Wenn sich ein Regisseur wie Pascal Laugier nach mehr als sechs Jahren Pause mit einem neuen Film zurückmeldet, ist die Erwartungshaltung groß. MARTYRS ist ein moderner Horror-Klassiker, der folgende TALL MAN ein smarter Thriller mit bedrückender Atmosphäre.
Was wird GHOSTLAND bringen?
Inhalt von GHOSTLAND
Am Tag als Beth, ihre Schwester Vera und ihre Mutter in ein altes Landhaus ziehen, werden sie von zwei Eindringlingen brutal überfallen.
Jahre später ist Beth eine erfolgreiche Schriftstellerin, die weit weg in der Großstadt lebt und deren letzter Roman sich mit den Ereignissen jener Nacht auseinandersetzt. Sie selbst leidet noch immer an Alpträumen, aber dann erhält sie einen unerwarteten panischen Anruf ihrer Familie, die noch immer in dem Haus lebt.
GHOSTLAND ist eindeutig ein Laugier-Film. Während die kühlen Landschaftsbilder mit der kalten Atmosphäre von TALL MAN vergleichbar sind, drängen sich zunächst vor allem MARTYRS-Vergleiche auf. Sei es durch eine harte Home Invasion – Szene oder dadurch, dass wir Beth und Vera als Kinder kennenlernen, später als Erwachsene wiedertreffen und die eine der andere helfen möchte, während die Schatten der Vergangenheit noch immer über der Psyche liegen.
Inzwischen typisches Trademark ist aber auch, dass man als Zuschauer lange im Unklaren bleibt, kaum abschätzen kann, in welchem (Sub-)Genre man sich bewegt und dann durch einen (oder auch mehrere) Twists vor den Kopf gestoßen wird.
GHOSTLAND ist ein Psychotrip
Ein gewöhnlicher Geisterfilm, den man bei dem Titel erwarten könnte, ist GHOSTLAND jedenfalls nicht geworden, aber auch nicht MARTYRS – Teil 2.
Statt der modernen Villa aus Glas und Beton, die in MARTYRS die Hauptlocation war, befinden wir uns nun in einem alten Holzhaus. Man riecht förmlich den Muff, die alten Tapeten, alles wirkt organischer und altmodischer und dass eine der Figuren sagt: „Es sieht aus als würde Rob Zombie hier wohnen“ ist wohl kein Zufall.
Optisch fühlt man sich auch durch Aussehen und Kleidung der Figuren mehr als einmal an Zombies Filme erinnert, aber auch der Puppenwahn von Kollege James Wan schimmert durch und die Widersacher sind klischeebeladen genug, um in einem beliebigen Backwood-Film mitzuspielen.
Der dicke Perverse mit Hasenscharte und der Transvestit, die in einem Süßigkeiten-Truck durch die Gegend fahren, sind dann auch die größte Schwachstelle des Films. Ich bin nicht der Auffassung, dass ein guter Horrorfilm jede Frage restlos beantworten muss (siehe das Ende von MARTYRS), über diese Bösewichte erfährt man aber (wie auch über das unheimliche alte Haus) erschreckend wenig. Klar ist hingegen, dass sie äußerst brutal vorgehen, was sich schnell in den zerschundenen Körpern der Mädchen widerspiegelt und selbst eine Szene, in der nur eine Puppe mit einem Bunsenbrenner malträtiert wird, trägt zur aggressiven Stimmung bei, wohingegen in anderen Szenen Spannung vorherrscht.
Ein Hauch von US-Ware liegt in der Luft
Es ist Jammern auf hohem Niveau, aber hier und da entsteht der Eindruck, dass Horror des Horrors Willen zelebriert wird, statt die Story in den Vordergrund zu stellen, was bisher Pascal Laugiers Stärke war und so liegt über einem starken Film ein leichter Schleier, der nach US-Stangenware schmeckt.
Während die Antagonisten schwächeln, sind die Protagonisten stark und mit der fantasievollen Beth, die H.P. Lovecraft liebt und der älteren zynischen Vera werden uns eingangs glaubwürdige Figuren vorgestellt.
Technisch ist ohnehin alles makellos und ästhetisch in Szene gesetzt.
Fazit zu GHOSTLAND
Spannung, Gewalt, Twist…alles da, vieles stark. Trotzdem ist GHOSTLAND nicht der beste Film von Pascal Laugier.
Hier kannst du GHOSTLAND sehen