In den letzten Jahren wurde es ruhiger um den deutschen Regisseur Marcus Nispel, der 2003 mit dem Remake von TEXAS CHAINSAW MASSACRE für Aufsehen sorgte, dann das FREITAG, DER 13. Remake nachschob und außerdem mit CONAN und PATHFINDER (beides ebenfalls Remakes) beim Publikum vorstellig wurde.
Mit EXITUS kehrt Nispel zum Horror zurück, drehte damit zum ersten Mal keine Neuverfilmung, schrieb die Geschichte selbst und arbeitete im Vergleich zu den vorherigen Produktionen mit eher kleinem Budget.
Das Ergebnis, soviel sei vorweggenommen, kann sich sehen lassen.
Patrick hilft dem örtlichen Pfarrer bei der Entrümpelung einer alten Irrenanstalt. Das kriegen auch seine Freunde mit und feiern in dem heruntergekommenen Gebäude eine ausgelassene Party. Am Morgen danach sind nur noch einige der Teenies vor Ort und bekämpfen den Kater mit Drogen. Als Patricks Bruder Rory eine verstörende Veränderung durchlebt, liegt daher der Verdacht nahe, dass sich der Bengel das falsche Zeug verabreicht hat, aber schnell wird der Gruppe klar, dass kein Drogenberater, sondern ein Exorzist gebraucht wird.
Wenn ein Film damit beworben wird, eine Mischung aus DER EXORZIST und EVIL DEAD zu sein, kann das fast nur in die Hose gehen, vor allem, wenn der Schauplatz ein psychiatrische Klinik ist, was in den letzten Jahren übermäßig beansprucht wurde.
Tatsächlich ist der erste Akt in EXITUS entsprechend bemüht und uninteressant, entwickelt dann aber ein Eigenleben, das zwar Elemente seiner Vorbilder nutzt, aber nicht stumpf kopiert.
„Das ist das heiligste Ritual in der Geschichte der Menschheit. Und wir haben es gerade lächerlich gemacht.“
Positiv fällt dabei eine Portion Humor auf. Wenn die Jugendlichen mit Hilfe einer animierten Exorzismusanleitung aus dem Internet zur Tat schreiten oder einer von ihnen während des gesamten Films mit dem Satz „I love fat cock“ auf dem Rücken herumläuft, weil ihn seine Freunde im Rausch dekorierten, ist klar, dass hier nicht alles bierernst zu nehmen ist.
Schaut man nur den Trailer, kann man allerdings leicht den Eindruck gewinnen, EXITUS wäre eine reine Komödie und das ist nicht der Fall. Warum vor allem im Mittelteil gelacht werden darf, bleibt Geheimnis der Macher, dem Film schadet es aber nicht.
Im letzten Filmdrittel geht es dann zunehmend zur Sache und die Effekte werden ausgepackt. Hier und da mogeln sich einige zu offensichtliche Computertricks ins Repertoire, insgesamt muss sich EXITUS aber auch in dieser Hinsicht nicht verstecken und ist angenehm brutal.
Dass der Twist, den der Film hier einbaut, im Making Of von allen beteiligten als große Überraschung gelobt wird, liegt allerdings auch daran, dass er nicht sinnvoll ist.
Während man EXITUS nicht mit DER EXORZIST oder EVIL DEAD vergleichen sollte (dabei kann man im Normalfall nur verlieren), haben wir es doch mit einem unterhaltsamen Horrorfilm zu tun, der nicht langweilt. Das liegt wiederum auch an Markus Nispel, der in seiner Karriere diverse Musikvideos drehte und weiß, wie man eine Kamera positioniert und bewegt um Dynamik zu erzeugen. Einen netten Rocksoundtrack gibt es obendrein.
Fazit: Auch wenn ich bisher nicht verstanden habe, was der Untertitel PLAY IT BACKWARDS soll, ist EXITUS gutes Horrorkino mit deutscher Beteiligung.