrat.
Der Kreis schließt sich
MAPS TO THE STARS beschäftigt sich nicht nur ebenfalls mit einigen Hollywood-Abgründen, sondern stammt bekanntermaßen von David Cronenberg.
Hier schließt sich gewissermaßen der Kreis, denn ANTIVIRAL kommt von dessen Sohn Brandon Cronenberg.
Man hätte also denken können, dass sich ANTIVIRAL unter diesen Voraussetzungen schneller vermarkten lässt, zumal Filius Brandon offenbar dem Vater hier und da über die Schulter schauen konnte und dessen oft sterilen Stil übernahm und einen (wortwörtlich) blassen Hauptdarsteller vor weiße Wände stellt.
Allerdings ist der Film keinem Genre klar zuzuordnen, was es gerade heutzutage und gerade jungen Filmemachern schwerer macht. Elemente des Horrors, eines Thrillers und Scy-Fi sind ebenso enthalten wie Gesellschaftskritik.
Bodyhorror wird im Hause Cronenberg bekanntlich groß geschrieben und auch hiervon enthält ANTIVIRAL eine Portion, allerdings meist mehr auf mikrobiologischer Basis statt durch drastische Effekte.
Schwerwiegender ist aber die eigentliche Umsetzung, die mit der Interesse weckenden Ausgangslage nicht mithalten kann.
Die Kulissen wirken teilweise billig, einige Szenen unnötig lange und die über 100 Minuten Laufzeit sind sicher 15 zu viel.
Fazit:
Einiges spricht deutlich für ANTIVIRAL, manches dagegen. Die Massen wird man hiermit sowieso nicht begeistern, wer aber mal wieder auf der Suche nach einer „anderen“ Story ist, sollte sich den Film gönnen.